moquiren sich über diejenigen, so die Manufa- cturen etabliten wollen, sehen, daß sie einige Mi- nistres auf die Seite bekommen, denen sie dieses dissvadiren, sagen es wären theorien, die sich an diesem Orte oder Stadt unmöglich so pra- cticiren und ins Werck setzen liessen, drücken darbey die andern, wo sie wissen und können, und sinnen ein hauffen Schwierigkeiten aus, daß sie das Manufactur-Wesen hintertreiben. Da nun die Kaufleute meistentheils hierinnen zu Rathe gezogen werden, weil man glaubt, daß sie die beste Erkentniß von diesen Sachen haben, sie aber insgemein dem Wercke zuwider sind, so kan es nicht fehlen, die Manufacturen müssen ins stecken gerathen. Zum vierdten so will man auch den Profit hierinnen im Au- genblick spühren, und wenn die Leute nicht in dem ersten Jahre den Vortheil gleich sehen, so werden sie verdrüßlich, fangen auf ein Werck an zu schmählen, und warten nicht, biß es nach und nach in bessern Gang gebracht, sondern meynen gleich, es tauge gantz und gar nichts. Zum fünfften sind auch die Herrn Geistlichen einiger massen schuld, daß die Manufacturen nicht recht in Stand kommen. Es sind offters die fremden Manufacturiers, die man in das Land ziehen wolte, unterschiedener und einer andern Religion zugethan, denn die der Landes-Fürst
beken-
moquiren ſich uͤber diejenigen, ſo die Manufa- cturen etabliten wollen, ſehen, daß ſie einige Mi- niſtres auf die Seite bekommen, denen ſie dieſes diſſvadiren, ſagen es waͤren theorien, die ſich an dieſem Orte oder Stadt unmoͤglich ſo pra- cticiren und ins Werck ſetzen lieſſen, druͤcken darbey die andern, wo ſie wiſſen und koͤnnen, und ſinnen ein hauffen Schwierigkeiten aus, daß ſie das Manufactur-Weſen hintertreiben. Da nun die Kaufleute meiſtentheils hierinnen zu Rathe gezogen werden, weil man glaubt, daß ſie die beſte Erkentniß von dieſen Sachen haben, ſie aber insgemein dem Wercke zuwider ſind, ſo kan es nicht fehlen, die Manufacturen muͤſſen ins ſtecken gerathen. Zum vierdten ſo will man auch den Profit hierinnen im Au- genblick ſpuͤhren, und wenn die Leute nicht in dem erſten Jahre den Vortheil gleich ſehen, ſo werden ſie verdruͤßlich, fangen auf ein Werck an zu ſchmaͤhlen, und warten nicht, biß es nach und nach in beſſern Gang gebracht, ſondern meynen gleich, es tauge gantz und gar nichts. Zum fuͤnfften ſind auch die Herrn Geiſtlichen einiger maſſen ſchuld, daß die Manufacturen nicht recht in Stand kom̃en. Es ſind offters die fremden Manufacturiers, die man in das Land ziehen wolte, unterſchiedener und einer andern Religion zugethan, denn die der Landes-Fuͤrſt
beken-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f1055"n="1035"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw><hirendition="#aq">moqui</hi>ren ſich uͤber diejenigen, ſo die Manufa-<lb/>
cturen <hirendition="#aq">etablit</hi>en wollen, ſehen, daß ſie einige <hirendition="#aq">Mi-<lb/>
niſtres</hi> auf die Seite bekommen, denen ſie dieſes<lb/><hirendition="#aq">diſſvadir</hi>en, ſagen es waͤren <hirendition="#aq">theorien,</hi> die ſich<lb/>
an dieſem Orte oder Stadt unmoͤglich ſo <hirendition="#aq">pra-<lb/>
cticir</hi>en und ins Werck ſetzen lieſſen, druͤcken<lb/>
darbey die andern, wo ſie wiſſen und koͤnnen,<lb/>
und ſinnen ein hauffen Schwierigkeiten aus,<lb/>
daß ſie das Manufactur-Weſen hintertreiben.<lb/>
Da nun die Kaufleute meiſtentheils hierinnen<lb/>
zu Rathe gezogen werden, weil man glaubt,<lb/>
daß ſie die beſte Erkentniß von dieſen Sachen<lb/>
haben, ſie aber insgemein dem Wercke zuwider<lb/>ſind, ſo kan es nicht fehlen, die Manufacturen<lb/>
muͤſſen ins ſtecken gerathen. Zum vierdten<lb/>ſo will man auch den Profit hierinnen im Au-<lb/>
genblick ſpuͤhren, und wenn die Leute nicht in<lb/>
dem erſten Jahre den Vortheil gleich ſehen, ſo<lb/>
werden ſie verdruͤßlich, fangen auf ein Werck<lb/>
an zu ſchmaͤhlen, und warten nicht, biß es nach<lb/>
und nach in beſſern Gang gebracht, ſondern<lb/>
meynen gleich, es tauge gantz und gar nichts.<lb/>
Zum fuͤnfften ſind auch die Herrn Geiſtlichen<lb/>
einiger maſſen ſchuld, daß die Manufacturen<lb/>
nicht recht in Stand kom̃en. Es ſind offters die<lb/>
fremden Manufacturiers, die man in das Land<lb/>
ziehen wolte, unterſchiedener und einer andern<lb/>
Religion zugethan, denn die der Landes-Fuͤrſt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">beken-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[1035/1055]
moquiren ſich uͤber diejenigen, ſo die Manufa-
cturen etabliten wollen, ſehen, daß ſie einige Mi-
niſtres auf die Seite bekommen, denen ſie dieſes
diſſvadiren, ſagen es waͤren theorien, die ſich
an dieſem Orte oder Stadt unmoͤglich ſo pra-
cticiren und ins Werck ſetzen lieſſen, druͤcken
darbey die andern, wo ſie wiſſen und koͤnnen,
und ſinnen ein hauffen Schwierigkeiten aus,
daß ſie das Manufactur-Weſen hintertreiben.
Da nun die Kaufleute meiſtentheils hierinnen
zu Rathe gezogen werden, weil man glaubt,
daß ſie die beſte Erkentniß von dieſen Sachen
haben, ſie aber insgemein dem Wercke zuwider
ſind, ſo kan es nicht fehlen, die Manufacturen
muͤſſen ins ſtecken gerathen. Zum vierdten
ſo will man auch den Profit hierinnen im Au-
genblick ſpuͤhren, und wenn die Leute nicht in
dem erſten Jahre den Vortheil gleich ſehen, ſo
werden ſie verdruͤßlich, fangen auf ein Werck
an zu ſchmaͤhlen, und warten nicht, biß es nach
und nach in beſſern Gang gebracht, ſondern
meynen gleich, es tauge gantz und gar nichts.
Zum fuͤnfften ſind auch die Herrn Geiſtlichen
einiger maſſen ſchuld, daß die Manufacturen
nicht recht in Stand kom̃en. Es ſind offters die
fremden Manufacturiers, die man in das Land
ziehen wolte, unterſchiedener und einer andern
Religion zugethan, denn die der Landes-Fuͤrſt
beken-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1035. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1055>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.