es wird bey dieser Lust eine angenehme Jagt-Music gehöret. Wenn es bald zu Ende gehen soll, so werden einige Sauen noch dazu hinein gelassen, und die machen denn unter denen Dames einen seltzamen Rumor.
§. 38. Anno 1725. ward in dem Pilnitzer Schloß-Garten bey Dresden, eine Jagt von jun- gen Haasen, Caninchen und andern jungen Wilde gehalten, dabey die kleinen Hof-Zwerge die Stel- len der Ober-Jägermeister und Chefs praesentir- ten, die übrigen Jäger-Stellen wurden von kleinen Knaben, die alle grün gekleidet, vertreten, und die zu dieser Jagt gebrauchten Hunde waren auch sehr klein und lustig, also daß so wohl Jäger als Hunde ein Gelächter machten. Bey dem Ende ward diese gesammte nach dem verjüngten Maaß- Stabe eingerichtete Jägerey an einer Tafel pro- per tractirt.
§. 39. Die Falcknerey und Reiger-Beitze ist an den Höfen da man gar viel drauf zu halten pflegt, in vier Classen eingetheilt, als in die Rey- ger-Parthey, in die Krähen-Parthey, Millonen- Parthey und Rivier-Parthey. Mit dieser Rey- her-Peitze giebt es eine besondere Lust. Wenn die Reyher überhöhet, so fangen die Falcken von oben herab auf dem Reyher, mit ihren starcken Waffen in unglaublicher Geschwindigkeit einen Anfall zu thun, sie geben ihm einen Griff und Fang, dann schwingen sie sich wieder ober und neben ihm herum, biß sie ihren Vortheil ersehen, ihn gar anzupacken.
§. 40.
IV. Theil. XIII. Capitul.
es wird bey dieſer Luſt eine angenehme Jagt-Muſic gehoͤret. Wenn es bald zu Ende gehen ſoll, ſo werden einige Sauen noch dazu hinein gelaſſen, und die machen denn unter denen Dames einen ſeltzamen Rumor.
§. 38. Anno 1725. ward in dem Pilnitzer Schloß-Garten bey Dresden, eine Jagt von jun- gen Haaſen, Caninchen und andern jungen Wilde gehalten, dabey die kleinen Hof-Zwerge die Stel- len der Ober-Jaͤgermeiſter und Chefs præſentir- ten, die uͤbrigen Jaͤger-Stellen wurden von kleinen Knaben, die alle gruͤn gekleidet, vertreten, und die zu dieſer Jagt gebrauchten Hunde waren auch ſehr klein und luſtig, alſo daß ſo wohl Jaͤger als Hunde ein Gelaͤchter machten. Bey dem Ende ward dieſe geſammte nach dem verjuͤngten Maaß- Stabe eingerichtete Jaͤgerey an einer Tafel pro- per tractirt.
§. 39. Die Falcknerey und Reiger-Beitze iſt an den Hoͤfen da man gar viel drauf zu halten pflegt, in vier Claſſen eingetheilt, als in die Rey- ger-Parthey, in die Kraͤhen-Parthey, Millonen- Parthey und Rivier-Parthey. Mit dieſer Rey- her-Peitze giebt es eine beſondere Luſt. Wenn die Reyher uͤberhoͤhet, ſo fangen die Falcken von oben herab auf dem Reyher, mit ihren ſtarcken Waffen in unglaublicher Geſchwindigkeit einen Anfall zu thun, ſie geben ihm einen Griff und Fang, dann ſchwingen ſie ſich wieder ober und neben ihm herum, biß ſie ihren Vortheil erſehen, ihn gar anzupacken.
