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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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niß der Sachen, die verkaufft werden, verbo-
ten wird, oder das verglichene Pretium gantz
und gar unbillig. Wenn aber einen oder etlichen
erlaubet ist, gewisse Sachen allein zu verkauf-
fen, so daß die übrigen von dem freyen Com-
mercio
gantz und gar ausgeschlossen werden,
so ist solches dem natürlichen Recht nach un-
zuläßig, dem gemeinen Wesen höchst-praejudi-
ci
rlich, und dahero auch in den Landes-Gese-
tzen mit allem Recht verboten.

§. 16. Jst aber ein Fürst wohl befugt, sei-
ne Unterthanen zu Verkauffung ihrer Sachen
zu zwingen? Nun ist zwar wahr, daß ein ied-
weder mit dem Seinigen schalten kan, wie er
will, und dem Landes Fürsten über das Ver-
mögen seiner Unterthanen kein privat-Eigen-
thum zustehe. Denn er würde aus seinen Schran-
cken treten, wenn er sich dasjenige, was einem
andern zustünde, allein zueignen wolte. Al-
lein es ist doch hiervon der Fall der höchstdrin-
genden Noth und des allgemeinen Nutzens
auszunehmen, als da er das Recht des Ober-
landesherrlichen Eigenthums erweisen kan.

§. 17. Damit die Vergleiche und Zusa-
gen der Fürstlichen Personen ein grösser Ge-
wichte überkommen, so pflegen dieselben
öffters mit einem Jurament bestärcket zu wer-
den. Denn weil sie keiner menschlichen Ge-

walt
F



niß der Sachen, die verkaufft werden, verbo-
ten wird, oder das verglichene Pretium gantz
und gar unbillig. Wenn abeꝛ einen oder etlichen
erlaubet iſt, gewiſſe Sachen allein zu verkauf-
fen, ſo daß die uͤbrigen von dem freyen Com-
mercio
gantz und gar ausgeſchloſſen werden,
ſo iſt ſolches dem natuͤrlichen Recht nach un-
zulaͤßig, dem gemeinen Weſen hoͤchſt-præjudi-
ci
rlich, und dahero auch in den Landes-Geſe-
tzen mit allem Recht verboten.

§. 16. Jſt aber ein Fuͤrſt wohl befugt, ſei-
ne Unterthanen zu Verkauffung ihrer Sachen
zu zwingen? Nun iſt zwar wahr, daß ein ied-
weder mit dem Seinigen ſchalten kan, wie er
will, und dem Landes Fuͤrſten uͤber das Ver-
moͤgen ſeiner Unterthanen kein privat-Eigen-
thum zuſtehe. Deñ er wuͤꝛde aus ſeinen Schꝛan-
cken treten, wenn er ſich dasjenige, was einem
andern zuſtuͤnde, allein zueignen wolte. Al-
lein es iſt doch hiervon der Fall der hoͤchſtdrin-
genden Noth und des allgemeinen Nutzens
auszunehmen, als da er das Recht des Ober-
landesherrlichen Eigenthums erweiſen kan.

§. 17. Damit die Vergleiche und Zuſa-
gen der Fuͤrſtlichen Perſonen ein groͤſſer Ge-
wichte uͤberkommen, ſo pflegen dieſelben
oͤffters mit einem Jurament beſtaͤrcket zu wer-
den. Denn weil ſie keiner menſchlichen Ge-

walt
F
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[81/0101] niß der Sachen, die verkaufft werden, verbo- ten wird, oder das verglichene Pretium gantz und gar unbillig. Wenn abeꝛ einen oder etlichen erlaubet iſt, gewiſſe Sachen allein zu verkauf- fen, ſo daß die uͤbrigen von dem freyen Com- mercio gantz und gar ausgeſchloſſen werden, ſo iſt ſolches dem natuͤrlichen Recht nach un- zulaͤßig, dem gemeinen Weſen hoͤchſt-præjudi- cirlich, und dahero auch in den Landes-Geſe- tzen mit allem Recht verboten. §. 16. Jſt aber ein Fuͤrſt wohl befugt, ſei- ne Unterthanen zu Verkauffung ihrer Sachen zu zwingen? Nun iſt zwar wahr, daß ein ied- weder mit dem Seinigen ſchalten kan, wie er will, und dem Landes Fuͤrſten uͤber das Ver- moͤgen ſeiner Unterthanen kein privat-Eigen- thum zuſtehe. Deñ er wuͤꝛde aus ſeinen Schꝛan- cken treten, wenn er ſich dasjenige, was einem andern zuſtuͤnde, allein zueignen wolte. Al- lein es iſt doch hiervon der Fall der hoͤchſtdrin- genden Noth und des allgemeinen Nutzens auszunehmen, als da er das Recht des Ober- landesherrlichen Eigenthums erweiſen kan. §. 17. Damit die Vergleiche und Zuſa- gen der Fuͤrſtlichen Perſonen ein groͤſſer Ge- wichte uͤberkommen, ſo pflegen dieſelben oͤffters mit einem Jurament beſtaͤrcket zu wer- den. Denn weil ſie keiner menſchlichen Ge- walt F

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/101>, abgerufen am 18.05.2024.