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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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II. Theil. IV. Capitul.
in Ansehung gegen dem Kayser kan man sie nicht
vollkommen vor souverain achten; und einige wol-
len doch die Titulatur, Wir von GOttes Gnaden,
also auslegen, als ob hiedurch angedeutet würde,
daß sie keinen Menschen hier auf Erden unterworf-
fen, und bloß von GOtt gesetzt wären, als wie die
Englischen Juristen von ihren König reden: Omnes
sub illo, ille sub nullo, nisi tantum Deo, a quo
secundum sine quo, primus ante omnes & su-
per omnes in suis ditionibus.
S. Becmans No-
tit. Dignitat. Illustr. p.
63.

§. 17. Bey den Titulaturen grosser Herren, die
sie an andere höhere oder geringere Standes-
Personen zu ertheilen pflegen, wenn sie Schreiben
an dieselbigen abfassen, hat man auf folgende
Stücke zu sehen, (1) auf den Eingang z. E. Un-
sere willige Dienste zuvor, und was Wir mehr
Liebes und Gutes etc. Durchlauchtigster Fürst etc.
(2) auf den Context, Ewe. Gnaden, Liebden, u.
s. w. (3) auf die Unterschrifft, in wie weit sie sich
bey derselben ihnen entweder parificiren, oder sich
gegen sie erniedrigen, und (4) auf die Aufschrifft
des Schreibens, das ist auf dem auswerdigen
Titul.

§. 18. Einige Regenten binden sich nicht eben
so gar genau in Beehrung ihrer Mit-Regenen an
dasjenige was etwan biß anhero bey den Titulatu-
ren unter ihnen gebräuchlich gewesen, sondern er-
weisen sich bey manchen Zeiten, wenn es ihre
Staats-Raisons erfordern wollen, damit gantz

freyge-

II. Theil. IV. Capitul.
in Anſehung gegen dem Kayſer kan man ſie nicht
vollkommen vor ſouverain achten; und einige wol-
len doch die Titulatur, Wir von GOttes Gnaden,
alſo auslegen, als ob hiedurch angedeutet wuͤrde,
daß ſie keinen Menſchen hier auf Erden unterworf-
fen, und bloß von GOtt geſetzt waͤren, als wie die
Engliſchen Juriſten von ihren Koͤnig reden: Omnes
ſub illo, ille ſub nullo, niſi tantum Deo, à quo
ſecundum ſine quo, primus ante omnes & ſu-
per omnes in ſuis ditionibus.
S. Becmans No-
tit. Dignitat. Illuſtr. p.
63.

§. 17. Bey den Titulaturen groſſer Herren, die
ſie an andere hoͤhere oder geringere Standes-
Perſonen zu ertheilen pflegen, wenn ſie Schreiben
an dieſelbigen abfaſſen, hat man auf folgende
Stuͤcke zu ſehen, (1) auf den Eingang z. E. Un-
ſere willige Dienſte zuvor, und was Wir mehr
Liebes und Gutes ꝛc. Durchlauchtigſter Fuͤrſt ꝛc.
(2) auf den Context, Ewe. Gnaden, Liebden, u.
ſ. w. (3) auf die Unterſchrifft, in wie weit ſie ſich
bey derſelben ihnen entweder parificiren, oder ſich
gegen ſie erniedrigen, und (4) auf die Aufſchrifft
des Schreibens, das iſt auf dem auswerdigen
Titul.

§. 18. Einige Regenten binden ſich nicht eben
ſo gar genau in Beehrung ihrer Mit-Regenen an
dasjenige was etwan biß anhero bey den Titulatu-
ren unter ihnen gebraͤuchlich geweſen, ſondern er-
weiſen ſich bey manchen Zeiten, wenn es ihre
Staats-Raiſons erfordern wollen, damit gantz

freyge-
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[424/0448] II. Theil. IV. Capitul. in Anſehung gegen dem Kayſer kan man ſie nicht vollkommen vor ſouverain achten; und einige wol- len doch die Titulatur, Wir von GOttes Gnaden, alſo auslegen, als ob hiedurch angedeutet wuͤrde, daß ſie keinen Menſchen hier auf Erden unterworf- fen, und bloß von GOtt geſetzt waͤren, als wie die Engliſchen Juriſten von ihren Koͤnig reden: Omnes ſub illo, ille ſub nullo, niſi tantum Deo, à quo ſecundum ſine quo, primus ante omnes & ſu- per omnes in ſuis ditionibus. S. Becmans No- tit. Dignitat. Illuſtr. p. 63. §. 17. Bey den Titulaturen groſſer Herren, die ſie an andere hoͤhere oder geringere Standes- Perſonen zu ertheilen pflegen, wenn ſie Schreiben an dieſelbigen abfaſſen, hat man auf folgende Stuͤcke zu ſehen, (1) auf den Eingang z. E. Un- ſere willige Dienſte zuvor, und was Wir mehr Liebes und Gutes ꝛc. Durchlauchtigſter Fuͤrſt ꝛc. (2) auf den Context, Ewe. Gnaden, Liebden, u. ſ. w. (3) auf die Unterſchrifft, in wie weit ſie ſich bey derſelben ihnen entweder parificiren, oder ſich gegen ſie erniedrigen, und (4) auf die Aufſchrifft des Schreibens, das iſt auf dem auswerdigen Titul. §. 18. Einige Regenten binden ſich nicht eben ſo gar genau in Beehrung ihrer Mit-Regenen an dasjenige was etwan biß anhero bey den Titulatu- ren unter ihnen gebraͤuchlich geweſen, ſondern er- weiſen ſich bey manchen Zeiten, wenn es ihre Staats-Raiſons erfordern wollen, damit gantz freyge-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/448>, abgerufen am 22.11.2024.