verließ nicht leichtlich die Conferenz-Zimmer, ob- schon die Berathschlagungen bißweilen vier Stun- den nach einander gewähret hatten. Wenn die Räthe wegen so schwerer Mühe und Arbeit müde und verdrossen waren, so erfreuete er sich, daß ihn nicht Gelegenheit gemangelt, tapffer zu arbeiten. Er pflegte zu sagen: in drey Dingen würde ihm die Zeit nicht lang, im Gottesdienst, im Rath, und im Jagen. S. Kevenhüllers Annal. Ferdinand. p. 2434.
§. 9. Eine sehr löbliche Gewohnheit ists, wenn einige Regenten an gewissen Tagen in der Wochen nicht allein fremden Ministris und Gesandten Au- dienz ertheilen, sondern auch ihre Unterthanen gnä- dig anhören/ und sonderlich den nothleidenden und bedrängten einen freyen Zutritt verstatten. An dem gottseeligen Hertzog zu Sachsen-Gotha Erne- stum durffte sich ein iedweder adressiren, er hörte einen ieden mit väterlicher Güte an, er nahm ihre Suppliquen selbst an, und wenn ihre Bitten gerecht waren, oder er ihnen dieselben accordiren konte, so bewilligte er dieselben. S. die von Monsr. Teissier von ihm verfertigte Lebens-Beschreibung, pag. 97. Einige haben die Geschicklichkeit, auf die Vorträge der ausländischen Ministres, und wenn sie auch noch so weitläufftig seyn solten, selbst die gehörige Antwort zu erstatten. Kayser Leopoldus beant- wortete alle Audienzen selbst, und wenn in einem Vortrage zwantzig Puncte waren, wiederhohlte er solche in der vorgebrachten Ordnung, und beant-
wortete
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Von Hoch-Fuͤrſtl. Occupationen ꝛc.
verließ nicht leichtlich die Conferenz-Zimmer, ob- ſchon die Berathſchlagungen bißweilen vier Stun- den nach einander gewaͤhret hatten. Wenn die Raͤthe wegen ſo ſchwerer Muͤhe und Arbeit muͤde und verdroſſen waren, ſo erfreuete er ſich, daß ihn nicht Gelegenheit gemangelt, tapffer zu arbeiten. Er pflegte zu ſagen: in drey Dingen wuͤrde ihm die Zeit nicht lang, im Gottesdienſt, im Rath, und im Jagen. S. Kevenhuͤllers Annal. Ferdinand. p. 2434.
§. 9. Eine ſehr loͤbliche Gewohnheit iſts, wenn einige Regenten an gewiſſen Tagen in der Wochen nicht allein fremden Miniſtris und Geſandten Au- dienz ertheilen, ſondern auch ihre Unterthanen gnaͤ- dig anhoͤren/ und ſonderlich den nothleidenden und bedraͤngten einen freyen Zutritt verſtatten. An dem gottſeeligen Hertzog zu Sachſen-Gotha Erne- ſtum durffte ſich ein iedweder adreſſiren, er hoͤrte einen ieden mit vaͤterlicher Guͤte an, er nahm ihre Suppliquen ſelbſt an, und wenn ihre Bitten gerecht waren, oder er ihnen dieſelben accordiren konte, ſo bewilligte er dieſelben. S. die von Monſr. Teiſſier von ihm verfertigte Lebens-Beſchreibung, pag. 97. Einige haben die Geſchicklichkeit, auf die Vortraͤge der auslaͤndiſchen Miniſtres, und wenn ſie auch noch ſo weitlaͤufftig ſeyn ſolten, ſelbſt die gehoͤrige Antwort zu erſtatten. Kayſer Leopoldus beant- wortete alle Audienzen ſelbſt, und wenn in einem Vortrage zwantzig Puncte waren, wiederhohlte er ſolche in der vorgebrachten Ordnung, und beant-
wortete
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Von Hoch-Fuͤrſtl. Occupationen ꝛc.
verließ nicht leichtlich die Conferenz-Zimmer, ob-
ſchon die Berathſchlagungen bißweilen vier Stun-
den nach einander gewaͤhret hatten. Wenn die
Raͤthe wegen ſo ſchwerer Muͤhe und Arbeit muͤde
und verdroſſen waren, ſo erfreuete er ſich, daß ihn
nicht Gelegenheit gemangelt, tapffer zu arbeiten.
Er pflegte zu ſagen: in drey Dingen wuͤrde ihm
die Zeit nicht lang, im Gottesdienſt, im Rath, und
im Jagen. S. Kevenhuͤllers Annal. Ferdinand.
p. 2434.
§. 9. Eine ſehr loͤbliche Gewohnheit iſts, wenn
einige Regenten an gewiſſen Tagen in der Wochen
nicht allein fremden Miniſtris und Geſandten Au-
dienz ertheilen, ſondern auch ihre Unterthanen gnaͤ-
dig anhoͤren/ und ſonderlich den nothleidenden und
bedraͤngten einen freyen Zutritt verſtatten. An
dem gottſeeligen Hertzog zu Sachſen-Gotha Erne-
ſtum durffte ſich ein iedweder adreſſiren, er hoͤrte
einen ieden mit vaͤterlicher Guͤte an, er nahm ihre
Suppliquen ſelbſt an, und wenn ihre Bitten gerecht
waren, oder er ihnen dieſelben accordiren konte, ſo
bewilligte er dieſelben. S. die von Monſr. Teiſſier
von ihm verfertigte Lebens-Beſchreibung, pag. 97.
Einige haben die Geſchicklichkeit, auf die Vortraͤge
der auslaͤndiſchen Miniſtres, und wenn ſie auch
noch ſo weitlaͤufftig ſeyn ſolten, ſelbſt die gehoͤrige
Antwort zu erſtatten. Kayſer Leopoldus beant-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/63>, abgerufen am 21.11.2024.
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