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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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tor, daß mit iedem Steine guter teutscher
Wolle, welche aus dem Lande gesand würde,
auch zugleich funffzehn Reichs-Thaler hinaus
giengen, zu verstehen, welche die Ausländer mit
den manufacturen daran verdienten, und her-
nach, wann sie uns die fabricirte Wolle wieder
zuführen, wir ihnen wieder bezahlen müssen,
daß es also unvergleichlich besser, den Landes-
Kindern das Brod zu lassen, als solches Frem-
den hin zu geben. Die Ausfuhre der rohen
Wolle möchte alsdenn erst geschehen, wann in
denen Provincien, da sie häuffig fällt, alle We-
ber-Stühle wohl besetzt, und alle Arbeiter voll-
auf zu thun hätten.

§. 22. Die dritte Art constituiren die aus
Flachs und Hanff verfertigten manufacturen.
Wie unterschiedene teutsche Provintzen mit vor-
trefflichen Flachs- und Hanff-Bau gesegnet
sind, siehet man an Schwaben, Bäyern, dem
Ländlein ob der Enß, Westphalen, Schlesien,
Ober- und Nieder-Lausitz, item, Pommern
und dem Lüneburger Lande, als welche alle ei-
nen so trefflichen Flachs Bau und arbeitsame
Einwohner haben, daß wir sagen können, es sey
fast noch der Leinen- und Flachs-Handel der ei-
nige, welcher nicht in Teutschland ausgeartet,
sondern immer angewachsen sey, ob wohl we-
gen des häuffig ausgehenden gesponnenen

Garns
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tor, daß mit iedem Steine guter teutſcher
Wolle, welche aus dem Lande geſand wuͤrde,
auch zugleich funffzehn Reichs-Thaler hinaus
giengen, zu verſtehen, welche die Auslaͤnder mit
den manufacturen daran verdienten, und her-
nach, wann ſie uns die fabricirte Wolle wieder
zufuͤhren, wir ihnen wieder bezahlen muͤſſen,
daß es alſo unvergleichlich beſſer, den Landes-
Kindern das Brod zu laſſen, als ſolches Frem-
den hin zu geben. Die Ausfuhre der rohen
Wolle moͤchte alsdenn erſt geſchehen, wann in
denen Provincien, da ſie haͤuffig faͤllt, alle We-
ber-Stuͤhle wohl beſetzt, und alle Arbeiter voll-
auf zu thun haͤtten.

§. 22. Die dritte Art conſtituiren die aus
Flachs und Hanff verfertigten manufacturen.
Wie unterſchiedene teutſche Provintzen mit vor-
trefflichen Flachs- und Hanff-Bau geſegnet
ſind, ſiehet man an Schwaben, Baͤyern, dem
Laͤndlein ob der Enß, Weſtphalen, Schleſien,
Ober- und Nieder-Lauſitz, item, Pommern
und dem Luͤneburger Lande, als welche alle ei-
nen ſo trefflichen Flachs Bau und arbeitſame
Einwohner haben, daß wir ſagen koͤnnen, es ſey
faſt noch der Leinen- und Flachs-Handel der ei-
nige, welcher nicht in Teutſchland ausgeartet,
ſondern immer angewachſen ſey, ob wohl we-
gen des haͤuffig ausgehenden geſponnenen

Garns
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[1043/1063] tor, daß mit iedem Steine guter teutſcher Wolle, welche aus dem Lande geſand wuͤrde, auch zugleich funffzehn Reichs-Thaler hinaus giengen, zu verſtehen, welche die Auslaͤnder mit den manufacturen daran verdienten, und her- nach, wann ſie uns die fabricirte Wolle wieder zufuͤhren, wir ihnen wieder bezahlen muͤſſen, daß es alſo unvergleichlich beſſer, den Landes- Kindern das Brod zu laſſen, als ſolches Frem- den hin zu geben. Die Ausfuhre der rohen Wolle moͤchte alsdenn erſt geſchehen, wann in denen Provincien, da ſie haͤuffig faͤllt, alle We- ber-Stuͤhle wohl beſetzt, und alle Arbeiter voll- auf zu thun haͤtten. §. 22. Die dritte Art conſtituiren die aus Flachs und Hanff verfertigten manufacturen. Wie unterſchiedene teutſche Provintzen mit vor- trefflichen Flachs- und Hanff-Bau geſegnet ſind, ſiehet man an Schwaben, Baͤyern, dem Laͤndlein ob der Enß, Weſtphalen, Schleſien, Ober- und Nieder-Lauſitz, item, Pommern und dem Luͤneburger Lande, als welche alle ei- nen ſo trefflichen Flachs Bau und arbeitſame Einwohner haben, daß wir ſagen koͤnnen, es ſey faſt noch der Leinen- und Flachs-Handel der ei- nige, welcher nicht in Teutſchland ausgeartet, ſondern immer angewachſen ſey, ob wohl we- gen des haͤuffig ausgehenden geſponnenen Garns U u u 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1043. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1063>, abgerufen am 22.11.2024.