Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den heiligen Handlungen.
che begeben sollen, und nicht, biß die Predigt ange-
het, auf der Gallerie herum spatzieren, auch keiner,
biß die Predigt samt dem gemeinen Gebeth oder die
öffentliche Bethstunde gäntzlich zu Ende, sich selbst
heraus begeben, oder für sich eigenes Willens da-
von gehen. S. unter andern die Fürstl. Sächsisch-
Gothaische de anno 1648.

§. 13. Jn eben dieser Hof-Ordnung findet man
auch angeführt: weil man bißanhero wahrgenom-
men, daß bey einigen Tischen, weder wenn sie sich
gesetzt, noch wenn sie aufgestanden, die gewöhnli-
chen Tisch-Gebethe weder vor-noch nach Tische
verrichtet würden, vielweniger daß sie bey den Ti-
schen die Gaben Gottes mit entblößten Häuptern
zu sich genommen; Als würde hiermit gnädigst an-
befohlen, daß sich hinführo keiner zu Tische setzen,
noch davon abtreten solte, biß das Gebeth vor- und
nach Tische gebührend verrichtet worden.

§. 14. Wenn eine sehr tieffe Trauer einfällt, so
ist es an unterschiedenen Fürstl. Höfen in Teutsch-
land gebräuchlich, daß sie sich alsdenn ein acht,
zehn biß zwölff Wochen die Sonn- und Fest-Täge
über in ihren Zimmern aufhalten, und den öffent-
lichen Gottesdienst in der Kirche nicht mit abwar-
ten. Es muß alsdenn der Fürstliche Schloß- oder
Hof-Prediger der Durchlauchtigsten Herrschafft
und der Hofstatt in dem Gemach predigen. Ein
gleiches pfleget auch zu geschehen, wenn sich eines
von der Landes-Herrschafft nicht wohl-auf be-
findet.

§. 15.

Von den heiligen Handlungen.
che begeben ſollen, und nicht, biß die Predigt ange-
het, auf der Gallerie herum ſpatzieren, auch keiner,
biß die Predigt ſamt dem gemeinen Gebeth oder die
oͤffentliche Bethſtunde gaͤntzlich zu Ende, ſich ſelbſt
heraus begeben, oder fuͤr ſich eigenes Willens da-
von gehen. S. unter andern die Fuͤrſtl. Saͤchſiſch-
Gothaiſche de anno 1648.

§. 13. Jn eben dieſer Hof-Ordnung findet man
auch angefuͤhrt: weil man bißanhero wahrgenom-
men, daß bey einigen Tiſchen, weder wenn ſie ſich
geſetzt, noch wenn ſie aufgeſtanden, die gewoͤhnli-
chen Tiſch-Gebethe weder vor-noch nach Tiſche
verrichtet wuͤrden, vielweniger daß ſie bey den Ti-
ſchen die Gaben Gottes mit entbloͤßten Haͤuptern
zu ſich genommen; Als wuͤrde hiermit gnaͤdigſt an-
befohlen, daß ſich hinfuͤhro keiner zu Tiſche ſetzen,
noch davon abtreten ſolte, biß das Gebeth vor- und
nach Tiſche gebuͤhrend verrichtet worden.

§. 14. Wenn eine ſehr tieffe Trauer einfaͤllt, ſo
iſt es an unterſchiedenen Fuͤrſtl. Hoͤfen in Teutſch-
land gebraͤuchlich, daß ſie ſich alsdenn ein acht,
zehn biß zwoͤlff Wochen die Sonn- und Feſt-Taͤge
uͤber in ihren Zimmern aufhalten, und den oͤffent-
lichen Gottesdienſt in der Kirche nicht mit abwar-
ten. Es muß alsdenn der Fuͤrſtliche Schloß- oder
Hof-Prediger der Durchlauchtigſten Herrſchafft
und der Hofſtatt in dem Gemach predigen. Ein
gleiches pfleget auch zu geſchehen, wenn ſich eines
von der Landes-Herrſchafft nicht wohl-auf be-
findet.