§. 40.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0898"n="874"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">IV.</hi> Theil. <hirendition="#aq">XIII.</hi> Capitul.</hi></fw><lb/>
es wird bey dieſer Luſt eine angenehme Jagt-<hirendition="#aq">Muſic</hi><lb/>
gehoͤret. Wenn es bald zu Ende gehen ſoll, ſo<lb/>
werden einige Sauen noch dazu hinein gelaſſen,<lb/>
und die machen denn unter denen <hirendition="#aq">Dames</hi> einen<lb/>ſeltzamen Rumor.</p><lb/><p>§. 38. <hirendition="#aq">Anno</hi> 1725. ward in dem Pilnitzer<lb/>
Schloß-Garten bey Dresden, eine Jagt von jun-<lb/>
gen Haaſen, Caninchen und andern jungen Wilde<lb/>
gehalten, dabey die kleinen Hof-Zwerge die Stel-<lb/>
len der Ober-Jaͤgermeiſter und <hirendition="#aq">Chefs præſenti</hi>r-<lb/>
ten, die uͤbrigen Jaͤger-Stellen wurden von kleinen<lb/>
Knaben, die alle gruͤn gekleidet, vertreten, und die<lb/>
zu dieſer Jagt gebrauchten Hunde waren auch<lb/>ſehr klein und luſtig, alſo daß ſo wohl Jaͤger als<lb/>
Hunde ein Gelaͤchter machten. Bey dem Ende<lb/>
ward dieſe geſammte nach dem verjuͤngten Maaß-<lb/>
Stabe eingerichtete Jaͤgerey an einer Tafel <hirendition="#aq">pro-<lb/>
per tracti</hi>rt.</p><lb/><p>§. 39. Die Falcknerey und Reiger-Beitze iſt<lb/>
an den Hoͤfen da man gar viel drauf zu halten<lb/>
pflegt, in vier Claſſen eingetheilt, als in die Rey-<lb/>
ger-Parthey, in die Kraͤhen-Parthey, Millonen-<lb/>
Parthey und Rivier-Parthey. Mit dieſer Rey-<lb/>
her-Peitze giebt es eine beſondere Luſt. Wenn<lb/>
die Reyher uͤberhoͤhet, ſo fangen die Falcken von<lb/>
oben herab auf dem Reyher, mit ihren ſtarcken<lb/>
Waffen in unglaublicher Geſchwindigkeit einen<lb/>
Anfall zu thun, ſie geben ihm einen Griff und<lb/>
Fang, dann ſchwingen ſie ſich wieder ober und<lb/>
neben ihm herum, biß ſie ihren Vortheil erſehen, ihn<lb/>
gar anzupacken.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 40.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[874/0898]
IV. Theil. XIII. Capitul.
es wird bey dieſer Luſt eine angenehme Jagt-Muſic
gehoͤret. Wenn es bald zu Ende gehen ſoll, ſo
werden einige Sauen noch dazu hinein gelaſſen,
und die machen denn unter denen Dames einen
ſeltzamen Rumor.
§. 38. Anno 1725. ward in dem Pilnitzer
Schloß-Garten bey Dresden, eine Jagt von jun-
gen Haaſen, Caninchen und andern jungen Wilde
gehalten, dabey die kleinen Hof-Zwerge die Stel-
len der Ober-Jaͤgermeiſter und Chefs præſentir-
ten, die uͤbrigen Jaͤger-Stellen wurden von kleinen
Knaben, die alle gruͤn gekleidet, vertreten, und die
zu dieſer Jagt gebrauchten Hunde waren auch
ſehr klein und luſtig, alſo daß ſo wohl Jaͤger als
Hunde ein Gelaͤchter machten. Bey dem Ende
ward dieſe geſammte nach dem verjuͤngten Maaß-
Stabe eingerichtete Jaͤgerey an einer Tafel pro-
per tractirt.
§. 39. Die Falcknerey und Reiger-Beitze iſt
an den Hoͤfen da man gar viel drauf zu halten
pflegt, in vier Claſſen eingetheilt, als in die Rey-
ger-Parthey, in die Kraͤhen-Parthey, Millonen-
Parthey und Rivier-Parthey. Mit dieſer Rey-
her-Peitze giebt es eine beſondere Luſt. Wenn
die Reyher uͤberhoͤhet, ſo fangen die Falcken von
oben herab auf dem Reyher, mit ihren ſtarcken
Waffen in unglaublicher Geſchwindigkeit einen
Anfall zu thun, ſie geben ihm einen Griff und
Fang, dann ſchwingen ſie ſich wieder ober und
neben ihm herum, biß ſie ihren Vortheil erſehen, ihn
gar anzupacken.
§. 40.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 874. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/898>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.