zwey Monathen, fürnemlich aber an Dero Ge- burths-Tage, und in der heiligen Marter-Woche am grünen Donnerstage, wie auch an den hohen Fest-Tägen mit hertzinniglicher Andacht, praepa- rirten sich auch die gantze Woche vorher recht Christlich darauf, mit Unterlassung aller andern Expeditionen, mit Fasten und Bethen, wie sie denn auch mehrentheils dero tägliches Gebeth in dero ordentlichem Gebeth- und Kirchen-Stüblein auf den Knyen zu verrichten pflegten. S. die Per- sonalien, die der von D. Geyern diesem hochtheuren Chur-Fürsten gehaltenen Leich-Predigt mit an- gefügt.
§. 21. Jn den alten Geschichten sind hin und wieder lobwürdige Beyspiele gecrönter Häupter und anderer grossen Herren anzutreffen, die das all- gemeine Mahl göttlicher Liebe durchaus nicht an- ders, als mit der Gemeine haben nehmen wollen. Der tapffere Fürst Hunniades, Königs Matthiae in Ungarn Herr Vater, lag schon kranck danieder, auf welchem Lager er auch im Jahr 1457. starb; als ihm seine Räthe vorschlugen, in seinem Zimmer sich das heilige Abendmahl geben zu lassen: Er gab aber zur Antwort, er wolte nicht, daß sein JEsus ihm solte nachgehen, nachdem er Menschen zu Ge- fallen manchen Weg gefahren und geritten, son- dern ließ sich in die Kirche führen, und nahm da- selbst bußfertig das heilige Abendmahl. S. Buch- holtz Indic. Chronolog. p. 458. Ein gleiches that ein Schottländischer König, so gar, ob er auch schon
ver-
D 2
Von den heiligen Handlungen.
zwey Monathen, fuͤrnemlich aber an Dero Ge- burths-Tage, und in der heiligen Marter-Woche am gruͤnen Donnerſtage, wie auch an den hohen Feſt-Taͤgen mit hertzinniglicher Andacht, præpa- rirten ſich auch die gantze Woche vorher recht Chriſtlich darauf, mit Unterlaſſung aller andern Expeditionen, mit Faſten und Bethen, wie ſie denn auch mehrentheils dero taͤgliches Gebeth in dero ordentlichem Gebeth- und Kirchen-Stuͤblein auf den Knyen zu verrichten pflegten. S. die Per- ſonalien, die der von D. Geyern dieſem hochtheuren Chur-Fuͤrſten gehaltenen Leich-Predigt mit an- gefuͤgt.
§. 21. Jn den alten Geſchichten ſind hin und wieder lobwuͤrdige Beyſpiele gecroͤnter Haͤupter und anderer groſſen Herren anzutreffen, die das all- gemeine Mahl goͤttlicher Liebe durchaus nicht an- ders, als mit der Gemeine haben nehmen wollen. Der tapffere Fuͤrſt Hunniades, Koͤnigs Matthiæ in Ungarn Herr Vater, lag ſchon kranck danieder, auf welchem Lager er auch im Jahr 1457. ſtarb; als ihm ſeine Raͤthe vorſchlugen, in ſeinem Zimmer ſich das heilige Abendmahl geben zu laſſen: Er gab aber zur Antwort, er wolte nicht, daß ſein JEſus ihm ſolte nachgehen, nachdem er Menſchen zu Ge- fallen manchen Weg gefahren und geritten, ſon- dern ließ ſich in die Kirche fuͤhren, und nahm da- ſelbſt bußfertig das heilige Abendmahl. S. Buch- holtz Indic. Chronolog. p. 458. Ein gleiches that ein Schottlaͤndiſcher Koͤnig, ſo gar, ob er auch ſchon
ver-
D 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0075"n="51"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von den heiligen Handlungen.</hi></fw><lb/>
zwey Monathen, fuͤrnemlich aber an Dero Ge-<lb/>
burths-Tage, und in der heiligen Marter-Woche<lb/>
am gruͤnen Donnerſtage, wie auch an den hohen<lb/>
Feſt-Taͤgen mit hertzinniglicher Andacht, <hirendition="#aq">præpa-<lb/>
