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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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IV. Theil. VI. Capitul.

§. 25. Bey den ersten Christen waren die Co-
moedi
en und andere dergleichen öffentliche Schau-
Spiele sehr verhaßt, sie hielten genaue Aufsicht
daß sie keine Comoedianten, Gauckler, Taschen-
Spieler, Seil-Täntzer und dergleichen Gesindel in
ihre Gemeinschafft aufnahmen. Denn sie hielten
es, wie Cyprianus von ihnen schreibt, weder der
göttlichen Majestät, noch der Evangelischen Zucht
gemäß, daß die Schamhafftigkeit und Gravität
der Gemeinde durch eine so schändliche Contagion
geschwächet würde. Es wurde auch solche Lebens-
Art selbst unter den Heyden vor infam und unehr-
lich gehalten. S. Arnolds Leben der ersten Chri-
sten, IV. Buch, VII. Cap. p. 516.

§. 26. Clemens Alexandrinus macht Lib. III.
Paedagog. C. II.
eine heßliche Beschreibung von den
Schau-Spielen, wie sie damahls unter den Hey-
den gebräuchlich gewesen. Er sagt: Die Zusam-
menkünffte bey den Schau-Spielen sind voller
Boßheit und Schande. Die Gelegenheit dersel-
ben ist eine Ursache der Unzucht, da die Weiber und
Männer ohn Unterschied zusammen kommen, daß
einer den andern ansehe, indem die Augen geil sind,
werden die Begierden erhitzt, und weil sie Zeit und
Weile haben, so wachsen sie zusehens. Darum
soll man die Comoedien und Schau-Spiele ver-
bieten, welche von Boßheit, schandbahren und ei-
teln, vergeblichen Worten angefüllet; denn welche
schändliche That wird nicht auf den Schau-Büh-
nen öffentlich gezeigt? welche unverschämte Wor-

te
IV. Theil. VI. Capitul.

§. 25. Bey den erſten Chriſten waren die Co-
mœdi
en und andere dergleichen oͤffentliche Schau-
Spiele ſehr verhaßt, ſie hielten genaue Aufſicht
daß ſie keine Comœdianten, Gauckler, Taſchen-
Spieler, Seil-Taͤntzer und dergleichen Geſindel in
ihre Gemeinſchafft aufnahmen. Denn ſie hielten
es, wie Cyprianus von ihnen ſchreibt, weder der
goͤttlichen Majeſtaͤt, noch der Evangeliſchen Zucht
gemaͤß, daß die Schamhafftigkeit und Gravitaͤt
der Gemeinde durch eine ſo ſchaͤndliche Contagion
geſchwaͤchet wuͤrde. Es wurde auch ſolche Lebens-
Art ſelbſt unter den Heyden vor infam und unehr-
lich gehalten. S. Arnolds Leben der erſten Chri-
ſten, IV. Buch, VII. Cap. p. 516.

§. 26. Clemens Alexandrinus macht Lib. III.
Pædagog. C. II.
eine heßliche Beſchreibung von den
Schau-Spielen, wie ſie damahls unter den Hey-
den gebraͤuchlich geweſen. Er ſagt: Die Zuſam-
menkuͤnffte bey den Schau-Spielen ſind voller
Boßheit und Schande. Die Gelegenheit derſel-
ben iſt eine Urſache der Unzucht, da die Weiber und
Maͤnner ohn Unterſchied zuſammen kommen, daß
einer den andern anſehe, indem die Augen geil ſind,
werden die Begierden erhitzt, und weil ſie Zeit und
Weile haben, ſo wachſen ſie zuſehens. Darum
ſoll man die Comœdien und Schau-Spiele ver-
bieten, welche von Boßheit, ſchandbahren und ei-
teln, vergeblichen Worten angefuͤllet; denn welche
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nen oͤffentlich gezeigt? welche unverſchaͤmte Wor-

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[812/0836] IV. Theil. VI. Capitul. §. 25. Bey den erſten Chriſten waren die Co- mœdien und andere dergleichen oͤffentliche Schau- Spiele ſehr verhaßt, ſie hielten genaue Aufſicht daß ſie keine Comœdianten, Gauckler, Taſchen- Spieler, Seil-Taͤntzer und dergleichen Geſindel in ihre Gemeinſchafft aufnahmen. Denn ſie hielten es, wie Cyprianus von ihnen ſchreibt, weder der goͤttlichen Majeſtaͤt, noch der Evangeliſchen Zucht gemaͤß, daß die Schamhafftigkeit und Gravitaͤt der Gemeinde durch eine ſo ſchaͤndliche Contagion geſchwaͤchet wuͤrde. Es wurde auch ſolche Lebens- Art ſelbſt unter den Heyden vor infam und unehr- lich gehalten. S. Arnolds Leben der erſten Chri- ſten, IV. Buch, VII. Cap. p. 516. §. 26. Clemens Alexandrinus macht Lib. III. Pædagog. C. II. eine heßliche Beſchreibung von den Schau-Spielen, wie ſie damahls unter den Hey- den gebraͤuchlich geweſen. Er ſagt: Die Zuſam- menkuͤnffte bey den Schau-Spielen ſind voller Boßheit und Schande. Die Gelegenheit derſel- ben iſt eine Urſache der Unzucht, da die Weiber und Maͤnner ohn Unterſchied zuſammen kommen, daß einer den andern anſehe, indem die Augen geil ſind, werden die Begierden erhitzt, und weil ſie Zeit und Weile haben, ſo wachſen ſie zuſehens. Darum ſoll man die Comœdien und Schau-Spiele ver- bieten, welche von Boßheit, ſchandbahren und ei- teln, vergeblichen Worten angefuͤllet; denn welche ſchaͤndliche That wird nicht auf den Schau-Buͤh- nen oͤffentlich gezeigt? welche unverſchaͤmte Wor- te

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 812. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/836>, abgerufen am 22.11.2024.