und Complimens bey andern Ambassadeurs an- zunehmen und abzustatten, ihre Tafeln zu bedienen, ihre Gemahlinnen in die Kirche, an die Tafel u. s. w. zu führen.
§. 17. Jn ihren Quartieren, in ihrer Equipage, und bey ihrer Tafel müssen sie sich so aufführen, daß es ihren Principalen nicht zu einiger disrenommee gereiche. Sie müssen auch bey ihrer Parade eine gleiche Aufführung beobachten, damit sie nicht prächtig anfangen, und hernach schlecht beschlies- sen. Also sollen bey dem Westphälischen Frie- dens-Congress ihrer viele mit excessiver Pracht angefangen haben, die aber im Fortgang trefflich nachgelassen, und bey dem Schluß sich gar schlecht aufgeführet. Daher man auch von dieser Abwech- selung Schertz-weise zu sagen pflegen, es hätten sich auf dem Westphälischen Friedens-Congress die 4 poetischen Secula praesentiret, nemlich (1) das Aureum, (2) Argenteum, (3) Stanneum, und (4) das Plumbeum.
§. 18. Bey manchen Höfen, bey manchen Völ- ckern, und bey manchen Handlungen ist eine beson- dere Magnificenze und Freygebigkeit vor andern nöthig. Wenn z. E. ein Abgesandter auf die Wahl eines Königes in Pohlen geschickt wird, so muß er eine grosse Figur machen, offene Tafel hal- ten, viel Geld aufwenden, und ansehnliche Geschen- cke austheilen, daß die auf dem Wahl-Tag ver- sammleten Stände nicht etwan den Schluß ma- chen: wenn sie nur den geringsten Argwohn eini-
ger
II. Theil. III. Capitul.
und Complimens bey andern Ambaſſadeurs an- zunehmen und abzuſtatten, ihre Tafeln zu bedienen, ihre Gemahlinnen in die Kirche, an die Tafel u. ſ. w. zu fuͤhren.
§. 17. Jn ihren Quartieren, in ihrer Equipage, und bey ihrer Tafel muͤſſen ſie ſich ſo auffuͤhren, daß es ihren Principalen nicht zu einiger disrenommée gereiche. Sie muͤſſen auch bey ihrer Parade eine gleiche Auffuͤhrung beobachten, damit ſie nicht praͤchtig anfangen, und hernach ſchlecht beſchlieſ- ſen. Alſo ſollen bey dem Weſtphaͤliſchen Frie- dens-Congreſs ihrer viele mit exceſſiver Pracht angefangen haben, die aber im Fortgang trefflich nachgelaſſen, und bey dem Schluß ſich gar ſchlecht aufgefuͤhret. Daher man auch von dieſer Abwech- ſelung Schertz-weiſe zu ſagen pflegen, es haͤtten ſich auf dem Weſtphaͤliſchen Friedens-Congreſs die 4 poëtiſchen Secula præſentiret, nemlich (1) das Aureum, (2) Argenteum, (3) Stanneum, und (4) das Plumbeum.
§. 18. Bey manchen Hoͤfen, bey manchen Voͤl- ckern, und bey manchen Handlungen iſt eine beſon- dere Magnificenze und Freygebigkeit vor andern noͤthig. Wenn z. E. ein Abgeſandter auf die Wahl eines Koͤniges in Pohlen geſchickt wird, ſo muß er eine groſſe Figur machen, offene Tafel hal- ten, viel Geld aufwenden, und anſehnliche Geſchen- cke austheilen, daß die auf dem Wahl-Tag ver- ſammleten Staͤnde nicht etwan den Schluß ma- chen: wenn ſie nur den geringſten Argwohn eini-
ger
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0410"n="386"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Theil. <hirendition="#aq">III.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
und <hirendition="#aq">Complimens</hi> bey andern <hirendition="#aq">Ambaſſadeurs</hi> an-<lb/>
zunehmen und abzuſtatten, ihre Tafeln zu bedienen,<lb/>
ihre Gemahlinnen in die Kirche, an die Tafel u. ſ. w.<lb/>
zu fuͤhren.</p><lb/><p>§. 17. Jn ihren Quartieren, in ihrer <hirendition="#aq">Equipage,</hi><lb/>
