nehren, und das vorgeschossene Geld ihren Cre- ditoribus nach und nach wieder zu bezahlen. Aus Mangel des Verlags muß mancher ge- schickter Künstler und Handwercks-Mann crepiren.
§. 11. Bey der Wanderschafft der Hand- wercks-Pursche wäre dahin zu sehen, daß nicht eben nothwendig allen und ieden Handwercks- Purschen das Wandern als ein nothwendig Stücke auferlegt würde. Was hilfft es zum Exempel einem Fleischhauer, wenn er 1000. Stück Vieh in der Fremde geschlachtet, und hernachmahls in seiner Heymath mit dem Vieh-Einkauff, worauf seine gantze Kunst und Sache ankömmt, nicht wohl umzugehen weiß? Wäre demnach am besten, wenn die hohe Lan- des-Obrigkeit determinirte, welche Hand- wercker sonderlich wandern, und in der Fremde sich qualificiren, und welche davon überhoben seyn solten, und die sich auch zu Hause zu ihrem Meisterwerden geschickt machen könten.
§. 12. Man siehet hin und wieder allerhand nichtswürdige Profeßiones, da diejenigen, welche solche treiben, weder GOTT noch ihren Nächsten damit dienen, sondern nichts ab- geben, als unnütze Werckzeuge der Boßheit und des Müßigganges, und auch andere Leute in solchen nichtswürdigen Dingen unterrich ten, als da sind die Seildäntzer, Taschenspie-
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nehren, und das vorgeſchoſſene Geld ihren Cre- ditoribus nach und nach wieder zu bezahlen. Aus Mangel des Verlags muß mancher ge- ſchickter Kuͤnſtler und Handwercks-Mann crepiren.
§. 11. Bey der Wanderſchafft der Hand- wercks-Purſche waͤre dahin zu ſehen, daß nicht eben nothwendig allen und ieden Handwercks- Purſchen das Wandern als ein nothwendig Stuͤcke auferlegt wuͤrde. Was hilfft es zum Exempel einem Fleiſchhauer, wenn er 1000. Stuͤck Vieh in der Fremde geſchlachtet, und hernachmahls in ſeiner Heymath mit dem Vieh-Einkauff, worauf ſeine gantze Kunſt und Sache ankoͤmmt, nicht wohl umzugehen weiß? Waͤre demnach am beſten, wenn die hohe Lan- des-Obrigkeit determinirte, welche Hand- wercker ſonderlich wandern, und in der Fremde ſich qualificiren, und welche davon uͤberhoben ſeyn ſolten, und die ſich auch zu Hauſe zu ihrem Meiſterwerden geſchickt machen koͤnten.
§. 12. Man ſiehet hin und wieder allerhand nichtswuͤrdige Profeßiones, da diejenigen, welche ſolche treiben, weder GOTT noch ihren Naͤchſten damit dienen, ſondern nichts ab- geben, als unnuͤtze Werckzeuge der Boßheit und des Muͤßigganges, und auch andere Leute in ſolchen nichtswuͤrdigen Dingen unterrich ten, als da ſind die Seildaͤntzer, Taſchenſpie-
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nehren, und das vorgeſchoſſene Geld ihren Cre-
ditoribus nach und nach wieder zu bezahlen.
Aus Mangel des Verlags muß mancher ge-
ſchickter Kuͤnſtler und Handwercks-Mann
crepiren.
§. 11. Bey der Wanderſchafft der Hand-
wercks-Purſche waͤre dahin zu ſehen, daß nicht
eben nothwendig allen und ieden Handwercks-
Purſchen das Wandern als ein nothwendig
Stuͤcke auferlegt wuͤrde. Was hilfft es zum
Exempel einem Fleiſchhauer, wenn er 1000.
Stuͤck Vieh in der Fremde geſchlachtet, und
hernachmahls in ſeiner Heymath mit dem
Vieh-Einkauff, worauf ſeine gantze Kunſt und
Sache ankoͤmmt, nicht wohl umzugehen weiß?
Waͤre demnach am beſten, wenn die hohe Lan-
des-Obrigkeit determinirte, welche Hand-
wercker ſonderlich wandern, und in der Fremde
ſich qualificiren, und welche davon uͤberhoben
ſeyn ſolten, und die ſich auch zu Hauſe zu ihrem
Meiſterwerden geſchickt machen koͤnten.
§. 12. Man ſiehet hin und wieder allerhand
nichtswuͤrdige Profeßiones, da diejenigen,
welche ſolche treiben, weder GOTT noch
ihren Naͤchſten damit dienen, ſondern nichts ab-
geben, als unnuͤtze Werckzeuge der Boßheit
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1059. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1079>, abgerufen am 22.11.2024.
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