verlauten lassen: Er wüste mit Wahrheit zu sagen, daß ihm auch derselben Freuden-Tage kein eintzi- ger iemahls ohne mit sonderbahrer Traurigkeit und Hertzeleid verflossen wäre. S. Beckmans Anhäl- tischer Geschichte V. Theil II. Buch XII. Capitel p. 141.
§. 11. Nachdem die Römischen Päbste auf die Turniere und Ritter-Spiele sehr übel zu sprechen gewesen, und gar wohl erkandt, daß solche nicht al- lein dem Leibe, sondern auch gar öffters der Seele mancherley Gefahr zuwege brächten, so haben sie viel scharffe Verordnungen darwider publicirt, wie aus dem Jure Canonico zu ersehen, die aber bißweilen in gar schlechte Consideration gezogen worden. S. Schubart de ludis Equestribus pag. 173.
§. 12. Einige Arten der Turniere sind allegorisch und historisch eingerichtet, und es werden bey dem solennen Aufzuge auf die Weise, wie in dem vor- hergehenden Capitul abgehandelt, mancherley Triumph-Wägen, künstliche Machinen und ande- re Inventiones dabey angebracht.
§. 13. Die zu den Ritter-Spielen ausgesucht werden, müssen meistentheils die Kleidung, die Waffen, die Music, und andere äusserliche Um- stände der tapffern und martialischen alten oder neuen Völcker nachahmen, als der alten Teutschen, der Römer, der Griechen, der Schweitzer u. s. w. und würde es sehr seltzam lassen, wenn die Ritter in mancherley Bauer-Habit eingekleidet seyn sol-
ten.
B b b 3
Von mancherl. Turnieren u. Ritterſpielen.
verlauten laſſen: Er wuͤſte mit Wahrheit zu ſagen, daß ihm auch derſelben Freuden-Tage kein eintzi- ger iemahls ohne mit ſonderbahrer Traurigkeit und Hertzeleid verfloſſen waͤre. S. Beckmans Anhaͤl- tiſcher Geſchichte V. Theil II. Buch XII. Capitel p. 141.
§. 11. Nachdem die Roͤmiſchen Paͤbſte auf die Turniere und Ritter-Spiele ſehr uͤbel zu ſprechen geweſen, und gar wohl erkandt, daß ſolche nicht al- lein dem Leibe, ſondern auch gar oͤffters der Seele mancherley Gefahr zuwege braͤchten, ſo haben ſie viel ſcharffe Verordnungen darwider publicirt, wie aus dem Jure Canonico zu erſehen, die aber bißweilen in gar ſchlechte Conſideration gezogen worden. S. Schubart de ludis Equeſtribus pag. 173.
§. 12. Einige Arten der Turniere ſind allegoriſch und hiſtoriſch eingerichtet, und es werden bey dem ſolennen Aufzuge auf die Weiſe, wie in dem vor- hergehenden Capitul abgehandelt, mancherley Triumph-Waͤgen, kuͤnſtliche Machinen und ande- re Inventiones dabey angebracht.
§. 13. Die zu den Ritter-Spielen ausgeſucht werden, muͤſſen meiſtentheils die Kleidung, die Waffen, die Muſic, und andere aͤuſſerliche Um- ſtaͤnde der tapffern und martialiſchen alten oder neuen Voͤlcker nachahmen, als der alten Teutſchen, der Roͤmer, der Griechen, der Schweitzer u. ſ. w. und wuͤrde es ſehr ſeltzam laſſen, wenn die Ritter in mancherley Bauer-Habit eingekleidet ſeyn ſol-
ten.