und bey ihrer Tafel muͤſſen ſie ſich ſo auffuͤhren, daß<lb/>
es ihren <hirendition="#aq">Principal</hi>en nicht zu einiger <hirendition="#aq">disrenommée</hi><lb/>
gereiche. Sie muͤſſen auch bey ihrer <hirendition="#aq">Parade</hi> eine<lb/>
gleiche Auffuͤhrung beobachten, damit ſie nicht<lb/>
praͤchtig anfangen, und hernach ſchlecht beſchlieſ-<lb/>ſen. Alſo ſollen bey dem Weſtphaͤliſchen Frie-<lb/>
dens-<hirendition="#aq">Congreſs</hi> ihrer viele mit <hirendition="#aq">exceſſiver</hi> Pracht<lb/>
angefangen haben, die aber im Fortgang trefflich<lb/>
nachgelaſſen, und bey dem Schluß ſich gar ſchlecht<lb/>
aufgefuͤhret. Daher man auch von dieſer Abwech-<lb/>ſelung Schertz-weiſe zu ſagen pflegen, es haͤtten ſich<lb/>
auf dem Weſtphaͤliſchen Friedens-<hirendition="#aq">Congreſs</hi> die<lb/>
4 <hirendition="#aq">poëti</hi>ſchen <hirendition="#aq">Secula præſenti</hi>ret, nemlich (1) das<lb/><hirendition="#aq">Aureum, (2) Argenteum, (3) Stanneum,</hi> und (4)<lb/>
das <hirendition="#aq">Plumbeum.</hi></p><lb/><p>§. 18. Bey manchen Hoͤfen, bey manchen Voͤl-<lb/>
ckern, und bey manchen Handlungen iſt eine beſon-<lb/>
dere <hirendition="#aq">Magnificenze</hi> und Freygebigkeit vor andern<lb/>
noͤthig. Wenn z. E. ein Abgeſandter auf die<lb/>
Wahl eines Koͤniges in Pohlen geſchickt wird, ſo<lb/>
muß er eine groſſe <hirendition="#aq">Figur</hi> machen, offene Tafel hal-<lb/>
ten, viel Geld aufwenden, und anſehnliche Geſchen-<lb/>
cke austheilen, daß die auf dem Wahl-Tag ver-<lb/>ſammleten Staͤnde nicht etwan den Schluß ma-<lb/>
chen: wenn ſie nur den geringſten Argwohn eini-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ger</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[386/0410]
II. Theil. III. Capitul.
und Complimens bey andern Ambaſſadeurs an-
zunehmen und abzuſtatten, ihre Tafeln zu bedienen,
ihre Gemahlinnen in die Kirche, an die Tafel u. ſ. w.
zu fuͤhren.
§. 17. Jn ihren Quartieren, in ihrer Equipage,
und bey ihrer Tafel muͤſſen ſie ſich ſo auffuͤhren, daß
es ihren Principalen nicht zu einiger disrenommée
gereiche. Sie muͤſſen auch bey ihrer Parade eine
gleiche Auffuͤhrung beobachten, damit ſie nicht
praͤchtig anfangen, und hernach ſchlecht beſchlieſ-
ſen. Alſo ſollen bey dem Weſtphaͤliſchen Frie-
dens-Congreſs ihrer viele mit exceſſiver Pracht
angefangen haben, die aber im Fortgang trefflich
nachgelaſſen, und bey dem Schluß ſich gar ſchlecht
aufgefuͤhret. Daher man auch von dieſer Abwech-
ſelung Schertz-weiſe zu ſagen pflegen, es haͤtten ſich
auf dem Weſtphaͤliſchen Friedens-Congreſs die
4 poëtiſchen Secula præſentiret, nemlich (1) das
Aureum, (2) Argenteum, (3) Stanneum, und (4)
das Plumbeum.
§. 18. Bey manchen Hoͤfen, bey manchen Voͤl-
ckern, und bey manchen Handlungen iſt eine beſon-
dere Magnificenze und Freygebigkeit vor andern
noͤthig. Wenn z. E. ein Abgeſandter auf die
Wahl eines Koͤniges in Pohlen geſchickt wird, ſo
muß er eine groſſe Figur machen, offene Tafel hal-
ten, viel Geld aufwenden, und anſehnliche Geſchen-
cke austheilen, daß die auf dem Wahl-Tag ver-
ſammleten Staͤnde nicht etwan den Schluß ma-
chen: wenn ſie nur den geringſten Argwohn eini-
ger
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/410>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.