ri</hi>rten ſich auch die gantze Woche vorher recht<lb/>
Chriſtlich darauf, mit Unterlaſſung aller andern<lb/><hirendition="#aq">Expedition</hi>en, mit Faſten und Bethen, wie ſie<lb/>
denn auch mehrentheils dero taͤgliches Gebeth in<lb/>
dero ordentlichem Gebeth- und Kirchen-Stuͤblein<lb/>
auf den Knyen zu verrichten pflegten. S. die <hirendition="#aq">Per-<lb/>ſonali</hi>en, die der von <hirendition="#aq">D.</hi> Geyern dieſem hochtheuren<lb/>
Chur-Fuͤrſten gehaltenen Leich-Predigt mit an-<lb/>
gefuͤgt.</p><lb/><p>§. 21. Jn den alten Geſchichten ſind hin und<lb/>
wieder lobwuͤrdige Beyſpiele gecroͤnter Haͤupter<lb/>
und anderer groſſen Herren anzutreffen, die das all-<lb/>
gemeine Mahl goͤttlicher Liebe durchaus nicht an-<lb/>
ders, als mit der Gemeine haben nehmen wollen.<lb/>
Der tapffere Fuͤrſt <hirendition="#aq">Hunniades,</hi> Koͤnigs <hirendition="#aq">Matthiæ</hi><lb/>
in Ungarn Herr Vater, lag ſchon kranck danieder,<lb/>
auf welchem Lager er auch im Jahr 1457. ſtarb;<lb/>
als ihm ſeine Raͤthe vorſchlugen, in ſeinem Zimmer<lb/>ſich das heilige Abendmahl geben zu laſſen: Er gab<lb/>
aber zur Antwort, er wolte nicht, daß ſein JEſus<lb/>
ihm ſolte nachgehen, nachdem er Menſchen zu Ge-<lb/>
fallen manchen Weg gefahren und geritten, ſon-<lb/>
dern ließ ſich in die Kirche fuͤhren, und nahm da-<lb/>ſelbſt bußfertig das heilige Abendmahl. S. Buch-<lb/>
holtz <hirendition="#aq">Indic. Chronolog. p.</hi> 458. Ein gleiches that<lb/>
ein Schottlaͤndiſcher Koͤnig, ſo gar, ob er auch ſchon<lb/><fwplace="bottom"type="sig">D 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">ver-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[51/0075]
Von den heiligen Handlungen.
zwey Monathen, fuͤrnemlich aber an Dero Ge-
burths-Tage, und in der heiligen Marter-Woche
am gruͤnen Donnerſtage, wie auch an den hohen
Feſt-Taͤgen mit hertzinniglicher Andacht, præpa-
rirten ſich auch die gantze Woche vorher recht
Chriſtlich darauf, mit Unterlaſſung aller andern
Expeditionen, mit Faſten und Bethen, wie ſie
denn auch mehrentheils dero taͤgliches Gebeth in
dero ordentlichem Gebeth- und Kirchen-Stuͤblein
auf den Knyen zu verrichten pflegten. S. die Per-
ſonalien, die der von D. Geyern dieſem hochtheuren
Chur-Fuͤrſten gehaltenen Leich-Predigt mit an-
gefuͤgt.
§. 21. Jn den alten Geſchichten ſind hin und
wieder lobwuͤrdige Beyſpiele gecroͤnter Haͤupter
und anderer groſſen Herren anzutreffen, die das all-
gemeine Mahl goͤttlicher Liebe durchaus nicht an-
ders, als mit der Gemeine haben nehmen wollen.
Der tapffere Fuͤrſt Hunniades, Koͤnigs Matthiæ
in Ungarn Herr Vater, lag ſchon kranck danieder,
auf welchem Lager er auch im Jahr 1457. ſtarb;
als ihm ſeine Raͤthe vorſchlugen, in ſeinem Zimmer
ſich das heilige Abendmahl geben zu laſſen: Er gab
aber zur Antwort, er wolte nicht, daß ſein JEſus
ihm ſolte nachgehen, nachdem er Menſchen zu Ge-
fallen manchen Weg gefahren und geritten, ſon-
dern ließ ſich in die Kirche fuͤhren, und nahm da-
ſelbſt bußfertig das heilige Abendmahl. S. Buch-
holtz Indic. Chronolog. p. 458. Ein gleiches that
ein Schottlaͤndiſcher Koͤnig, ſo gar, ob er auch ſchon
ver-
D 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/75>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.