Orten mehr als zu wohl ein, was ein gewisser Autor von diesem Lob-Gesange schreibt: Daß man des Vormittags mit dem Mund sänge, HErr GOtt dich loben wir, des Nachmittags aber mit der That, HErr GOtt dir fressen wir, HErr GOtt dir sauffen wir, HErr GOtt dir tantzen wir, HErr GOtt dir spielen wir Opern und Comödien.
§. 19. Der vormahlige König in Franckreich Ludwig XIV. hat das Te Deum laudamus wohl manchmahl zur Unzeit anstimmen, und deswe- gen an seinen Vetter dem Ertz-Bischoff zu Pa- riß manche vergebene Verordnung ergehen lassen. Der Autor der Europäischen Fama sagt in dem XXIIsten Theil p. 797. Dieses Briefschreiben kömmt so offt, daß man sich billich wundert daß der König, welcher sonst sehr gerne neue Bedienungen erdenckt, nicht zum wenigsten einen absonderlichen Te Deum laudamus Secretair verordnet, oder dem Ertz-Supertent in Pariß allemahl eine Erkennt- lichkeit abfordert, wenn ihm von hoher Hand eine so schöne Schrifft zugestellet wird, denn solche wür- de des Jahrs etwas ansehnliches eintragen.
§. 20. Wenn Christliche und gottselige Regen- ten zu dem heiligen Abendmahl gehen wollen, so be- reiten sich sich vorher zu diesem heiligen Werck mit aller gebührenden Andacht, und geniessen dieses hei- lige Liebes-Mahl des HErrn zu Stärckung ihres Glaubens zu unterschiedenen mahlen im Jahre. Chur-Fürst Johann George II. zu Sachsen com- municirten zum öfftern, und mehrmahls binnen
zwey
I. Theil. V. Capitul.
Orten mehr als zu wohl ein, was ein gewiſſer Autor von dieſem Lob-Geſange ſchreibt: Daß man des Vormittags mit dem Mund ſaͤnge, HErr GOtt dich loben wir, des Nachmittags aber mit der That, HErr GOtt dir freſſen wir, HErr GOtt dir ſauffen wir, HErr GOtt dir tantzen wir, HErr GOtt dir ſpielen wir Opern und Comoͤdien.
§. 19. Der vormahlige Koͤnig in Franckreich Ludwig XIV. hat das Te Deum laudamus wohl manchmahl zur Unzeit anſtimmen, und deswe- gen an ſeinen Vetter dem Ertz-Biſchoff zu Pa- riß manche vergebene Verordnung ergehen laſſen. Der Autor der Europaͤiſchen Fama ſagt in dem XXIIſten Theil p. 797. Dieſes Briefſchreiben koͤmmt ſo offt, daß man ſich billich wundert daß der Koͤnig, welcher ſonſt ſehr gerne neue Bedienungen erdenckt, nicht zum wenigſten einen abſonderlichen Te Deum laudamus Secretair verordnet, oder dem Ertz-Supertent in Pariß allemahl eine Erkennt- lichkeit abfordert, wenn ihm von hoher Hand eine ſo ſchoͤne Schrifft zugeſtellet wird, denn ſolche wuͤr- de des Jahrs etwas anſehnliches eintragen.
§. 20. Wenn Chriſtliche und gottſelige Regen- ten zu dem heiligen Abendmahl gehen wollen, ſo be- reiten ſich ſich vorher zu dieſem heiligen Werck mit aller gebuͤhrenden Andacht, und genieſſen dieſes hei- lige Liebes-Mahl des HErrn zu Staͤrckung ihres Glaubens zu unterſchiedenen mahlen im Jahre. Chur-Fuͤrſt Johann George II. zu Sachſen com- municirten zum oͤfftern, und mehrmahls binnen
zwey
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I. Theil. V. Capitul.
Orten mehr als zu wohl ein, was ein gewiſſer Autor
von dieſem Lob-Geſange ſchreibt: Daß man des
Vormittags mit dem Mund ſaͤnge, HErr GOtt
dich loben wir, des Nachmittags aber mit der That,
HErr GOtt dir freſſen wir, HErr GOtt dir ſauffen
wir, HErr GOtt dir tantzen wir, HErr GOtt dir
ſpielen wir Opern und Comoͤdien.
§. 19. Der vormahlige Koͤnig in Franckreich
Ludwig XIV. hat das Te Deum laudamus wohl
manchmahl zur Unzeit anſtimmen, und deswe-
gen an ſeinen Vetter dem Ertz-Biſchoff zu Pa-
riß manche vergebene Verordnung ergehen laſſen.
Der Autor der Europaͤiſchen Fama ſagt in dem
XXIIſten Theil p. 797. Dieſes Briefſchreiben
koͤmmt ſo offt, daß man ſich billich wundert daß der
Koͤnig, welcher ſonſt ſehr gerne neue Bedienungen
erdenckt, nicht zum wenigſten einen abſonderlichen
Te Deum laudamus Secretair verordnet, oder dem
Ertz-Supertent in Pariß allemahl eine Erkennt-
lichkeit abfordert, wenn ihm von hoher Hand eine
ſo ſchoͤne Schrifft zugeſtellet wird, denn ſolche wuͤr-
de des Jahrs etwas anſehnliches eintragen.
§. 20. Wenn Chriſtliche und gottſelige Regen-
ten zu dem heiligen Abendmahl gehen wollen, ſo be-
reiten ſich ſich vorher zu dieſem heiligen Werck mit
aller gebuͤhrenden Andacht, und genieſſen dieſes hei-
lige Liebes-Mahl des HErrn zu Staͤrckung ihres
Glaubens zu unterſchiedenen mahlen im Jahre.
Chur-Fuͤrſt Johann George II. zu Sachſen com-
municirten zum oͤfftern, und mehrmahls binnen
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/74>, abgerufen am 16.02.2025.
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