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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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I. Theil. V. Capitul.
Kirchen zugleich mit öffentliche Kirchen, welche
nicht allein von der Hof-Gemeinde, sondern auch
von der Stadt-Gemeinde mit besucht werden; an
andern findet man nur kleine Schloß-Capellen, die
bloß vor den Gottesdienst der Durchlauchtigsten
Herrschafft und der Hofstatt gewidmet sind. Zu-
weilen muß der Priester in der Stadt zugleich mit
bey Hofe predigen; an vielen Höfen aber ist ein
eigener Hof- und Schloß-Prediger bestellt, der gar
offters in einem ansehnlichen Range steht, und an
einigen Orten über die Fürstlichen Cammer-Jun-
cker placirt wird. An grossen Höfen findet man
zwey biß drey Hof-Prediger, und über diese noch
einen besondern Ober-Hof-Prediger.

§. 11. Wo GOtt und sein Wort geliebt und
hochgehalten wird, so pflegen nicht allein die Fürst-
lichen Personen selbst der Predigt des Sonn- und
Fest-Tages Vormittags und Nachmittags mit
beyzuwohnen, sondern auch die Wochen-Predig-
ten und Bethstunden mit zu besuchen, und genau
Achtung zu geben, daß kein eintziger von ihren Be-
dienten, zumahl von Cavalieren, ohne erhebliche
Ursache aus der Kirche bleiben möge.

§. 12. Wie löblich ist es doch, wenn man in ei-
nigen alten und neuen Fürstlichen Hof-Ordnun-
gen findet, daß, so bald des Sommers und Win-
ters in die Kirche eingeläutet wird, der Hof- oder
Hauß-Marschall samt den Cavaliers, Pagen, La-
queyen
und andern Hof-Gesinde, sich vor dem
Fürstlichen Gemach einfinden, und mit in die Kir-

che

I. Theil. V. Capitul.
Kirchen zugleich mit oͤffentliche Kirchen, welche
nicht allein von der Hof-Gemeinde, ſondern auch
von der Stadt-Gemeinde mit beſucht werden; an
andern findet man nur kleine Schloß-Capellen, die
bloß vor den Gottesdienſt der Durchlauchtigſten
Herrſchafft und der Hofſtatt gewidmet ſind. Zu-
weilen muß der Prieſter in der Stadt zugleich mit
bey Hofe predigen; an vielen Hoͤfen aber iſt ein
eigener Hof- und Schloß-Prediger beſtellt, der gar
offters in einem anſehnlichen Range ſteht, und an
einigen Orten uͤber die Fuͤrſtlichen Cammer-Jun-
cker placirt wird. An groſſen Hoͤfen findet man
zwey biß drey Hof-Prediger, und uͤber dieſe noch
einen beſondern Ober-Hof-Prediger.

§. 11. Wo GOtt und ſein Wort geliebt und
hochgehalten wird, ſo pflegen nicht allein die Fuͤrſt-
lichen Perſonen ſelbſt der Predigt des Sonn- und
Feſt-Tages Vormittags und Nachmittags mit
beyzuwohnen, ſondern auch die Wochen-Predig-
ten und Bethſtunden mit zu beſuchen, und genau
Achtung zu geben, daß kein eintziger von ihren Be-
dienten, zumahl von Cavalieren, ohne erhebliche
Urſache aus der Kirche bleiben moͤge.

§. 12. Wie loͤblich iſt es doch, wenn man in ei-
nigen alten und neuen Fuͤrſtlichen Hof-Ordnun-
gen findet, daß, ſo bald des Sommers und Win-
ters in die Kirche eingelaͤutet wird, der Hof- oder
Hauß-Marſchall ſamt den Cavaliers, Pagen, La-
queyen
und andern Hof-Geſinde, ſich vor dem
Fuͤrſtlichen Gemach einfinden, und mit in die Kir-

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[46/0070] I. Theil. V. Capitul. Kirchen zugleich mit oͤffentliche Kirchen, welche nicht allein von der Hof-Gemeinde, ſondern auch von der Stadt-Gemeinde mit beſucht werden; an andern findet man nur kleine Schloß-Capellen, die bloß vor den Gottesdienſt der Durchlauchtigſten Herrſchafft und der Hofſtatt gewidmet ſind. Zu- weilen muß der Prieſter in der Stadt zugleich mit bey Hofe predigen; an vielen Hoͤfen aber iſt ein eigener Hof- und Schloß-Prediger beſtellt, der gar offters in einem anſehnlichen Range ſteht, und an einigen Orten uͤber die Fuͤrſtlichen Cammer-Jun- cker placirt wird. An groſſen Hoͤfen findet man zwey biß drey Hof-Prediger, und uͤber dieſe noch einen beſondern Ober-Hof-Prediger. §. 11. Wo GOtt und ſein Wort geliebt und hochgehalten wird, ſo pflegen nicht allein die Fuͤrſt- lichen Perſonen ſelbſt der Predigt des Sonn- und Feſt-Tages Vormittags und Nachmittags mit beyzuwohnen, ſondern auch die Wochen-Predig- ten und Bethſtunden mit zu beſuchen, und genau Achtung zu geben, daß kein eintziger von ihren Be- dienten, zumahl von Cavalieren, ohne erhebliche Urſache aus der Kirche bleiben moͤge. §. 12. Wie loͤblich iſt es doch, wenn man in ei- nigen alten und neuen Fuͤrſtlichen Hof-Ordnun- gen findet, daß, ſo bald des Sommers und Win- ters in die Kirche eingelaͤutet wird, der Hof- oder Hauß-Marſchall ſamt den Cavaliers, Pagen, La- queyen und andern Hof-Geſinde, ſich vor dem Fuͤrſtlichen Gemach einfinden, und mit in die Kir- che

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/70>, abgerufen am 21.11.2024.