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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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IV. Theil. VI. Capitul.
nicht ohne grossen Schaden des gemeinen Wesens,
die Laster nicht genug bestraffte. So wurden auch
vor einigen Jahren in einem lustigen Schau-Spie-
le, so der Dreßdnische Schlendrian betitult wurde,
die Laster so in Dreßden unter Höhern und Ge-
ringern, unter den jungen Edelleuten, Officiers,
bürgerlichen, Standes-Personen und andern im
Schwange gehen, auf eine lebhaffte Art denen Zu-
schauern und Zuhörern sehr artig vorgestellet.

§. 15. Ausser dem aber, wo sich die Operisten
oder Comoedianten nicht durch höhern Befehl le-
gitimi
ren können, oder doch hierbey einer Appro-
bation
der höchsten Standes-Personen versichert
halten, thun sie nicht wohl, wenn sie die Fehler des
Hofes auf eine deutliche und merckliche Art vorstel-
len; sie ziehen sich sonst hiedurch manchen Ver-
druß, und wenn sie einige Hohe anpacken, eine sehr
empfindliche Ungnade über den Hals. Madame
de Noyer
gedencket in ihren Lettres galantes, lettre
6. daß das Jtaliänische Theatrum zu Pariß über
die 20 Jahr verschlossen gewesen, weil die Acteurs
zu Lebzeiten Königs Ludwigs des XIV. allzu grosse
Freyheit in ihren Stücken gebraucht, und weder
den Hof, noch andere vornehme Herren verschonet.
Unter andern sagt sie: Les Comediens Italiens so
sont ressenti de la mauvaise humeur de Madame
de Maintenon, on les a chasse pour avoir joue
la fausse prude, dans la quelle on dit, que Ma-
dame de Maintenon s'est reconnue, tout Paris
regrete cete perte.

§. 16.

IV. Theil. VI. Capitul.
nicht ohne groſſen Schaden des gemeinen Weſens,
die Laſter nicht genug beſtraffte. So wurden auch
vor einigen Jahren in einem luſtigen Schau-Spie-
le, ſo der Dreßdniſche Schlendrian betitult wurde,
die Laſter ſo in Dreßden unter Hoͤhern und Ge-
ringern, unter den jungen Edelleuten, Officiers,
buͤrgerlichen, Standes-Perſonen und andern im
Schwange gehen, auf eine lebhaffte Art denen Zu-
ſchauern und Zuhoͤrern ſehr artig vorgeſtellet.

§. 15. Auſſer dem aber, wo ſich die Operiſten
oder Comœdianten nicht durch hoͤhern Befehl le-
gitimi
ren koͤnnen, oder doch hierbey einer Appro-
bation
der hoͤchſten Standes-Perſonen verſichert
halten, thun ſie nicht wohl, wenn ſie die Fehler des
Hofes auf eine deutliche und merckliche Art vorſtel-
len; ſie ziehen ſich ſonſt hiedurch manchen Ver-
druß, und wenn ſie einige Hohe anpacken, eine ſehr
empfindliche Ungnade uͤber den Hals. Madame
de Noyer
gedencket in ihren Lettres galantes, lettre
6. daß das Jtaliaͤniſche Theatrum zu Pariß uͤber
die 20 Jahr verſchloſſen geweſen, weil die Acteurs
zu Lebzeiten Koͤnigs Ludwigs des XIV. allzu groſſe
Freyheit in ihren Stuͤcken gebraucht, und weder
den Hof, noch andere vornehme Herren verſchonet.
Unter andern ſagt ſie: Les Comediens Italiens ſo
ſont reſſenti de la mauvaiſe humeur de Madame
de Maintenon, on les a chaſſe pour avoir joue
la fauſſe prude, dans la quelle on dit, que Ma-
dame de Maintenon s’eſt reconnue, tout Paris
regréte cete perte.

§. 16.
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[804/0828] IV. Theil. VI. Capitul. nicht ohne groſſen Schaden des gemeinen Weſens, die Laſter nicht genug beſtraffte. So wurden auch vor einigen Jahren in einem luſtigen Schau-Spie- le, ſo der Dreßdniſche Schlendrian betitult wurde, die Laſter ſo in Dreßden unter Hoͤhern und Ge- ringern, unter den jungen Edelleuten, Officiers, buͤrgerlichen, Standes-Perſonen und andern im Schwange gehen, auf eine lebhaffte Art denen Zu- ſchauern und Zuhoͤrern ſehr artig vorgeſtellet. §. 15. Auſſer dem aber, wo ſich die Operiſten oder Comœdianten nicht durch hoͤhern Befehl le- gitimiren koͤnnen, oder doch hierbey einer Appro- bation der hoͤchſten Standes-Perſonen verſichert halten, thun ſie nicht wohl, wenn ſie die Fehler des Hofes auf eine deutliche und merckliche Art vorſtel- len; ſie ziehen ſich ſonſt hiedurch manchen Ver- druß, und wenn ſie einige Hohe anpacken, eine ſehr empfindliche Ungnade uͤber den Hals. Madame de Noyer gedencket in ihren Lettres galantes, lettre 6. daß das Jtaliaͤniſche Theatrum zu Pariß uͤber die 20 Jahr verſchloſſen geweſen, weil die Acteurs zu Lebzeiten Koͤnigs Ludwigs des XIV. allzu groſſe Freyheit in ihren Stuͤcken gebraucht, und weder den Hof, noch andere vornehme Herren verſchonet. Unter andern ſagt ſie: Les Comediens Italiens ſo ſont reſſenti de la mauvaiſe humeur de Madame de Maintenon, on les a chaſſe pour avoir joue la fauſſe prude, dans la quelle on dit, que Ma- dame de Maintenon s’eſt reconnue, tout Paris regréte cete perte. §. 16.

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 804. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/828>, abgerufen am 22.11.2024.