eine iedwede Sache, die uns lieb und angenehm ist, und wir in Ehren halten, expediret werden. Wenn daher einer bey Fürstl. Gräfl. Adel. oder Ehelichen Würden, Ehren, Treuen und Glauben etwas versichert, so fragt sichs: Ob solches wohl in dem foro externo vor eine äu- serliche Würckung des Juraments zu halten sey? z. E. Wenn eine Princeßin nach gesche- hener Ausstattung unter dieser Formul der vä- terlichen Erbschafft renunciret hätte, ob solche bey ereignenden Fall nach dem Absterben ihres Herrn Vaters nichts destoweniger in den vä- terlichen Gütern succediren könne. Es ste- hen zwar einige in den Gedancken, daß solches angehe, und diese Worte vor ein wahres Jura- ment zu halten wären, allein die contraire Meynung scheinet mit der Wahrheit mehr überein zu kommen, und auch in Praxi mehr re- cipirt zu seyn.
§. 19. Ferner fragt sichs, wenn ein Reichs- Fürst bey Gräflichen Worten, Treu und Glauben sich in einem Contract oder Obliga- tion verbindlich macht, ob wider denselben Mandata sine clausula in dem Cammer-Ge- richt ausgebracht werden, oder sie eine paratam executionem zuwege bringen können? Min- danus erzehlet, daß diese Frage in dem Cam- mer-Gerichte lange Zeit ventiliret worden.
Ob
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eine iedwede Sache, die uns lieb und angenehm iſt, und wir in Ehren halten, expediret werden. Wenn daher einer bey Fuͤrſtl. Graͤfl. Adel. oder Ehelichen Wuͤrden, Ehren, Treuen und Glauben etwas verſichert, ſo fragt ſichs: Ob ſolches wohl in dem foro externo vor eine aͤu- ſerliche Wuͤrckung des Juraments zu halten ſey? z. E. Wenn eine Princeßin nach geſche- hener Ausſtattung unter dieſer Formul der vaͤ- terlichen Erbſchafft renunciret haͤtte, ob ſolche bey ereignenden Fall nach dem Abſterben ihres Herrn Vaters nichts deſtoweniger in den vaͤ- terlichen Guͤtern ſuccediren koͤnne. Es ſte- hen zwar einige in den Gedancken, daß ſolches angehe, und dieſe Worte vor ein wahres Jura- ment zu halten waͤren, allein die contraire Meynung ſcheinet mit der Wahrheit mehr uͤberein zu kommen, und auch in Praxi mehr re- cipirt zu ſeyn.
§. 19. Ferner fragt ſichs, wenn ein Reichs- Fuͤrſt bey Graͤflichen Worten, Treu und Glauben ſich in einem Contract oder Obliga- tion verbindlich macht, ob wider denſelben Mandata ſine clauſula in dem Cammer-Ge- richt ausgebracht werden, oder ſie eine paratam executionem zuwege bringen koͤnnen? Min- danus erzehlet, daß dieſe Frage in dem Cam- mer-Gerichte lange Zeit ventiliret worden.
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eine iedwede Sache, die uns lieb und angenehm
iſt, und wir in Ehren halten, expediret werden.
Wenn daher einer bey Fuͤrſtl. Graͤfl. Adel.
oder Ehelichen Wuͤrden, Ehren, Treuen und
Glauben etwas verſichert, ſo fragt ſichs: Ob
ſolches wohl in dem foro externo vor eine aͤu-
ſerliche Wuͤrckung des Juraments zu halten
ſey? z. E. Wenn eine Princeßin nach geſche-
hener Ausſtattung unter dieſer Formul der vaͤ-
terlichen Erbſchafft renunciret haͤtte, ob ſolche
bey ereignenden Fall nach dem Abſterben ihres
Herrn Vaters nichts deſtoweniger in den vaͤ-
terlichen Guͤtern ſuccediren koͤnne. Es ſte-
hen zwar einige in den Gedancken, daß ſolches
angehe, und dieſe Worte vor ein wahres Jura-
ment zu halten waͤren, allein die contraire
Meynung ſcheinet mit der Wahrheit mehr
uͤberein zu kommen, und auch in Praxi mehr re-
cipirt zu ſeyn.
§. 19. Ferner fragt ſichs, wenn ein Reichs-
Fuͤrſt bey Graͤflichen Worten, Treu und
Glauben ſich in einem Contract oder Obliga-
tion verbindlich macht, ob wider denſelben
Mandata ſine clauſula in dem Cammer-Ge-
richt ausgebracht werden, oder ſie eine paratam
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/103>, abgerufen am 16.02.2025.
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