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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von den Friedens-Schlüssen.
terschiedenen Gemächern, wie selbige von einer ie-
glichen Parthey durch das Looß zugefallen.

§. 28. Gleichwie die Mediations-Ministri in-
strui
rt sind, allen Zwistigkeiten, so dem Friedens-
Conferentien einen Aufhalt geben könten, und al-
len Argwohn einiger Preference zuvor zu kommen,
also geben sie sich viel Mühe bey den Conferenz-
Gemächern alles so mit ajoustiren zu helffen, daß
es allen Recht seyn möchte. Es werden bißwei-
len viel Risse und Modelle wegen der Conferenz-
Gebäude verfertiget, bevor sie eine völlige Appro-
bation
finden. Man declarirt auch wohl gegen
einander, daß kein Ort vor den ersten, andern oder
dritten solte gehalten werden, und daß keiner von
den Gevollmächtigten den Vorsatz habe sich durch
diesen oder jenen Platz, einige Praerogativ oder Vor-
zug, und hingegentheils den andern einige Nach-
theile zuwege zu bringen.

§. 29. Wegen der Sprache entstehen auch biß-
weilen Dispüten, wenn entweder die Mediations-
Ministri
ihre Articul in eine solche Sprache ab-
fassen, die den andern nicht anständig, oder andere
Gevollmächtigte bey den Conferenzen sich einer
Sprache bedienen wollen, die bißher nicht ge-
wöhnlich gewesen.

§. 30. Nachdem die mancherley und streitigen
Titulaturen der Puissancen keine geringe Jrrun-
gen und den Friedens-Conferentien Verzögerun-
gen zu wege bringen können, so ist ein sehr gutes
Mittel um diesen vorzukommen, wenn die Media-

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Von den Friedens-Schluͤſſen.
terſchiedenen Gemaͤchern, wie ſelbige von einer ie-
glichen Parthey durch das Looß zugefallen.

§. 28. Gleichwie die Mediations-Miniſtri in-
ſtrui
rt ſind, allen Zwiſtigkeiten, ſo dem Friedens-
Conferentien einen Aufhalt geben koͤnten, und al-
len Argwohn einiger Preference zuvor zu kommen,
alſo geben ſie ſich viel Muͤhe bey den Conferenz-
Gemaͤchern alles ſo mit ajouſtiren zu helffen, daß
es allen Recht ſeyn moͤchte. Es werden bißwei-
len viel Riſſe und Modelle wegen der Conferenz-
Gebaͤude verfertiget, bevor ſie eine voͤllige Appro-
bation
finden. Man declarirt auch wohl gegen
einander, daß kein Ort vor den erſten, andern oder
dritten ſolte gehalten werden, und daß keiner von
den Gevollmaͤchtigten den Vorſatz habe ſich durch
dieſen oder jenen Platz, einige Prærogativ oder Vor-
zug, und hingegentheils den andern einige Nach-
theile zuwege zu bringen.

§. 29. Wegen der Sprache entſtehen auch biß-
weilen Diſpuͤten, wenn entweder die Mediations-
Miniſtri
ihre Articul in eine ſolche Sprache ab-
faſſen, die den andern nicht anſtaͤndig, oder andere
Gevollmaͤchtigte bey den Conferenzen ſich einer
Sprache bedienen wollen, die bißher nicht ge-
woͤhnlich geweſen.

§. 30. Nachdem die mancherley und ſtreitigen
Titulaturen der Puiſſancen keine geringe Jrrun-
gen und den Friedens-Conferentien Verzoͤgerun-
gen zu wege bringen koͤnnen, ſo iſt ein ſehr gutes
Mittel um dieſen vorzukommen, wenn die Media-

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[521/0545] Von den Friedens-Schluͤſſen. terſchiedenen Gemaͤchern, wie ſelbige von einer ie- glichen Parthey durch das Looß zugefallen. §. 28. Gleichwie die Mediations-Miniſtri in- ſtruirt ſind, allen Zwiſtigkeiten, ſo dem Friedens- Conferentien einen Aufhalt geben koͤnten, und al- len Argwohn einiger Preference zuvor zu kommen, alſo geben ſie ſich viel Muͤhe bey den Conferenz- Gemaͤchern alles ſo mit ajouſtiren zu helffen, daß es allen Recht ſeyn moͤchte. Es werden bißwei- len viel Riſſe und Modelle wegen der Conferenz- Gebaͤude verfertiget, bevor ſie eine voͤllige Appro- bation finden. Man declarirt auch wohl gegen einander, daß kein Ort vor den erſten, andern oder dritten ſolte gehalten werden, und daß keiner von den Gevollmaͤchtigten den Vorſatz habe ſich durch dieſen oder jenen Platz, einige Prærogativ oder Vor- zug, und hingegentheils den andern einige Nach- theile zuwege zu bringen. §. 29. Wegen der Sprache entſtehen auch biß- weilen Diſpuͤten, wenn entweder die Mediations- Miniſtri ihre Articul in eine ſolche Sprache ab- faſſen, die den andern nicht anſtaͤndig, oder andere Gevollmaͤchtigte bey den Conferenzen ſich einer Sprache bedienen wollen, die bißher nicht ge- woͤhnlich geweſen. §. 30. Nachdem die mancherley und ſtreitigen Titulaturen der Puiſſancen keine geringe Jrrun- gen und den Friedens-Conferentien Verzoͤgerun- gen zu wege bringen koͤnnen, ſo iſt ein ſehr gutes Mittel um dieſen vorzukommen, wenn die Media- teurs K k 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/545>, abgerufen am 29.06.2024.