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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von den Reichs- und Land-Tägen.
men will/ einen Land-Tag von denen vor ihm ge-
sinneten Ständen ausgeschrieben, so kommen denn
die andern von der Ritterschafft und von ihren Mit-
Ständen ein, und erinnern sie, daß sie bey ihrer
Versammlung die Behutsamkeit gebrauchen sol-
len, damit von ihnen nichts verbündliches geschlos-
sen werden möchte, weder die so theuer erworbene/
von dem Landes-Herrn iederzeit bestätigte Landes-
Privilegia und Jura gekränckt, noch die alten löbli-
chen Gebräuche und Gewohnheiten des Landes,
die von Kayserlicher Majestät ihnen confirmirte
Reversalia, Pacta und sämmtliche Landes-Consti-
tution
en violiret würden. Widrigenfalls, und da
ausser Verhoffen dem entgegen etwas geschlossen
oder verabredet werden solte, so protestiren sie dar-
wider auf das feyerlichste, erklähren dasselbe als et-
was unverbindliches vor null und nichtig, und re-
servi
ren sich ihre Jura auf das künfftige, so gut sie
können.

§. 32. Die Stände müssen meistentheils auf
eigene Unkosten reisen, iedoch bekommen sie nach-
gehends die Auslösung. Einige Politici haben in
Vorschlag gebracht, daß die Deliberationes weit
mehr beschleuniget werden würden, wenn die
Stände gar keine Auslösungs-Gelder bekämen,
und vor ihr eigen Geld zehren müsten. Doch die-
ses ist eine Sache, welche die Stände an den Or-
ten, wo sie eingeführet, schwerlich werden lassen ab-
kommen.

§. 33. Sind die Stände in der Fürstlichen Re-

sidentz

Von den Reichs- und Land-Taͤgen.
men will/ einen Land-Tag von denen vor ihm ge-
ſinneten Staͤnden ausgeſchrieben, ſo kommen denn
die andern von der Ritterſchafft und von ihren Mit-
Staͤnden ein, und erinnern ſie, daß ſie bey ihrer
Verſammlung die Behutſamkeit gebrauchen ſol-
len, damit von ihnen nichts verbuͤndliches geſchloſ-
ſen werden moͤchte, weder die ſo theuer erworbene/
von dem Landes-Herrn iederzeit beſtaͤtigte Landes-
Privilegia und Jura gekraͤnckt, noch die alten loͤbli-
chen Gebraͤuche und Gewohnheiten des Landes,
die von Kayſerlicher Majeſtaͤt ihnen confirmirte
Reverſalia, Pacta und ſaͤmmtliche Landes-Conſti-
tution
en violiret wuͤrden. Widrigenfalls, und da
auſſer Verhoffen dem entgegen etwas geſchloſſen
oder verabredet werden ſolte, ſo proteſtiren ſie dar-
wider auf das feyerlichſte, erklaͤhren daſſelbe als et-
was unverbindliches vor null und nichtig, und re-
ſervi
ren ſich ihre Jura auf das kuͤnfftige, ſo gut ſie
koͤnnen.

§. 32. Die Staͤnde muͤſſen meiſtentheils auf
eigene Unkoſten reiſen, iedoch bekommen ſie nach-
gehends die Ausloͤſung. Einige Politici haben in
Vorſchlag gebracht, daß die Deliberationes weit
mehr beſchleuniget werden wuͤrden, wenn die
Staͤnde gar keine Ausloͤſungs-Gelder bekaͤmen,
und vor ihr eigen Geld zehren muͤſten. Doch die-
ſes iſt eine Sache, welche die Staͤnde an den Or-
ten, wo ſie eingefuͤhret, ſchwerlich werden laſſen ab-
kommen.

§. 33. Sind die Staͤnde in der Fuͤrſtlichen Re-

ſidentz
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[699/0723] Von den Reichs- und Land-Taͤgen. men will/ einen Land-Tag von denen vor ihm ge- ſinneten Staͤnden ausgeſchrieben, ſo kommen denn die andern von der Ritterſchafft und von ihren Mit- Staͤnden ein, und erinnern ſie, daß ſie bey ihrer Verſammlung die Behutſamkeit gebrauchen ſol- len, damit von ihnen nichts verbuͤndliches geſchloſ- ſen werden moͤchte, weder die ſo theuer erworbene/ von dem Landes-Herrn iederzeit beſtaͤtigte Landes- Privilegia und Jura gekraͤnckt, noch die alten loͤbli- chen Gebraͤuche und Gewohnheiten des Landes, die von Kayſerlicher Majeſtaͤt ihnen confirmirte Reverſalia, Pacta und ſaͤmmtliche Landes-Conſti- tutionen violiret wuͤrden. Widrigenfalls, und da auſſer Verhoffen dem entgegen etwas geſchloſſen oder verabredet werden ſolte, ſo proteſtiren ſie dar- wider auf das feyerlichſte, erklaͤhren daſſelbe als et- was unverbindliches vor null und nichtig, und re- ſerviren ſich ihre Jura auf das kuͤnfftige, ſo gut ſie koͤnnen. §. 32. Die Staͤnde muͤſſen meiſtentheils auf eigene Unkoſten reiſen, iedoch bekommen ſie nach- gehends die Ausloͤſung. Einige Politici haben in Vorſchlag gebracht, daß die Deliberationes weit mehr beſchleuniget werden wuͤrden, wenn die Staͤnde gar keine Ausloͤſungs-Gelder bekaͤmen, und vor ihr eigen Geld zehren muͤſten. Doch die- ſes iſt eine Sache, welche die Staͤnde an den Or- ten, wo ſie eingefuͤhret, ſchwerlich werden laſſen ab- kommen. §. 33. Sind die Staͤnde in der Fuͤrſtlichen Re- ſidentz

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/723>, abgerufen am 22.11.2024.