Keller, welche offters dergestalt aptirt, daß man mit Pferd und Wagen gantz bequem hinein fahren kan.
§. 21. Bey den alten Schlössern findet man meh- rentheils Wendel-Treppen mit schmahlen Stuf- fen. Bey den neuern hingegen sind diese beschwer- lichen und gefährlichen Treppen abgeschafft, und an deren Statt breite und helle, mit besondern Ruh- Plätzen versehene, und mit Statuen ausgezierte Stiegen angelegt. Nachdem das Steigen der Treppen einigen grossen Herren incommode fällt, so hat man in den neuern Zeiten bequeme Sessel erfunden, so an einem Gewichte hängen, durch de- ren Hülffe sie ohne Treppe aus einem Zimmer in das andere fahren können. Also haben Jhro Kö- nigliche Majestät in Pohlen und Chur-Fürstliche Durchlauchtigkeit zu Sachsen dergleichen Sessel in Dero Palais zu Alt-Dresden, ingleichen Jhro Hoch-Fürstliche Durchlauchtigkeit von Sachsen- Gotha auf dem Schloß zu Altenburg.
§. 22. Die Hof-Capellen sind von vielen Jah- ren her an den allermeisten Orten also erbauet, daß Fürstliche Personen aus ihren Gemächern sich tro- ckenes Fusses in die Kirche begeben, und dem Wort Gottes daselbst zuhören können. So zeigen sich auch allenthalben auf den Fürstlichen Schlössern grosse und lange Sähle, welche theils zu mancher- ley Lustbarkeiten, an den Fürstlichen Nahmens- und Geburths-Tägen, theils auch zu den Proposi- tionen, die der Landschafft vorzutragen, gewidmet
sind;
I. Theil. VII. Capitul.
Keller, welche offters dergeſtalt aptirt, daß man mit Pferd und Wagen gantz bequem hinein fahren kan.
§. 21. Bey den alten Schloͤſſern findet man meh- rentheils Wendel-Treppen mit ſchmahlen Stuf- fen. Bey den neuern hingegen ſind dieſe beſchwer- lichen und gefaͤhrlichen Treppen abgeſchafft, und an deren Statt breite und helle, mit beſondern Ruh- Plaͤtzen verſehene, und mit Statuen ausgezierte Stiegen angelegt. Nachdem das Steigen der Treppen einigen groſſen Herren incommode faͤllt, ſo hat man in den neuern Zeiten bequeme Seſſel erfunden, ſo an einem Gewichte haͤngen, durch de- ren Huͤlffe ſie ohne Treppe aus einem Zimmer in das andere fahren koͤnnen. Alſo haben Jhro Koͤ- nigliche Majeſtaͤt in Pohlen und Chur-Fuͤrſtliche Durchlauchtigkeit zu Sachſen dergleichen Seſſel in Dero Palais zu Alt-Dresden, ingleichen Jhro Hoch-Fuͤrſtliche Durchlauchtigkeit von Sachſen- Gotha auf dem Schloß zu Altenburg.
§. 22. Die Hof-Capellen ſind von vielen Jah- ren her an den allermeiſten Orten alſo erbauet, daß Fuͤrſtliche Perſonen aus ihren Gemaͤchern ſich tro- ckenes Fuſſes in die Kirche begeben, und dem Wort Gottes daſelbſt zuhoͤren koͤnnen. So zeigen ſich auch allenthalben auf den Fuͤrſtlichen Schloͤſſern groſſe und lange Saͤhle, welche theils zu mancher- ley Luſtbarkeiten, an den Fuͤrſtlichen Nahmens- und Geburths-Taͤgen, theils auch zu den Propoſi- tionen, die der Landſchafft vorzutragen, gewidmet
ſind;
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I. Theil. VII. Capitul.
Keller, welche offters dergeſtalt aptirt, daß man mit
Pferd und Wagen gantz bequem hinein fahren
kan.
§. 21. Bey den alten Schloͤſſern findet man meh-
rentheils Wendel-Treppen mit ſchmahlen Stuf-
fen. Bey den neuern hingegen ſind dieſe beſchwer-
lichen und gefaͤhrlichen Treppen abgeſchafft, und
an deren Statt breite und helle, mit beſondern Ruh-
Plaͤtzen verſehene, und mit Statuen ausgezierte
Stiegen angelegt. Nachdem das Steigen der
Treppen einigen groſſen Herren incommode faͤllt,
ſo hat man in den neuern Zeiten bequeme Seſſel
erfunden, ſo an einem Gewichte haͤngen, durch de-
ren Huͤlffe ſie ohne Treppe aus einem Zimmer in
das andere fahren koͤnnen. Alſo haben Jhro Koͤ-
nigliche Majeſtaͤt in Pohlen und Chur-Fuͤrſtliche
Durchlauchtigkeit zu Sachſen dergleichen Seſſel
in Dero Palais zu Alt-Dresden, ingleichen Jhro
Hoch-Fuͤrſtliche Durchlauchtigkeit von Sachſen-
Gotha auf dem Schloß zu Altenburg.
§. 22. Die Hof-Capellen ſind von vielen Jah-
ren her an den allermeiſten Orten alſo erbauet, daß
Fuͤrſtliche Perſonen aus ihren Gemaͤchern ſich tro-
ckenes Fuſſes in die Kirche begeben, und dem Wort
Gottes daſelbſt zuhoͤren koͤnnen. So zeigen ſich
auch allenthalben auf den Fuͤrſtlichen Schloͤſſern
groſſe und lange Saͤhle, welche theils zu mancher-
ley Luſtbarkeiten, an den Fuͤrſtlichen Nahmens-
und Geburths-Taͤgen, theils auch zu den Propoſi-
tionen, die der Landſchafft vorzutragen, gewidmet
ſind;
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/96>, abgerufen am 24.11.2024.
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