erklährte sich aber nach verlauffner ihm gegebenen Bedenck-Zeit, er fände sich darzu nicht geschickt, bäte also ihn damit zu verschonen, und ließ sich auf keinen andern Sinn bringen, ob ihm gleich der Pabst selbst nebst verschiedenen Cardinaelen ziem- liche Summen anboth, um sich Standes-mäßig aufzuführen. Er retirirte sich so gar in ein Klo- ster damit er Friede hätte. Der Pabst ließ ihn auf seine Unkosten ansehnlich begraben, und durch einen berühmten Jesuiten eine Leich-Predigt halten, dazu er ihm den Text aufgab: magnus quia meruit, maximus quia renuit. S. Theatr. Europ. des XVII. Jahres p. 249.
§. 10. Gleichwie der ietzige Pabst in allen Stü- cken die Pracht, die Galanterie und das Ceremo- niel-Wesen nicht groß achtet, also scheinet er auch kein grosser Liebhaber des Titular-Wesens zu seyn. An. 1724 ließ er einen Befehl an alle seine Hof- Bedienten ergehen, den Titul Excellentissimi, in den Päbstlichen Pallast nicht mehr anzunehmen. S. das XXIX Stück der Einleitung zur neuesten Historie. p. 264.
§. 11. Es bezeugt sich bey den Titulaturen wohl niemand besonderer, als einige ausserhalb Europa herrschende Regenten. Also soll sich der der Kay- ser von AEthiopien auf folgende Weyse schreiben: Durch die Gnade unsers HErrn JEsu CHristi Kayser in AEthiopien, Nubien, Saba und allen Grentzen von Arabia, aus einen Durchlauchtigen Stamm absprossend von der Königin von Saba,
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Von Titulaturen.
erklaͤhrte ſich aber nach verlauffner ihm gegebenen Bedenck-Zeit, er faͤnde ſich darzu nicht geſchickt, baͤte alſo ihn damit zu verſchonen, und ließ ſich auf keinen andern Sinn bringen, ob ihm gleich der Pabſt ſelbſt nebſt verſchiedenen Cardinælen ziem- liche Summen anboth, um ſich Standes-maͤßig aufzufuͤhren. Er retirirte ſich ſo gar in ein Klo- ſter damit er Friede haͤtte. Der Pabſt ließ ihn auf ſeine Unkoſten anſehnlich begraben, und durch einen beruͤhmten Jeſuiten eine Leich-Predigt halten, dazu er ihm den Text aufgab: magnus quia meruit, maximus quia renuit. S. Theatr. Europ. des XVII. Jahres p. 249.
§. 10. Gleichwie der ietzige Pabſt in allen Stuͤ- cken die Pracht, die Galanterie und das Ceremo- niel-Weſen nicht groß achtet, alſo ſcheinet er auch kein groſſer Liebhaber des Titular-Weſens zu ſeyn. An. 1724 ließ er einen Befehl an alle ſeine Hof- Bedienten ergehen, den Titul Excellentiſſimi, in den Paͤbſtlichen Pallaſt nicht mehr anzunehmen. S. das XXIX Stuͤck der Einleitung zur neueſten Hiſtorie. p. 264.
§. 11. Es bezeugt ſich bey den Titulaturen wohl niemand beſonderer, als einige auſſerhalb Europa herrſchende Regenten. Alſo ſoll ſich der der Kay- ſer von Æthiopien auf folgende Weyſe ſchreiben: Durch die Gnade unſers HErrn JEſu CHriſti Kayſer in Æthiopien, Nubien, Saba und allen Grentzen von Arabia, aus einen Durchlauchtigen Stamm abſproſſend von der Koͤnigin von Saba,
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Von Titulaturen.
erklaͤhrte ſich aber nach verlauffner ihm gegebenen
Bedenck-Zeit, er faͤnde ſich darzu nicht geſchickt,
baͤte alſo ihn damit zu verſchonen, und ließ ſich auf
keinen andern Sinn bringen, ob ihm gleich der
Pabſt ſelbſt nebſt verſchiedenen Cardinælen ziem-
liche Summen anboth, um ſich Standes-maͤßig
aufzufuͤhren. Er retirirte ſich ſo gar in ein Klo-
ſter damit er Friede haͤtte. Der Pabſt ließ ihn
auf ſeine Unkoſten anſehnlich begraben, und durch
einen beruͤhmten Jeſuiten eine Leich-Predigt
halten, dazu er ihm den Text aufgab: magnus
quia meruit, maximus quia renuit. S. Theatr.
Europ. des XVII. Jahres p. 249.
§. 10. Gleichwie der ietzige Pabſt in allen Stuͤ-
cken die Pracht, die Galanterie und das Ceremo-
niel-Weſen nicht groß achtet, alſo ſcheinet er auch
kein groſſer Liebhaber des Titular-Weſens zu ſeyn.
An. 1724 ließ er einen Befehl an alle ſeine Hof-
Bedienten ergehen, den Titul Excellentiſſimi, in
den Paͤbſtlichen Pallaſt nicht mehr anzunehmen.
S. das XXIX Stuͤck der Einleitung zur neueſten
Hiſtorie. p. 264.
§. 11. Es bezeugt ſich bey den Titulaturen wohl
niemand beſonderer, als einige auſſerhalb Europa
herrſchende Regenten. Alſo ſoll ſich der der Kay-
ſer von Æthiopien auf folgende Weyſe ſchreiben:
Durch die Gnade unſers HErrn JEſu CHriſti
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/445>, abgerufen am 22.11.2024.
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