Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Gesandten.
Affronts, durch Werffung des Dinten-Fasses auf
den Tisch, oder wie andere wollen, nach dem Herrn
Abgesandten, Satisfaction begehret, de anno 1658.
S. Lünigs Reichs-Cantzley, p. 717.

§. 70. Bey dergleichen Beleidigungs-Fällen
wird die Satisfaction entweder von dem beleidigten
Herrn vorgeschrieben, oder es werden Repressalien
gebraucht. Jst die Sache von einiger Wichtig-
keit gewesen, und sie wird nicht durch Vermitte-
lung anderer Puissancen in Güte gehoben, so ent-
stehet wohl gar zuweilen ein Krieg daraus. S.
Kemmerichs Grund-Sätze des Völcker-Rechts
von der Unverletzlichkeit der Gesandten, sammt ei-
ner Relation von dem Affront, der anno 1708.
dem Moscowitischen Abgesandten in Engelland er-
wiesen worden.

§. 71. Bißweilen geschicht die Dimission der an
frembden Höfen subsistirenden Ministres, theils
der Sachen, theils ihrer Person wegen. Manch-
mahl ist zwar die Person dem Hofe anständig, weil
aber andere Ursachen die längere Subsistenz nicht
verstatten wollen, so muß man zur Dimission schrei-
ten. Hat aber zuweilen eine Herrschafft eine
Aversation vor der abgeschickten Person, so giebet
sie auch wohl Anlaß zur Dimission.

§. 72. Bey dem letztern Fall reisen die Gesand-
ten in aller Stille und ohne besondere Ceremonie
weg. Bey dem erstern Fall aber, dafern nicht ei-

ne

Von den Geſandten.
Affronts, durch Werffung des Dinten-Faſſes auf
den Tiſch, oder wie andere wollen, nach dem Herrn
Abgeſandten, Satisfaction begehret, de anno 1658.
S. Luͤnigs Reichs-Cantzley, p. 717.

§. 70. Bey dergleichen Beleidigungs-Faͤllen
wird die Satisfaction entweder von dem beleidigten
Herrn vorgeſchrieben, oder es werden Repreſſalien
gebraucht. Jſt die Sache von einiger Wichtig-
keit geweſen, und ſie wird nicht durch Vermitte-
lung anderer Puiſſancen in Guͤte gehoben, ſo ent-
ſtehet wohl gar zuweilen ein Krieg daraus. S.
Kemmerichs Grund-Saͤtze des Voͤlcker-Rechts
von der Unverletzlichkeit der Geſandten, ſammt ei-
ner Relation von dem Affront, der anno 1708.
dem Moſcowitiſchen Abgeſandten in Engelland er-
wieſen worden.

§. 71. Bißweilen geſchicht die Dimiſſion der an
frembden Hoͤfen ſubſiſtirenden Miniſtres, theils
der Sachen, theils ihrer Perſon wegen. Manch-
mahl iſt zwar die Perſon dem Hofe anſtaͤndig, weil
aber andere Urſachen die laͤngere Subſiſtenz nicht
verſtatten wollen, ſo muß man zur Dimiſſion ſchrei-
ten. Hat aber zuweilen eine Herrſchafft eine
Averſation vor der abgeſchickten Perſon, ſo giebet
ſie auch wohl Anlaß zur Dimiſſion.

§. 72. Bey dem letztern Fall reiſen die Geſand-
ten in aller Stille und ohne beſondere Ceremonie
weg. Bey dem erſtern Fall aber, dafern nicht ei-

