Chur. Sächsische Ober-Hof-Prediger, der seelige Herr D. Weller, in den Personalibus von Chur- Fürsten Johann Georgen den I. Christ-mildesten Andenckens, daß sie nicht allein ein eigen Protocoll über die einkommenden Reichs- und Land-Sa- chen gehalten, und auch bey währender Kranckheit offtmahls in einen Tage über hundert Befehle und andere Sachen unterschrieben, sondern auch in ein besonder Diarium und tägliches Handbuch aller- hand domestica und sein hohes Hauß angehende Sachen angemerckt. Er hätte selbst mit Her- tzens-Freude in Dero Chur-Fürstlichen Zimmer darinnen gelesen, wie sie dem frommen GOtt so andächtig für seiner Gemahlin, Printzen und Töch- ter Erhaltung gedancket, und daß weil sie heute an diesen Tage ihrer lieben Gemahlin einen neuen Hofemeister bestellt, so bäthen sie GOtt, daß er solch Werck vom Himmel herab seegnen wolle. S. Hausens Busta Electorum Saxoniae, pag. 1402. Chur-Fürst Friedrich der Weise, war ein guter Haußwirth, er durchsahe alle Morgen und Abend auch auf der Reise die Rechnungen und Register selbst, sahe seinen Amtleuten und Schössern genau auf die Haube, und glaubte keinen weiter als er ihn sahe. S. Lutheri Tischreden, C. 46. p. m. 485.
§. 8. Sie wohnen den Conferentien und Be- rathschlagungen bey wichtigen Puncten in hoher Person selbst bey, hören die Vorträge mit an, und zeichnen sich die Haupt-Resolutionen in eine be- sondere Registrande. Kayser Ferdinandus II.
verließ
I. Theil. IV. Capitul.
Chur. Saͤchſiſche Ober-Hof-Prediger, der ſeelige Herr D. Weller, in den Perſonalibus von Chur- Fuͤrſten Johann Georgen den I. Chriſt-mildeſten Andenckens, daß ſie nicht allein ein eigen Protocoll uͤber die einkommenden Reichs- und Land-Sa- chen gehalten, und auch bey waͤhrender Kranckheit offtmahls in einen Tage uͤber hundert Befehle und andere Sachen unterſchrieben, ſondern auch in ein beſonder Diarium und taͤgliches Handbuch aller- hand domeſtica und ſein hohes Hauß angehende Sachen angemerckt. Er haͤtte ſelbſt mit Her- tzens-Freude in Dero Chur-Fuͤrſtlichen Zimmer darinnen geleſen, wie ſie dem frommen GOtt ſo andaͤchtig fuͤr ſeiner Gemahlin, Printzen und Toͤch- ter Erhaltung gedancket, und daß weil ſie heute an dieſen Tage ihrer lieben Gemahlin einen neuen Hofemeiſter beſtellt, ſo baͤthen ſie GOtt, daß er ſolch Werck vom Himmel herab ſeegnen wolle. S. Hauſens Buſta Electorum Saxoniæ, pag. 1402. Chur-Fuͤrſt Friedrich der Weiſe, war ein guter Haußwirth, er durchſahe alle Morgen und Abend auch auf der Reiſe die Rechnungen und Regiſter ſelbſt, ſahe ſeinen Amtleuten und Schoͤſſern genau auf die Haube, und glaubte keinen weiter als er ihn ſahe. S. Lutheri Tiſchreden, C. 46. p. m. 485.
§. 8. Sie wohnen den Conferentien und Be- rathſchlagungen bey wichtigen Puncten in hoher Perſon ſelbſt bey, hoͤren die Vortraͤge mit an, und zeichnen ſich die Haupt-Reſolutionen in eine be- ſondere Regiſtrande. Kayſer Ferdinandus II.
