freygebig, iedoch richten sie es auch dabey so ein, daß sie sich nicht allzuviel dadurch vergeben, dem Tertio oder ihren Successoribus dadurch praeju- diciren, oder auch diejenigen denen mit dergleichen nichts gedient ist, mit ungewöhnlichen und über- flüßigen Titulaturen nicht incommodiren.
§. 19. Andere aber sind sehr difficil, sie wieder- setzen sich den neuen Titulaturen, so die andern praetendiren, auf alle Weyse, biß sich endlich an- dere ins Mittel schlagen, besondere Vergleiche hierüber aufgerichtet, oder eigene Temperamente ausfündig gemacht werden. Das Exempel des ersten Käysers von Rußland Petri I. da er von den andern Puissancen die Titulatur der Kayserlichen Majestät verlangte, kan hierinnen zum Beweiß die- ses Lehr-Satzes dienen.
§. 20. Bey den Friedens-Congressen und an- deren öffentlichen Berathschlagungen erregen die Titulaturen der Puissancen und der Abgesandten ein Hauffen Disputen, und dem Haupt-Werck der Handlungen trefliche Hindernisse. Hierbey wird bißweilen zum Temperament vorgeschlagen, daß man in tertia persona mit einander redet, und das Ehren-Wort, Altesse, Excellenz u. s. w. wegläst.
§. 21. An. 1717 setzte es in Regenspurg, als der Cardinal von Sachsen-Zeitz Principal-Commis- sarius worden, Zwistigkeiten wegen des Curialis, Heilig, in Ansehung der Römischen Kirche und des Stuhls zu Rom, so Evangelici sich zu geben wei- gerten. Man proponirte zum Temperament,
Evan-
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Von Titulaturen.
freygebig, iedoch richten ſie es auch dabey ſo ein, daß ſie ſich nicht allzuviel dadurch vergeben, dem Tertio oder ihren Succeſſoribus dadurch præju- diciren, oder auch diejenigen denen mit dergleichen nichts gedient iſt, mit ungewoͤhnlichen und uͤber- fluͤßigen Titulaturen nicht incommodiren.
§. 19. Andere aber ſind ſehr difficil, ſie wieder- ſetzen ſich den neuen Titulaturen, ſo die andern prætendiren, auf alle Weyſe, biß ſich endlich an- dere ins Mittel ſchlagen, beſondere Vergleiche hieruͤber aufgerichtet, oder eigene Temperamente ausfuͤndig gemacht werden. Das Exempel des erſten Kaͤyſers von Rußland Petri I. da er von den andern Puiſſancen die Titulatur der Kayſerlichen Majeſtaͤt verlangte, kan hierinnen zum Beweiß die- ſes Lehr-Satzes dienen.
§. 20. Bey den Friedens-Congreſſen und an- deren oͤffentlichen Berathſchlagungen erregen die Titulaturen der Puiſſancen und der Abgeſandten ein Hauffen Diſputen, und dem Haupt-Werck der Handlungen trefliche Hinderniſſe. Hierbey wird bißweilen zum Temperament vorgeſchlagen, daß man in tertia perſona mit einander redet, und das Ehren-Wort, Alteſſe, Excellenz u. ſ. w. weglaͤſt.
§. 21. An. 1717 ſetzte es in Regenſpurg, als der Cardinal von Sachſen-Zeitz Principal-Commis- ſarius worden, Zwiſtigkeiten wegen des Curialis, Heilig, in Anſehung der Roͤmiſchen Kirche und des Stuhls zu Rom, ſo Evangelici ſich zu geben wei- gerten. Man proponirte zum Temperament,
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Von Titulaturen.
freygebig, iedoch richten ſie es auch dabey ſo ein,
daß ſie ſich nicht allzuviel dadurch vergeben, dem
Tertio oder ihren Succeſſoribus dadurch præju-
diciren, oder auch diejenigen denen mit dergleichen
nichts gedient iſt, mit ungewoͤhnlichen und uͤber-
fluͤßigen Titulaturen nicht incommodiren.
§. 19. Andere aber ſind ſehr difficil, ſie wieder-
ſetzen ſich den neuen Titulaturen, ſo die andern
prætendiren, auf alle Weyſe, biß ſich endlich an-
dere ins Mittel ſchlagen, beſondere Vergleiche
hieruͤber aufgerichtet, oder eigene Temperamente
ausfuͤndig gemacht werden. Das Exempel des
erſten Kaͤyſers von Rußland Petri I. da er von den
andern Puiſſancen die Titulatur der Kayſerlichen
Majeſtaͤt verlangte, kan hierinnen zum Beweiß die-
ſes Lehr-Satzes dienen.
§. 20. Bey den Friedens-Congreſſen und an-
deren oͤffentlichen Berathſchlagungen erregen die
Titulaturen der Puiſſancen und der Abgeſandten
ein Hauffen Diſputen, und dem Haupt-Werck der
Handlungen trefliche Hinderniſſe. Hierbey wird
bißweilen zum Temperament vorgeſchlagen, daß
man in tertia perſona mit einander redet, und das
Ehren-Wort, Alteſſe, Excellenz u. ſ. w. weglaͤſt.
§. 21. An. 1717 ſetzte es in Regenſpurg, als der
Cardinal von Sachſen-Zeitz Principal-Commis-
ſarius worden, Zwiſtigkeiten wegen des Curialis,
Heilig, in Anſehung der Roͤmiſchen Kirche und des
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gerten. Man proponirte zum Temperament,
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/449>, abgerufen am 22.11.2024.
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