B b b 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0781"n="757"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von mancherl. Turnieren u. Ritterſpielen.</hi></fw><lb/>
verlauten laſſen: Er wuͤſte mit Wahrheit zu ſagen,<lb/>
daß ihm auch derſelben Freuden-Tage kein eintzi-<lb/>
ger iemahls ohne mit ſonderbahrer Traurigkeit und<lb/>
Hertzeleid verfloſſen waͤre. S. Beckmans Anhaͤl-<lb/>
tiſcher Geſchichte <hirendition="#aq">V.</hi> Theil <hirendition="#aq">II.</hi> Buch <hirendition="#aq">XII.</hi> Capitel<lb/><hirendition="#aq">p.</hi> 141.</p><lb/><p>§. 11. Nachdem die Roͤmiſchen Paͤbſte auf die<lb/>
Turniere und Ritter-Spiele ſehr uͤbel zu ſprechen<lb/>
geweſen, und gar wohl erkandt, daß ſolche nicht al-<lb/>
lein dem Leibe, ſondern auch gar oͤffters der Seele<lb/>
mancherley Gefahr zuwege braͤchten, ſo haben ſie<lb/>
viel ſcharffe Verordnungen darwider <hirendition="#aq">publici</hi>rt,<lb/>
wie aus dem <hirendition="#aq">Jure Canonico</hi> zu erſehen, die aber<lb/>
bißweilen in gar ſchlechte <hirendition="#aq">Conſideration</hi> gezogen<lb/>
worden. S. <hirendition="#aq">Schubart de ludis Equeſtribus<lb/>
pag.</hi> 173.</p><lb/><p>§. 12. Einige Arten der Turniere ſind <hirendition="#aq">allegori</hi>ſch<lb/>
und hiſtoriſch eingerichtet, und es werden bey dem<lb/><hirendition="#aq">ſolenn</hi>en Aufzuge auf die Weiſe, wie in dem vor-<lb/>
hergehenden Capitul abgehandelt, mancherley<lb/>
Triumph-Waͤgen, kuͤnſtliche <hirendition="#aq">Machin</hi>en und ande-<lb/>
re <hirendition="#aq">Inventiones</hi> dabey angebracht.</p><lb/><p>§. 13. Die zu den Ritter-Spielen ausgeſucht<lb/>
werden, muͤſſen meiſtentheils die Kleidung, die<lb/>
Waffen, die <hirendition="#aq">Muſic,</hi> und andere aͤuſſerliche Um-<lb/>ſtaͤnde der tapffern und <hirendition="#aq">martiali</hi>ſchen alten oder<lb/>
neuen Voͤlcker nachahmen, als der alten Teutſchen,<lb/>
der Roͤmer, der Griechen, der Schweitzer u. ſ. w.<lb/>
und wuͤrde es ſehr ſeltzam laſſen, wenn die Ritter<lb/>
in mancherley Bauer-<hirendition="#aq">Habit</hi> eingekleidet ſeyn ſol-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B b b 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ten.</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[757/0781]
Von mancherl. Turnieren u. Ritterſpielen.
verlauten laſſen: Er wuͤſte mit Wahrheit zu ſagen,
daß ihm auch derſelben Freuden-Tage kein eintzi-
ger iemahls ohne mit ſonderbahrer Traurigkeit und
Hertzeleid verfloſſen waͤre. S. Beckmans Anhaͤl-
tiſcher Geſchichte V. Theil II. Buch XII. Capitel
p. 141.
§. 11. Nachdem die Roͤmiſchen Paͤbſte auf die
Turniere und Ritter-Spiele ſehr uͤbel zu ſprechen
geweſen, und gar wohl erkandt, daß ſolche nicht al-
lein dem Leibe, ſondern auch gar oͤffters der Seele
mancherley Gefahr zuwege braͤchten, ſo haben ſie
viel ſcharffe Verordnungen darwider publicirt,
wie aus dem Jure Canonico zu erſehen, die aber
bißweilen in gar ſchlechte Conſideration gezogen
worden. S. Schubart de ludis Equeſtribus
pag. 173.
§. 12. Einige Arten der Turniere ſind allegoriſch
und hiſtoriſch eingerichtet, und es werden bey dem
ſolennen Aufzuge auf die Weiſe, wie in dem vor-
hergehenden Capitul abgehandelt, mancherley
Triumph-Waͤgen, kuͤnſtliche Machinen und ande-
re Inventiones dabey angebracht.
§. 13. Die zu den Ritter-Spielen ausgeſucht
werden, muͤſſen meiſtentheils die Kleidung, die
Waffen, die Muſic, und andere aͤuſſerliche Um-
ſtaͤnde der tapffern und martialiſchen alten oder
neuen Voͤlcker nachahmen, als der alten Teutſchen,
der Roͤmer, der Griechen, der Schweitzer u. ſ. w.
und wuͤrde es ſehr ſeltzam laſſen, wenn die Ritter
in mancherley Bauer-Habit eingekleidet ſeyn ſol-
ten.
B b b 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 757. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/781>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.