§. 18. Wenn die Hoch-Fürstlichen Mütter ihre Vormundschafft antreten wollen, so entstehen gar öffters zwischen den Agnaten dieserhalben har- te Contradictionen; Die Hoch-Fürstlichen Her- ren Vettern wollen sich ihres vermeintlichen ge- bührenden Vormundschaffts-Rechts mit aller Ge- walt gebrauchen, sie wenden wider eine andre Administration die solennesten Protestationes ein, sie lassen in besondern Deductionen allenthal- ben bekandt machen, wie ihnen vor andern das Vormundschaffts-Recht zustehe, und wie die an- dre Tutel, der sich die Fürstliche Wittwe ange- mast, dem alten Herkommen, den Fürstlichen Ver- trägen und ausgestellten Reversalien zuwider sey. Sie maßen sich öffters der Administration des Landes und der Erziehung der Printzen de facto an, sie deuten der Hoch-Fürstlichen Frau Wittwe an, daß sie sich auf ihren Wittwen-Sitz begeben soll, sie wollen den Printzen wegführen, die Be- dienten in Pflicht nehmen, und die Landschafft zur Huldigung zwingen.
§. 19. Diesen Bezeugen widersetzen sich nun die Hoch-Fürstlichen Wittwen so viel als möglich, sie beziehen sich auf die vielen Exempel die bey diesen Hoch-Fürstlichen Hause und bey andern Hoch-Fürstlichen Häusern anzutreffen, daß die Mütter bey der Tutel den Agnaten vorgezogen worden; sie allegiren zu ihrer Faveur die Erb- Verträge und Landes-Reversalien, auch Ehe- Pacten, so die Agnaten mit unterschrieben, sie steif-
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III. Theil. I. Capitul.
§. 18. Wenn die Hoch-Fuͤrſtlichen Muͤtter ihre Vormundſchafft antreten wollen, ſo entſtehen gar oͤffters zwiſchen den Agnaten dieſerhalben har- te Contradictionen; Die Hoch-Fuͤrſtlichen Her- ren Vettern wollen ſich ihres vermeintlichen ge- buͤhrenden Vormundſchaffts-Rechts mit aller Ge- walt gebrauchen, ſie wenden wider eine andre Adminiſtration die ſolenneſten Proteſtationes ein, ſie laſſen in beſondern Deductionen allenthal- ben bekandt machen, wie ihnen vor andern das Vormundſchaffts-Recht zuſtehe, und wie die an- dre Tutel, der ſich die Fuͤrſtliche Wittwe ange- maſt, dem alten Herkommen, den Fuͤrſtlichen Ver- traͤgen und ausgeſtellten Reverſalien zuwider ſey. Sie maßen ſich oͤffters der Adminiſtration des Landes und der Erziehung der Printzen de facto an, ſie deuten der Hoch-Fuͤrſtlichen Frau Wittwe an, daß ſie ſich auf ihren Wittwen-Sitz begeben ſoll, ſie wollen den Printzen wegfuͤhren, die Be- dienten in Pflicht nehmen, und die Landſchafft zur Huldigung zwingen.
§. 19. Dieſen Bezeugen widerſetzen ſich nun die Hoch-Fuͤrſtlichen Wittwen ſo viel als moͤglich, ſie beziehen ſich auf die vielen Exempel die bey dieſen Hoch-Fuͤrſtlichen Hauſe und bey andern Hoch-Fuͤrſtlichen Haͤuſern anzutreffen, daß die Muͤtter bey der Tutel den Agnaten vorgezogen worden; ſie allegiren zu ihrer Faveur die Erb- Vertraͤge und Landes-Reverſalien, auch Ehe- Pacten, ſo die Agnaten mit unterſchrieben, ſie ſteif-
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III. Theil. I. Capitul.
§. 18. Wenn die Hoch-Fuͤrſtlichen Muͤtter
ihre Vormundſchafft antreten wollen, ſo entſtehen
gar oͤffters zwiſchen den Agnaten dieſerhalben har-
te Contradictionen; Die Hoch-Fuͤrſtlichen Her-
ren Vettern wollen ſich ihres vermeintlichen ge-
buͤhrenden Vormundſchaffts-Rechts mit aller Ge-
walt gebrauchen, ſie wenden wider eine andre
Adminiſtration die ſolenneſten Proteſtationes
ein, ſie laſſen in beſondern Deductionen allenthal-
ben bekandt machen, wie ihnen vor andern das
Vormundſchaffts-Recht zuſtehe, und wie die an-
dre Tutel, der ſich die Fuͤrſtliche Wittwe ange-
maſt, dem alten Herkommen, den Fuͤrſtlichen Ver-
traͤgen und ausgeſtellten Reverſalien zuwider ſey.
Sie maßen ſich oͤffters der Adminiſtration des
Landes und der Erziehung der Printzen de facto
an, ſie deuten der Hoch-Fuͤrſtlichen Frau Wittwe
an, daß ſie ſich auf ihren Wittwen-Sitz begeben
ſoll, ſie wollen den Printzen wegfuͤhren, die Be-
dienten in Pflicht nehmen, und die Landſchafft zur
Huldigung zwingen.
§. 19. Dieſen Bezeugen widerſetzen ſich nun
die Hoch-Fuͤrſtlichen Wittwen ſo viel als moͤglich,
ſie beziehen ſich auf die vielen Exempel die bey
dieſen Hoch-Fuͤrſtlichen Hauſe und bey andern
Hoch-Fuͤrſtlichen Haͤuſern anzutreffen, daß die
Muͤtter bey der Tutel den Agnaten vorgezogen
worden; ſie allegiren zu ihrer Faveur die Erb-
Vertraͤge und Landes-Reverſalien, auch Ehe-
Pacten, ſo die Agnaten mit unterſchrieben, ſie ſteif-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/570>, abgerufen am 22.11.2024.
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