§. 15.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0071" n="47"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den heiligen Handlungen.</hi></fw><lb/>
che begeben &#x017F;ollen, und nicht, biß die Predigt ange-<lb/>
het, auf der <hi rendition="#aq">Gallerie</hi> herum &#x017F;patzieren, auch keiner,<lb/>
biß die Predigt &#x017F;amt dem gemeinen Gebeth oder die<lb/>
o&#x0364;ffentliche Beth&#x017F;tunde ga&#x0364;ntzlich zu Ende, &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
heraus begeben, oder fu&#x0364;r &#x017F;ich eigenes Willens da-<lb/>
von gehen. S. unter andern die Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;ch-<lb/>
Gothai&#x017F;che <hi rendition="#aq">de anno</hi> 1648.</p><lb/>
          <p>§. 13. Jn eben die&#x017F;er Hof-Ordnung findet man<lb/>
auch angefu&#x0364;hrt: weil man bißanhero wahrgenom-<lb/>
men, daß bey einigen Ti&#x017F;chen, weder wenn &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
ge&#x017F;etzt, noch wenn &#x017F;ie aufge&#x017F;tanden, die gewo&#x0364;hnli-<lb/>
chen Ti&#x017F;ch-Gebethe weder vor-noch nach Ti&#x017F;che<lb/>
verrichtet wu&#x0364;rden, vielweniger daß &#x017F;ie bey den Ti-<lb/>
&#x017F;chen die Gaben Gottes mit entblo&#x0364;ßten Ha&#x0364;uptern<lb/>
zu &#x017F;ich genommen; Als wu&#x0364;rde hiermit gna&#x0364;dig&#x017F;t an-<lb/>
befohlen, daß &#x017F;ich hinfu&#x0364;hro keiner zu Ti&#x017F;che &#x017F;etzen,<lb/>
noch davon abtreten &#x017F;olte, biß das Gebeth vor- und<lb/>
nach Ti&#x017F;che gebu&#x0364;hrend verrichtet worden.</p><lb/>
          <p>§. 14. Wenn eine &#x017F;ehr tieffe Trauer einfa&#x0364;llt, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t es an unter&#x017F;chiedenen Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Ho&#x0364;fen in Teut&#x017F;ch-<lb/>
land gebra&#x0364;uchlich, daß &#x017F;ie &#x017F;ich alsdenn ein acht,<lb/>
zehn biß zwo&#x0364;lff Wochen die Sonn- und Fe&#x017F;t-Ta&#x0364;ge<lb/>
u&#x0364;ber in ihren Zimmern aufhalten, und den o&#x0364;ffent-<lb/>
lichen Gottesdien&#x017F;t in der Kirche nicht mit abwar-<lb/>
ten. Es muß alsdenn der Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Schloß- oder<lb/>
Hof-Prediger der Durchlauchtig&#x017F;ten Herr&#x017F;chafft<lb/>
und der Hof&#x017F;tatt in dem Gemach predigen. Ein<lb/>
gleiches pfleget auch zu ge&#x017F;chehen, wenn &#x017F;ich eines<lb/>
von der Landes-Herr&#x017F;chafft nicht wohl-auf be-<lb/>
findet.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 15.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0071] Von den heiligen Handlungen. che begeben ſollen, und nicht, biß die Predigt ange- het, auf der Gallerie herum ſpatzieren, auch keiner, biß die Predigt ſamt dem gemeinen Gebeth oder die oͤffentliche Bethſtunde gaͤntzlich zu Ende, ſich ſelbſt heraus begeben, oder fuͤr ſich eigenes Willens da- von gehen. S. unter andern die Fuͤrſtl. Saͤchſiſch- Gothaiſche de anno 1648. §. 13. Jn eben dieſer Hof-Ordnung findet man auch angefuͤhrt: weil man bißanhero wahrgenom- men, daß bey einigen Tiſchen, weder wenn ſie ſich geſetzt, noch wenn ſie aufgeſtanden, die gewoͤhnli- chen Tiſch-Gebethe weder vor-noch nach Tiſche verrichtet wuͤrden, vielweniger daß ſie bey den Ti- ſchen die Gaben Gottes mit entbloͤßten Haͤuptern zu ſich genommen; Als wuͤrde hiermit gnaͤdigſt an- befohlen, daß ſich hinfuͤhro keiner zu Tiſche ſetzen, noch davon abtreten ſolte, biß das Gebeth vor- und nach Tiſche gebuͤhrend verrichtet worden. §. 14. Wenn eine ſehr tieffe Trauer einfaͤllt, ſo iſt es an unterſchiedenen Fuͤrſtl. Hoͤfen in Teutſch- land gebraͤuchlich, daß ſie ſich alsdenn ein acht, zehn biß zwoͤlff Wochen die Sonn- und Feſt-Taͤge uͤber in ihren Zimmern aufhalten, und den oͤffent- lichen Gottesdienſt in der Kirche nicht mit abwar- ten. Es muß alsdenn der Fuͤrſtliche Schloß- oder Hof-Prediger der Durchlauchtigſten Herrſchafft und der Hofſtatt in dem Gemach predigen. Ein gleiches pfleget auch zu geſchehen, wenn ſich eines von der Landes-Herrſchafft nicht wohl-auf be- findet. §. 15.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/71
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/71>, abgerufen am 21.11.2024.