ren. Bey einer martialischen Action, als bey einer Schlacht, Belagerung und Eroberung eines Ca- stels höret man Trompeten und Paucken; hinge- gen bey Friedens-Inventionen, als bey Liebes- Bündnissen u. s. w. Hautbois, Waldhörner u. s. w.
§. 13. Die Erfindung des Feuerwercks muß sinnreich seyn, und aus nichts gemeinen noch abge- schmackten bestehen. Es ist also diejenige Inven- tion nicht gar weit her, da bey einem Hoch-Fürstli- chen Vermählungs-Fest ein paar sich schnäbelnde Turtel-Täublein im Feuer praesentirt werden. Je mehr Embellissemens u. Veränderungen von Feuer-Regen, gläntzenden Sternen, Feuer-Rä- dern, Schwärmern und dergleichen gesehen wer- den, desto prächtiger läst es.
§. 14. Jn den heutigen Zeiten, da alle Künste und Wissenschafften auf einen sehr hohen Gipffel gestiegen, verlangen grosse Herren mit Recht bey ihren Feuerwercken mehr Kunst und Accuratesse, da man hingegegen vor ein hundert Jahren und drüber mit einer gar schlechten Invention vorlieb nahm. Den 12 Dec. a. 1585 wurde auf dem Beylager Chur-Fürstens Augusti zu Sachsen, so er zu Dessau mit Frau Agnes Hedwig zu Anhalt celebrirte, auf der Mulde ein Feuerwerck angezün- det, so in der Gestalt eines Crocodils angerichtet war, und mitten auf dem Fluß gebracht wurde; es gab etliche 100 Schüsse von sich, und ward da- mahls vor etwas vortreffliches gehalten. S. Beck- mans Anhält. Geschichte V. Theil p. 204. Und
bey
IV. Theil. XI. Capitul.
ren. Bey einer martialiſchen Action, als bey einer Schlacht, Belagerung und Eroberung eines Ca- ſtels hoͤret man Trompeten und Paucken; hinge- gen bey Friedens-Inventionen, als bey Liebes- Buͤndniſſen u. ſ. w. Hautbois, Waldhoͤrner u. ſ. w.
§. 13. Die Erfindung des Feuerwercks muß ſinnreich ſeyn, und aus nichts gemeinen noch abge- ſchmackten beſtehen. Es iſt alſo diejenige Inven- tion nicht gar weit her, da bey einem Hoch-Fuͤrſtli- chen Vermaͤhlungs-Feſt ein paar ſich ſchnaͤbelnde Turtel-Taͤublein im Feuer præſentirt werden. Je mehr Embelliſſemens u. Veraͤnderungen von Feuer-Regen, glaͤntzenden Sternen, Feuer-Raͤ- dern, Schwaͤrmern und dergleichen geſehen wer- den, deſto praͤchtiger laͤſt es.
§. 14. Jn den heutigen Zeiten, da alle Kuͤnſte und Wiſſenſchafften auf einen ſehr hohen Gipffel geſtiegen, verlangen groſſe Herren mit Recht bey ihren Feuerwercken mehr Kunſt und Accurateſſe, da man hingegegen vor ein hundert Jahren und druͤber mit einer gar ſchlechten Invention vorlieb nahm. Den 12 Dec. a. 1585 wurde auf dem Beylager Chur-Fuͤrſtens Auguſti zu Sachſen, ſo er zu Deſſau mit Frau Agnes Hedwig zu Anhalt celebrirte, auf der Mulde ein Feuerwerck angezuͤn- det, ſo in der Geſtalt eines Crocodils angerichtet war, und mitten auf dem Fluß gebracht wurde; es gab etliche 100 Schuͤſſe von ſich, und ward da- mahls vor etwas vortreffliches gehalten. S. Beck- mans Anhaͤlt. Geſchichte V. Theil p. 204. Und
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IV. Theil. XI. Capitul.
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gen bey Friedens-Inventionen, als bey Liebes-
Buͤndniſſen u. ſ. w. Hautbois, Waldhoͤrner u. ſ. w.
§. 13. Die Erfindung des Feuerwercks muß
ſinnreich ſeyn, und aus nichts gemeinen noch abge-
ſchmackten beſtehen. Es iſt alſo diejenige Inven-
tion nicht gar weit her, da bey einem Hoch-Fuͤrſtli-
chen Vermaͤhlungs-Feſt ein paar ſich ſchnaͤbelnde
Turtel-Taͤublein im Feuer præſentirt werden.
Je mehr Embelliſſemens u. Veraͤnderungen von
Feuer-Regen, glaͤntzenden Sternen, Feuer-Raͤ-
dern, Schwaͤrmern und dergleichen geſehen wer-
den, deſto praͤchtiger laͤſt es.
§. 14. Jn den heutigen Zeiten, da alle Kuͤnſte
und Wiſſenſchafften auf einen ſehr hohen Gipffel
geſtiegen, verlangen groſſe Herren mit Recht bey
ihren Feuerwercken mehr Kunſt und Accurateſſe,
da man hingegegen vor ein hundert Jahren und
druͤber mit einer gar ſchlechten Invention vorlieb
nahm. Den 12 Dec. a. 1585 wurde auf dem
Beylager Chur-Fuͤrſtens Auguſti zu Sachſen, ſo
er zu Deſſau mit Frau Agnes Hedwig zu Anhalt
celebrirte, auf der Mulde ein Feuerwerck angezuͤn-
det, ſo in der Geſtalt eines Crocodils angerichtet
war, und mitten auf dem Fluß gebracht wurde; es
gab etliche 100 Schuͤſſe von ſich, und ward da-
mahls vor etwas vortreffliches gehalten. S. Beck-
mans Anhaͤlt. Geſchichte V. Theil p. 204. Und
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 852. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/876>, abgerufen am 22.11.2024.
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