heutiges Tages Kippen und Wippen nennet, nicht mag gewehret werden. Fürs dritte ist die Aen- derung der Müntze nöthig, wenn man befindet, daß dieselbe mehr werth, als sie valoiret und gül- tig ist, weil die alten Reichs- und Gülden-Tha- ler, Batzen und Groschen viel besser als die neu- en geschrötet und gekörnet seyn, welche doch den neuen nur gleich gelten; Denn an solchen alten Müntz-Sorten, wann solche umgeschmeltzet, und geändert werden, ist ein stattliches der Men- ge nach zu gewinnen.
§. 16. Dieweil das Müntz-Wesen ein hohes Landes-Fürstliches Regale ist, und keine Pri- vat-Person dergleichen haben kan, so gebühret auch billig einig und allein aller Nutz, der von die Müntze herrühret, der Obrigkeit, und stehet solcher Gewinn keines weges denen Privat- Personen zu. Wann nun aber im Gegentheil, so wie gedacht, die gute Müntze, die mehr werth, als sie valoiret ist, ungeändert verbleibet, so fin- den sich gar bald Leute, so die selbe auszuwech- seln, und in andere Sachen zu verarbeiten, oder sonst damit ihren Nutzen zu suchen trachten, wo- durch der Vortheil, den die hohe Landes-Obrig- keit davon haben könte und solte, derselben gäntz- lich entzogen wird. Darum erfordert die ho- he Nothdurfft, daß alle Müntze, wenn solche ei- nen höhern Schrot und Korn hat, und herge-
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heutiges Tages Kippen und Wippen neñet, nicht mag gewehret werden. Fuͤrs dritte iſt die Aen- derung der Muͤntze noͤthig, wenn man befindet, daß dieſelbe mehr werth, als ſie valoiret und guͤl- tig iſt, weil die alten Reichs- und Guͤlden-Tha- ler, Batzen und Groſchen viel beſſer als die neu- en geſchroͤtet und gekoͤrnet ſeyn, welche doch den neuen nur gleich gelten; Denn an ſolchen alten Muͤntz-Sorten, wann ſolche umgeſchmeltzet, und geaͤndert werden, iſt ein ſtattliches der Men- ge nach zu gewinnen.
§. 16. Dieweil das Muͤntz-Weſen ein hohes Landes-Fuͤrſtliches Regale iſt, und keine Pri- vat-Perſon dergleichen haben kan, ſo gebuͤhret auch billig einig und allein aller Nutz, der von die Muͤntze herruͤhret, der Obrigkeit, und ſtehet ſolcher Gewinn keines weges denen Privat- Perſonen zu. Wann nun aber im Gegentheil, ſo wie gedacht, die gute Muͤntze, die mehr werth, als ſie valoiret iſt, ungeaͤndert verbleibet, ſo fin- den ſich gar bald Leute, ſo die ſelbe auszuwech- ſeln, und in andere Sachen zu verarbeiten, oder ſonſt damit ihren Nutzen zu ſuchen trachten, wo- durch der Voꝛtheil, den die hohe Landes-Obrig- keit davon haben koͤnte und ſolte, derſelben gaͤntz- lich entzogen wird. Darum erfordert die ho- he Nothdurfft, daß alle Muͤntze, wenn ſolche ei- nen hoͤhern Schrot und Korn hat, und herge-
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heutiges Tages Kippen und Wippen neñet, nicht
mag gewehret werden. Fuͤrs dritte iſt die Aen-
derung der Muͤntze noͤthig, wenn man befindet,
daß dieſelbe mehr werth, als ſie valoiret und guͤl-
tig iſt, weil die alten Reichs- und Guͤlden-Tha-
ler, Batzen und Groſchen viel beſſer als die neu-
en geſchroͤtet und gekoͤrnet ſeyn, welche doch den
neuen nur gleich gelten; Denn an ſolchen alten
Muͤntz-Sorten, wann ſolche umgeſchmeltzet,
und geaͤndert werden, iſt ein ſtattliches der Men-
ge nach zu gewinnen.
§. 16. Dieweil das Muͤntz-Weſen ein hohes
Landes-Fuͤrſtliches Regale iſt, und keine Pri-
vat-Perſon dergleichen haben kan, ſo gebuͤhret
auch billig einig und allein aller Nutz, der von
die Muͤntze herruͤhret, der Obrigkeit, und ſtehet
ſolcher Gewinn keines weges denen Privat-
Perſonen zu. Wann nun aber im Gegentheil, ſo
wie gedacht, die gute Muͤntze, die mehr werth,
als ſie valoiret iſt, ungeaͤndert verbleibet, ſo fin-
den ſich gar bald Leute, ſo die ſelbe auszuwech-
ſeln, und in andere Sachen zu verarbeiten, oder
ſonſt damit ihren Nutzen zu ſuchen trachten, wo-
durch der Voꝛtheil, den die hohe Landes-Obrig-
keit davon haben koͤnte und ſolte, derſelben gaͤntz-
lich entzogen wird. Darum erfordert die ho-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 997. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1017>, abgerufen am 22.11.2024.
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