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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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Ob nun schon dieser solche bejahen will, so schei-
net doch die verneinende Meynung der Wahr-
heit gemässer. Dieser Controvers hat der
Deputations-Abschied zu Speyer de an. 1600.
§. Wie in einer Verschreibung etc. ein Ende ge-
macht, in den Worten: Daß solch der Ver-
schreibung einverleibtes Jurament, welcherley
Gestalt dasselbe vorgegangen, viam executi-
vam
nicht verursachen, noch deßwegen Manda-
ta sine clausula
zuerkennen, sondern als eine
Bestärckung und Bekräfftigung derselben zu
halten seyn solle.

§. 20. Wenn ein Fürst etwas mündlich
oder schrifftlich attestiret, bringt denn wohl sol-
ches, wenn es von einem andern produciret
wird, einen plenam fidem zuwege? Dafern
ein Fürst in Ansehung seines eignen facti in sol-
chen Sachen, die seine Regierung und Regen-
ten-Pflicht anbetreffen, etwas bezeuget, so
ist ihm wohl allerdings vollkommen Glauben
zuzustellen. Da man einem ieden in Anse-
hung seines Officii glaubet, warum nicht viel-
mehr einem Fürsten, als dem man einige Be-
trügerey nicht zumuthen kan. Jn den Hand-
lungen aber, die einem andern zum Praejudiz
gereichen, und sie die Regierung des Fürsten
eigentlich nicht concerniren, sondern in einem
Process wider eine Privat-Person zum Beweiß

dienen



Ob nun ſchon dieſer ſolche bejahen will, ſo ſchei-
net doch die verneinende Meynung der Wahr-
heit gemaͤſſer. Dieſer Controvers hat der
Deputations-Abſchied zu Speyer de an. 1600.
§. Wie in einer Verſchreibung ꝛc. ein Ende ge-
macht, in den Worten: Daß ſolch der Ver-
ſchreibung einverleibtes Jurament, welcherley
Geſtalt daſſelbe vorgegangen, viam executi-
vam
nicht verurſachen, noch deßwegen Manda-
ta ſine clauſula
zuerkennen, ſondern als eine
Beſtaͤrckung und Bekraͤfftigung derſelben zu
halten ſeyn ſolle.

§. 20. Wenn ein Fuͤrſt etwas muͤndlich
oder ſchrifftlich atteſtiret, bringt denn wohl ſol-
ches, wenn es von einem andern produciret
wird, einen plenam fidem zuwege? Dafern
ein Fuͤrſt in Anſehung ſeines eignen facti in ſol-
chen Sachen, die ſeine Regierung und Regen-
ten-Pflicht anbetreffen, etwas bezeuget, ſo
iſt ihm wohl allerdings vollkommen Glauben
zuzuſtellen. Da man einem ieden in Anſe-
hung ſeines Officii glaubet, warum nicht viel-
mehr einem Fuͤrſten, als dem man einige Be-
truͤgerey nicht zumuthen kan. Jn den Hand-
lungen aber, die einem andern zum Præjudiz
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[84/0104] Ob nun ſchon dieſer ſolche bejahen will, ſo ſchei- net doch die verneinende Meynung der Wahr- heit gemaͤſſer. Dieſer Controvers hat der Deputations-Abſchied zu Speyer de an. 1600. §. Wie in einer Verſchreibung ꝛc. ein Ende ge- macht, in den Worten: Daß ſolch der Ver- ſchreibung einverleibtes Jurament, welcherley Geſtalt daſſelbe vorgegangen, viam executi- vam nicht verurſachen, noch deßwegen Manda- ta ſine clauſula zuerkennen, ſondern als eine Beſtaͤrckung und Bekraͤfftigung derſelben zu halten ſeyn ſolle. §. 20. Wenn ein Fuͤrſt etwas muͤndlich oder ſchrifftlich atteſtiret, bringt denn wohl ſol- ches, wenn es von einem andern produciret wird, einen plenam fidem zuwege? Dafern ein Fuͤrſt in Anſehung ſeines eignen facti in ſol- chen Sachen, die ſeine Regierung und Regen- ten-Pflicht anbetreffen, etwas bezeuget, ſo iſt ihm wohl allerdings vollkommen Glauben zuzuſtellen. Da man einem ieden in Anſe- hung ſeines Officii glaubet, warum nicht viel- mehr einem Fuͤrſten, als dem man einige Be- truͤgerey nicht zumuthen kan. Jn den Hand- lungen aber, die einem andern zum Præjudiz gereichen, und ſie die Regierung des Fuͤrſten eigentlich nicht concerniren, ſondern in einem Proceſſ wider eine Privat-Perſon zum Beweiß dienen

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/104>, abgerufen am 21.11.2024.