verließ
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0062"n="38"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Theil. <hirendition="#aq">IV.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
Chur. Saͤchſiſche Ober-Hof-Prediger, der ſeelige<lb/>
Herr <hirendition="#aq">D.</hi> Weller, in den <hirendition="#aq">Perſonalibus</hi> von Chur-<lb/>
Fuͤrſten Johann Georgen den <hirendition="#aq">I.</hi> Chriſt-mildeſten<lb/>
Andenckens, daß ſie nicht allein ein eigen <hirendition="#aq">Protocoll</hi><lb/>
uͤber die einkommenden Reichs- und Land-Sa-<lb/>
chen gehalten, und auch bey waͤhrender Kranckheit<lb/>
offtmahls in einen Tage uͤber hundert Befehle und<lb/>
andere Sachen unterſchrieben, ſondern auch in ein<lb/>
beſonder <hirendition="#aq">Diarium</hi> und taͤgliches Handbuch aller-<lb/>
hand <hirendition="#aq">domeſtica</hi> und ſein hohes Hauß angehende<lb/>
Sachen angemerckt. Er haͤtte ſelbſt mit Her-<lb/>
tzens-Freude in Dero Chur-Fuͤrſtlichen Zimmer<lb/>
darinnen geleſen, wie ſie dem frommen GOtt ſo<lb/>
andaͤchtig fuͤr ſeiner Gemahlin, Printzen und Toͤch-<lb/>
ter Erhaltung gedancket, und daß weil ſie heute an<lb/>
dieſen Tage ihrer lieben Gemahlin einen neuen<lb/>
Hofemeiſter beſtellt, ſo baͤthen ſie GOtt, daß er<lb/>ſolch Werck vom Himmel herab ſeegnen wolle. S.<lb/>
Hauſens <hirendition="#aq">Buſta Electorum Saxoniæ, pag.</hi> 1402.<lb/>
Chur-Fuͤrſt Friedrich der Weiſe, war ein guter<lb/>
Haußwirth, er durchſahe alle Morgen und Abend<lb/>
auch auf der Reiſe die Rechnungen und Regiſter<lb/>ſelbſt, ſahe ſeinen Amtleuten und Schoͤſſern genau<lb/>
auf die Haube, und glaubte keinen weiter als er ihn<lb/>ſahe. S. <hirendition="#aq">Lutheri</hi> Tiſchreden, <hirendition="#aq">C. 46. p. m.</hi> 485.</p><lb/><p>§. 8. Sie wohnen den <hirendition="#aq">Conferenti</hi>en und Be-<lb/>
rathſchlagungen bey wichtigen Puncten in hoher<lb/>
Perſon ſelbſt bey, hoͤren die Vortraͤge mit an, und<lb/>
zeichnen ſich die Haupt-<hirendition="#aq">Reſolution</hi>en in eine be-<lb/>ſondere <hirendition="#aq">Regiſtrande.</hi> Kayſer <hirendition="#aq">Ferdinandus II.</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">verließ</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[38/0062]
I. Theil. IV. Capitul.
Chur. Saͤchſiſche Ober-Hof-Prediger, der ſeelige
Herr D. Weller, in den Perſonalibus von Chur-
Fuͤrſten Johann Georgen den I. Chriſt-mildeſten
Andenckens, daß ſie nicht allein ein eigen Protocoll
uͤber die einkommenden Reichs- und Land-Sa-
chen gehalten, und auch bey waͤhrender Kranckheit
offtmahls in einen Tage uͤber hundert Befehle und
andere Sachen unterſchrieben, ſondern auch in ein
beſonder Diarium und taͤgliches Handbuch aller-
hand domeſtica und ſein hohes Hauß angehende
Sachen angemerckt. Er haͤtte ſelbſt mit Her-
tzens-Freude in Dero Chur-Fuͤrſtlichen Zimmer
darinnen geleſen, wie ſie dem frommen GOtt ſo
andaͤchtig fuͤr ſeiner Gemahlin, Printzen und Toͤch-
ter Erhaltung gedancket, und daß weil ſie heute an
dieſen Tage ihrer lieben Gemahlin einen neuen
Hofemeiſter beſtellt, ſo baͤthen ſie GOtt, daß er
ſolch Werck vom Himmel herab ſeegnen wolle. S.
Hauſens Buſta Electorum Saxoniæ, pag. 1402.
Chur-Fuͤrſt Friedrich der Weiſe, war ein guter
Haußwirth, er durchſahe alle Morgen und Abend
auch auf der Reiſe die Rechnungen und Regiſter
ſelbſt, ſahe ſeinen Amtleuten und Schoͤſſern genau
auf die Haube, und glaubte keinen weiter als er ihn
ſahe. S. Lutheri Tiſchreden, C. 46. p. m. 485.
§. 8. Sie wohnen den Conferentien und Be-
rathſchlagungen bey wichtigen Puncten in hoher
Perſon ſelbſt bey, hoͤren die Vortraͤge mit an, und
zeichnen ſich die Haupt-Reſolutionen in eine be-
ſondere Regiſtrande. Kayſer Ferdinandus II.
verließ
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/62>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.