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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von mancherl. Jagt-Divertissemens.

§. 40. Zuweilen wendet sich der Reyher mit
seinem gantzen Leibe, und schwebt oder wehet als
mit einem Seegel mit ausgespannten Flügeln in
freyer Lufft, da gehet es denn an ein Kämpffen und
piquiren.

§. 41. Es ist ein uhraltes Herkommen, daß ein
Potentat dem lebendigen Reyher einen güldenen
oder silbernen Ring mit dessen Nahmen und Jahr-
zahl anlegt, und wiederum frey fliegen läst. Es
meldet der Herr von Flemming in dem I. Theile
seines vollkommnen Teutschen Jägers p. 325. daß
ein Reyher auf der Beitze gefället worden/ welcher
am rechten Bein über dem Knie einen goldenen
Ring gehabt, dessen Schrifft gewesen: Ludwig
XIV. 1680.

§. 42. Zu Zeiten des Kaysers Leopoldi war eine
Art von Jagten in Wien bekandt, welche Lust sonst
kein Printz von Europa genossen, nemlich die Leo-
parden Jagt. Der Türckische Kayser hatte in der
letzten Gesandschafft unter andern Praesenten zwey
zum Jagen abgerichtete zahme Leoparden praesenti-
ren lassen, womit sich der Kayser zum höchsten Ver-
gnügen öffters divertirte. Diese Thiere waren so
zahm, als der allerangewöhnteste Hund, sassen ih-
ren Wärtern allezeit zu Pferde hinten auf der Krup-
pe, und sahen sich denn bey der Jagt weit um, ob sie
etwas gewahr würden. Erblickten sie nun einen
Haasen, Reh und dergleichen Thier, so sprungen sie
ab, und in einem Vogel-schnellen Schuß hatten sie
das Wild eingeholet, worauf sie sich wieder hinter
ihren angewohnten Jäger auf das Pserd satzten,

und
Von mancherl. Jagt-Divertiſſemens.

§. 40. Zuweilen wendet ſich der Reyher mit
ſeinem gantzen Leibe, und ſchwebt oder wehet als
mit einem Seegel mit ausgeſpannten Fluͤgeln in
freyer Lufft, da gehet es denn an ein Kaͤmpffen und
piquiren.

§. 41. Es iſt ein uhraltes Herkommen, daß ein
Potentat dem lebendigen Reyher einen guͤldenen
oder ſilbernen Ring mit deſſen Nahmen und Jahr-
zahl anlegt, und wiederum frey fliegen laͤſt. Es
meldet der Herr von Flemming in dem I. Theile
ſeines vollkommnen Teutſchen Jaͤgers p. 325. daß
ein Reyher auf der Beitze gefaͤllet worden/ welcher
am rechten Bein uͤber dem Knie einen goldenen
Ring gehabt, deſſen Schrifft geweſen: Ludwig
XIV. 1680.

§. 42. Zu Zeiten des Kayſers Leopoldi war eine
Art von Jagten in Wien bekandt, welche Luſt ſonſt
kein Printz von Europa genoſſen, nemlich die Leo-
parden Jagt. Der Tuͤrckiſche Kayſer hatte in der
letzten Geſandſchafft unter andern Præſenten zwey
zum Jagen abgerichtete zahme Leoparden præſenti-
ren laſſen, womit ſich der Kayſer zum hoͤchſten Ver-
gnuͤgen oͤffters divertirte. Dieſe Thiere waren ſo
zahm, als der allerangewoͤhnteſte Hund, ſaſſen ih-
ren Waͤrtern allezeit zu Pferde hinten auf der Krup-
pe, und ſahen ſich denn bey der Jagt weit um, ob ſie
etwas gewahr wuͤrden. Erblickten ſie nun einen
Haaſen, Reh und dergleichen Thier, ſo ſprungen ſie
ab, und in einem Vogel-ſchnellen Schuß hatten ſie
das Wild eingeholet, worauf ſie ſich wieder hinter
ihren angewohnten Jaͤger auf das Pſerd ſatzten,

und
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[875/0899] Von mancherl. Jagt-Divertiſſemens. §. 40. Zuweilen wendet ſich der Reyher mit ſeinem gantzen Leibe, und ſchwebt oder wehet als mit einem Seegel mit ausgeſpannten Fluͤgeln in freyer Lufft, da gehet es denn an ein Kaͤmpffen und piquiren. §. 41. Es iſt ein uhraltes Herkommen, daß ein Potentat dem lebendigen Reyher einen guͤldenen oder ſilbernen Ring mit deſſen Nahmen und Jahr- zahl anlegt, und wiederum frey fliegen laͤſt. Es meldet der Herr von Flemming in dem I. Theile ſeines vollkommnen Teutſchen Jaͤgers p. 325. daß ein Reyher auf der Beitze gefaͤllet worden/ welcher am rechten Bein uͤber dem Knie einen goldenen Ring gehabt, deſſen Schrifft geweſen: Ludwig XIV. 1680. §. 42. Zu Zeiten des Kayſers Leopoldi war eine Art von Jagten in Wien bekandt, welche Luſt ſonſt kein Printz von Europa genoſſen, nemlich die Leo- parden Jagt. Der Tuͤrckiſche Kayſer hatte in der letzten Geſandſchafft unter andern Præſenten zwey zum Jagen abgerichtete zahme Leoparden præſenti- ren laſſen, womit ſich der Kayſer zum hoͤchſten Ver- gnuͤgen oͤffters divertirte. Dieſe Thiere waren ſo zahm, als der allerangewoͤhnteſte Hund, ſaſſen ih- ren Waͤrtern allezeit zu Pferde hinten auf der Krup- pe, und ſahen ſich denn bey der Jagt weit um, ob ſie etwas gewahr wuͤrden. Erblickten ſie nun einen Haaſen, Reh und dergleichen Thier, ſo ſprungen ſie ab, und in einem Vogel-ſchnellen Schuß hatten ſie das Wild eingeholet, worauf ſie ſich wieder hinter ihren angewohnten Jaͤger auf das Pſerd ſatzten, und

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 875. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/899>, abgerufen am 22.11.2024.