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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von der Crönung.
der Gnade GOttes, mit dessen Gaben alle diejeni-
gen, die entweder der Kirche oder dem gemeinen
Wesen vorstehen wollen, ausgerüstet sollen werden.
Bey den Römisch-Eatholischen wird nicht erlaubt,
daß sie vor der Salbung einige Speise und Tranck
zu sich nehmen, es müste denn von dem Pabst bey
einigen Fällen dispensirt werden.

§. 31. Es pflegt gar öffters einer von den Reichs-
Ständen oder den vornehmsten Officianten dem
Herrn Consecratori das Gefäß mit dem Salb-
Oehl zu reichen. Die Königlichen Personen knien
darauf auf die Sammet-Küssen nieder, legen die
Cronen und Scepter neben sich hin, und erwarten
der Salbung. Die Herren Consecratores neh-
men etwas von dem Salb-Oehl auf die zwey för-
dersten Finger der rechten Hand, und salben die
Königlichen Personen auf die Stirne, und auf die
Puls-Adern der beyden Hände. Zuweilen ge-
schicht die Salbung auch bey den Königen auf der
Brust, und auf den entblößten rechten Arm, unter
den Schultern, an dem rechten Daumen, und dann
an der flachen Hand, wie sie nach der Observanz
eines ieden Königreichs hergebracht. Es werden
gewisse Gebethe bey der Königlichen Salbung her-
gebethet. Die Bischöffe trocknen nachgehends
das heilige Oehl wieder ab, und führen sie wieder
auf den Königlichen Thron.

§. 32. Bißweilen werden ihnen vor der Sal-
bung, bißweilen auch nach derselben gewisse Habite
oder besondere Stücke, die zu der Kleidung gehö-

ren,
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Von der Croͤnung.
der Gnade GOttes, mit deſſen Gaben alle diejeni-
gen, die entweder der Kirche oder dem gemeinen
Weſen vorſtehen wollen, ausgeruͤſtet ſollen werden.
Bey den Roͤmiſch-Eatholiſchen wird nicht erlaubt,
daß ſie vor der Salbung einige Speiſe und Tranck
zu ſich nehmen, es muͤſte denn von dem Pabſt bey
einigen Faͤllen diſpenſirt werden.

§. 31. Es pflegt gar oͤffters einer von den Reichs-
Staͤnden oder den vornehmſten Officianten dem
Herrn Conſecratori das Gefaͤß mit dem Salb-
Oehl zu reichen. Die Koͤniglichen Perſonen knien
darauf auf die Sammet-Kuͤſſen nieder, legen die
Cronen und Scepter neben ſich hin, und erwarten
der Salbung. Die Herren Conſecratores neh-
men etwas von dem Salb-Oehl auf die zwey foͤr-
derſten Finger der rechten Hand, und ſalben die
Koͤniglichen Perſonen auf die Stirne, und auf die
Puls-Adern der beyden Haͤnde. Zuweilen ge-
ſchicht die Salbung auch bey den Koͤnigen auf der
Bruſt, und auf den entbloͤßten rechten Arm, unter
den Schultern, an dem rechten Daumen, und dann
an der flachen Hand, wie ſie nach der Obſervanz
eines ieden Koͤnigreichs hergebracht. Es werden
gewiſſe Gebethe bey der Koͤniglichen Salbung her-
gebethet. Die Biſchoͤffe trocknen nachgehends
das heilige Oehl wieder ab, und fuͤhren ſie wieder
auf den Koͤniglichen Thron.

§. 32. Bißweilen werden ihnen vor der Sal-
bung, bißweilen auch nach derſelben gewiſſe Habite
oder beſondere Stuͤcke, die zu der Kleidung gehoͤ-

ren,
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[599/0623] Von der Croͤnung. der Gnade GOttes, mit deſſen Gaben alle diejeni- gen, die entweder der Kirche oder dem gemeinen Weſen vorſtehen wollen, ausgeruͤſtet ſollen werden. Bey den Roͤmiſch-Eatholiſchen wird nicht erlaubt, daß ſie vor der Salbung einige Speiſe und Tranck zu ſich nehmen, es muͤſte denn von dem Pabſt bey einigen Faͤllen diſpenſirt werden. §. 31. Es pflegt gar oͤffters einer von den Reichs- Staͤnden oder den vornehmſten Officianten dem Herrn Conſecratori das Gefaͤß mit dem Salb- Oehl zu reichen. Die Koͤniglichen Perſonen knien darauf auf die Sammet-Kuͤſſen nieder, legen die Cronen und Scepter neben ſich hin, und erwarten der Salbung. Die Herren Conſecratores neh- men etwas von dem Salb-Oehl auf die zwey foͤr- derſten Finger der rechten Hand, und ſalben die Koͤniglichen Perſonen auf die Stirne, und auf die Puls-Adern der beyden Haͤnde. Zuweilen ge- ſchicht die Salbung auch bey den Koͤnigen auf der Bruſt, und auf den entbloͤßten rechten Arm, unter den Schultern, an dem rechten Daumen, und dann an der flachen Hand, wie ſie nach der Obſervanz eines ieden Koͤnigreichs hergebracht. Es werden gewiſſe Gebethe bey der Koͤniglichen Salbung her- gebethet. Die Biſchoͤffe trocknen nachgehends das heilige Oehl wieder ab, und fuͤhren ſie wieder auf den Koͤniglichen Thron. §. 32. Bißweilen werden ihnen vor der Sal- bung, bißweilen auch nach derſelben gewiſſe Habite oder beſondere Stuͤcke, die zu der Kleidung gehoͤ- ren, P p 4

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/623>, abgerufen am 25.11.2024.