ne
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0437" n="413"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Ge&#x017F;andten.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Affronts,</hi> durch Werffung des Dinten-Fa&#x017F;&#x017F;es auf<lb/>
den Ti&#x017F;ch, oder wie andere wollen, nach dem Herrn<lb/>
Abge&#x017F;andten, <hi rendition="#aq">Satisfaction</hi> begehret, <hi rendition="#aq">de anno</hi> 1658.<lb/>
S. Lu&#x0364;nigs Reichs-Cantzley, <hi rendition="#aq">p.</hi> 717.</p><lb/>
          <p>§. 70. Bey dergleichen Beleidigungs-Fa&#x0364;llen<lb/>
wird die <hi rendition="#aq">Satisfaction</hi> entweder von dem beleidigten<lb/>
Herrn vorge&#x017F;chrieben, oder es werden <hi rendition="#aq">Repre&#x017F;&#x017F;ali</hi>en<lb/>
gebraucht. J&#x017F;t die Sache von einiger Wichtig-<lb/>
keit gewe&#x017F;en, und &#x017F;ie wird nicht durch Vermitte-<lb/>
lung anderer <hi rendition="#aq">Pui&#x017F;&#x017F;anc</hi>en in Gu&#x0364;te gehoben, &#x017F;o ent-<lb/>
&#x017F;tehet wohl gar zuweilen ein Krieg daraus. S.<lb/>
Kemmerichs Grund-Sa&#x0364;tze des Vo&#x0364;lcker-Rechts<lb/>
von der Unverletzlichkeit der Ge&#x017F;andten, &#x017F;ammt ei-<lb/>
ner <hi rendition="#aq">Relation</hi> von dem <hi rendition="#aq">Affront,</hi> der <hi rendition="#aq">anno</hi> 1708.<lb/>
dem Mo&#x017F;cowiti&#x017F;chen Abge&#x017F;andten in Engelland er-<lb/>
wie&#x017F;en worden.</p><lb/>
          <p>§. 71. Bißweilen ge&#x017F;chicht die <hi rendition="#aq">Dimi&#x017F;&#x017F;ion</hi> der an<lb/>
frembden Ho&#x0364;fen <hi rendition="#aq">&#x017F;ub&#x017F;i&#x017F;ti</hi>renden <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tres,</hi> theils<lb/>
der Sachen, theils ihrer Per&#x017F;on wegen. Manch-<lb/>
mahl i&#x017F;t zwar die Per&#x017F;on dem Hofe an&#x017F;ta&#x0364;ndig, weil<lb/>
aber andere Ur&#x017F;achen die la&#x0364;ngere <hi rendition="#aq">Sub&#x017F;i&#x017F;tenz</hi> nicht<lb/>
ver&#x017F;tatten wollen, &#x017F;o muß man zur <hi rendition="#aq">Dimi&#x017F;&#x017F;ion</hi> &#x017F;chrei-<lb/>
ten. Hat aber zuweilen eine Herr&#x017F;chafft eine<lb/><hi rendition="#aq">Aver&#x017F;ation</hi> vor der abge&#x017F;chickten Per&#x017F;on, &#x017F;o giebet<lb/>
&#x017F;ie auch wohl Anlaß zur <hi rendition="#aq">Dimi&#x017F;&#x017F;ion.</hi></p><lb/>
          <p>§. 72. Bey dem letztern Fall rei&#x017F;en die Ge&#x017F;and-<lb/>
ten in aller Stille und ohne be&#x017F;ondere <hi rendition="#aq">Ceremonie</hi><lb/>
weg. Bey dem er&#x017F;tern Fall aber, dafern nicht ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ne</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[413/0437] Von den Geſandten. Affronts, durch Werffung des Dinten-Faſſes auf den Tiſch, oder wie andere wollen, nach dem Herrn Abgeſandten, Satisfaction begehret, de anno 1658. S. Luͤnigs Reichs-Cantzley, p. 717. §. 70. Bey dergleichen Beleidigungs-Faͤllen wird die Satisfaction entweder von dem beleidigten Herrn vorgeſchrieben, oder es werden Repreſſalien gebraucht. Jſt die Sache von einiger Wichtig- keit geweſen, und ſie wird nicht durch Vermitte- lung anderer Puiſſancen in Guͤte gehoben, ſo ent- ſtehet wohl gar zuweilen ein Krieg daraus. S. Kemmerichs Grund-Saͤtze des Voͤlcker-Rechts von der Unverletzlichkeit der Geſandten, ſammt ei- ner Relation von dem Affront, der anno 1708. dem Moſcowitiſchen Abgeſandten in Engelland er- wieſen worden. §. 71. Bißweilen geſchicht die Dimiſſion der an frembden Hoͤfen ſubſiſtirenden Miniſtres, theils der Sachen, theils ihrer Perſon wegen. Manch- mahl iſt zwar die Perſon dem Hofe anſtaͤndig, weil aber andere Urſachen die laͤngere Subſiſtenz nicht verſtatten wollen, ſo muß man zur Dimiſſion ſchrei- ten. Hat aber zuweilen eine Herrſchafft eine Averſation vor der abgeſchickten Perſon, ſo giebet ſie auch wohl Anlaß zur Dimiſſion. §. 72. Bey dem letztern Fall reiſen die Geſand- ten in aller Stille und ohne beſondere Ceremonie weg. Bey dem erſtern Fall aber, dafern nicht ei- ne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/437
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/437>, abgerufen am 22.11.2024.