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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von den heiligen Handlungen.
sistorium zu Bayreuth, die Verbesserung des geist-
lichen Standes betreffend, vor einigen Jahren pu-
blici
rt haben.

§. 17. Lassen sie bey den allgemeinen Landes-
Nöthen, um den erzürnten GOtt in die Ruthe zu
fallen, in ihren Landen Fast-Buß- und Beth-Ta-
ge ausschreiben, so schreiben sie nicht nur ihren Un-
terthanen vor, wie sie sich an diesen Tagen bezeu-
gen sollen, sondern auch sich selbst, und gehen bey
einer innerlichen Hertzens-Busse, und bey einem
guten äusserlichen und stillen Wesen, dem gantzen
Lande mit einem höchst rühmlichen Exempel vor.
Sie verordnen die Fast-Täge nicht so wohl aus
Gewohnheit und den Schlendrian nach, als viel-
mehr aus einem wahren Triebe der Gottseeligkeit.
Der Autor der Europaeischen Fama urtheilet an
einem Orte von den Fast-Tägen, es wäre gut,
wenn Landes-Väter Fast-Täge ausschrieben, noch
besser aber, wenn manche durch ihren Ehr-Geitz
und Eigennutz nicht verursachten, daß ihre Unter-
thanen Jahr aus Jahr ein stetswährende Fast-
Täge halten müsten.

§. 18. Bey frölichen Begebenheiten lassen sie
das Te Deum laudamus nicht par Ceremoniel,
wie es leider an viel Orten geschicht, sondern aus
einem wahren Eifer vor die Ehre und das Lob des
grossen Gottes erklingen, bißweilen und zwar ge-
meiniglich unter Trompeten- und Paucken-Schall,
bißweilen aber auch wohl gar unter Abfeurung der
Canonen; im übrigen trifft es leider! an manchen

Orten
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Von den heiligen Handlungen.
ſiſtorium zu Bayreuth, die Verbeſſerung des geiſt-
lichen Standes betreffend, vor einigen Jahren pu-
blici
rt haben.

§. 17. Laſſen ſie bey den allgemeinen Landes-
Noͤthen, um den erzuͤrnten GOtt in die Ruthe zu
fallen, in ihren Landen Faſt-Buß- und Beth-Ta-
ge ausſchreiben, ſo ſchreiben ſie nicht nur ihren Un-
terthanen vor, wie ſie ſich an dieſen Tagen bezeu-
gen ſollen, ſondern auch ſich ſelbſt, und gehen bey
einer innerlichen Hertzens-Buſſe, und bey einem
guten aͤuſſerlichen und ſtillen Weſen, dem gantzen
Lande mit einem hoͤchſt ruͤhmlichen Exempel vor.
Sie verordnen die Faſt-Taͤge nicht ſo wohl aus
Gewohnheit und den Schlendrian nach, als viel-
mehr aus einem wahren Triebe der Gottſeeligkeit.
Der Autor der Europæiſchen Fama urtheilet an
einem Orte von den Faſt-Taͤgen, es waͤre gut,
wenn Landes-Vaͤter Faſt-Taͤge ausſchrieben, noch
beſſer aber, wenn manche durch ihren Ehr-Geitz
und Eigennutz nicht verurſachten, daß ihre Unter-
thanen Jahr aus Jahr ein ſtetswaͤhrende Faſt-
Taͤge halten muͤſten.

§. 18. Bey froͤlichen Begebenheiten laſſen ſie
das Te Deum laudamus nicht par Ceremoniel,
wie es leider an viel Orten geſchicht, ſondern aus
einem wahren Eifer vor die Ehre und das Lob des
groſſen Gottes erklingen, bißweilen und zwar ge-
meiniglich unter Trompeten- und Paucken-Schall,
bißweilen aber auch wohl gar unter Abfeurung der
Canonen; im uͤbrigen trifft es leider! an manchen

Orten
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[49/0073] Von den heiligen Handlungen. ſiſtorium zu Bayreuth, die Verbeſſerung des geiſt- lichen Standes betreffend, vor einigen Jahren pu- blicirt haben. §. 17. Laſſen ſie bey den allgemeinen Landes- Noͤthen, um den erzuͤrnten GOtt in die Ruthe zu fallen, in ihren Landen Faſt-Buß- und Beth-Ta- ge ausſchreiben, ſo ſchreiben ſie nicht nur ihren Un- terthanen vor, wie ſie ſich an dieſen Tagen bezeu- gen ſollen, ſondern auch ſich ſelbſt, und gehen bey einer innerlichen Hertzens-Buſſe, und bey einem guten aͤuſſerlichen und ſtillen Weſen, dem gantzen Lande mit einem hoͤchſt ruͤhmlichen Exempel vor. Sie verordnen die Faſt-Taͤge nicht ſo wohl aus Gewohnheit und den Schlendrian nach, als viel- mehr aus einem wahren Triebe der Gottſeeligkeit. Der Autor der Europæiſchen Fama urtheilet an einem Orte von den Faſt-Taͤgen, es waͤre gut, wenn Landes-Vaͤter Faſt-Taͤge ausſchrieben, noch beſſer aber, wenn manche durch ihren Ehr-Geitz und Eigennutz nicht verurſachten, daß ihre Unter- thanen Jahr aus Jahr ein ſtetswaͤhrende Faſt- Taͤge halten muͤſten. §. 18. Bey froͤlichen Begebenheiten laſſen ſie das Te Deum laudamus nicht par Ceremoniel, wie es leider an viel Orten geſchicht, ſondern aus einem wahren Eifer vor die Ehre und das Lob des groſſen Gottes erklingen, bißweilen und zwar ge- meiniglich unter Trompeten- und Paucken-Schall, bißweilen aber auch wohl gar unter Abfeurung der Canonen; im uͤbrigen trifft es leider! an manchen Orten D

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/73>, abgerufen am 21.11.2024.