Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



ler, Chartenmacher, Klopfffechter, Glücksbüd-
ner, Riemenstecher, u. s. w. welche in wohlbe-
stellten Republiquen mit allem Recht verboten,
und nicht geduldet werden. Es wäre zu wünd-
schen, daß an denjenigen Orten, wo solche lieder-
liche metiers verboten, fein scharff drüber ge-
halten würde, und andere Oerter sich diesen
conformiren möchten.

§. 13. Es ist eine schändliche Gewohnheit,
daß die Lehr-Jungen bey so vielen Handwer-
ckern nicht so fort zum Handwerck angeführet,
sondern eine lange Zeit gleichsam vor Hauß-
Lümmel gehalten werden, welche die Kinder
warten, die Hauß-Arbeiten und öffters aller-
hand unsaubere Expeditionen verrichten müs-
sen, nur um deßwillen, weil die Lehr-Jahre Lei-
de-Jahre wären, und es denen Meistern in ih-
rer Lehre auch nicht besser gegangen wäre.
Hieher gehöret auch der Gesellen öffters ange-
maste unvernünfftige Mit-Herrschafft über die
Lehr-Jungen.

§. 14. Die Unkosten des Aufding- und Lehr-
Geldes, auch was mehr darbey aufgehet, sind so
schwer, daß ein armer, und wenn er zu einer
Profeßion noch so geschickt wäre, solche nicht
auffbringen kan. Ferner tauget auch die Ge-
wohnheit nicht viel, daß die Lehr-Zeit bey allen
Meistern und allen Knaben auf gewisse Jahre

bestimmt



ler, Chartenmacher, Klopfffechter, Gluͤcksbuͤd-
ner, Riemenſtecher, u. ſ. w. welche in wohlbe-
ſtellten Republiquen mit allem Recht verboten,
und nicht geduldet werden. Es waͤre zu wuͤnd-
ſchen, daß an denjenigen Orten, wo ſolche lieder-
liche metiers verboten, fein ſcharff druͤber ge-
halten wuͤrde, und andere Oerter ſich dieſen
conformiren moͤchten.

§. 13. Es iſt eine ſchaͤndliche Gewohnheit,
daß die Lehr-Jungen bey ſo vielen Handwer-
ckern nicht ſo fort zum Handwerck angefuͤhret,
ſondern eine lange Zeit gleichſam vor Hauß-
Luͤmmel gehalten werden, welche die Kinder
warten, die Hauß-Arbeiten und oͤffters aller-
hand unſaubere Expeditionen verrichten muͤſ-
ſen, nur um deßwillen, weil die Lehr-Jahre Lei-
de-Jahre waͤren, und es denen Meiſtern in ih-
rer Lehre auch nicht beſſer gegangen waͤre.
Hieher gehoͤret auch der Geſellen oͤffters ange-
maſte unvernuͤnfftige Mit-Herrſchafft uͤber die
Lehr-Jungen.

§. 14. Die Unkoſten des Aufding- und Lehr-
Geldes, auch was mehr darbey aufgehet, ſind ſo
ſchwer, daß ein armer, und wenn er zu einer
Profeßion noch ſo geſchickt waͤre, ſolche nicht
auffbringen kan. Ferner tauget auch die Ge-
wohnheit nicht viel, daß die Lehr-Zeit bey allen
Meiſtern und allen Knaben auf gewiſſe Jahre

beſtimmt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1080" n="1060"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> ler, Chartenmacher, Klopfffechter, Glu&#x0364;cksbu&#x0364;d-<lb/>
ner, Riemen&#x017F;techer, u. &#x017F;. w. welche in wohlbe-<lb/>
&#x017F;tellten Republiquen mit allem Recht verboten,<lb/>
und nicht geduldet werden. Es wa&#x0364;re zu wu&#x0364;nd-<lb/>
&#x017F;chen, daß an denjenigen Orten, wo &#x017F;olche lieder-<lb/>
liche <hi rendition="#aq">metiers</hi> verboten, fein &#x017F;charff dru&#x0364;ber ge-<lb/>
halten wu&#x0364;rde, und andere Oerter &#x017F;ich die&#x017F;en<lb/><hi rendition="#aq">conformi</hi>ren mo&#x0364;chten.</p><lb/>
        <p>§. 13. Es i&#x017F;t eine &#x017F;cha&#x0364;ndliche Gewohnheit,<lb/>
daß die Lehr-Jungen bey &#x017F;o vielen Handwer-<lb/>
ckern nicht &#x017F;o fort zum Handwerck angefu&#x0364;hret,<lb/>
&#x017F;ondern eine lange Zeit gleich&#x017F;am vor Hauß-<lb/>
Lu&#x0364;mmel gehalten werden, welche die Kinder<lb/>
warten, die Hauß-Arbeiten und o&#x0364;ffters aller-<lb/>
hand un&#x017F;aubere <hi rendition="#aq">Expedition</hi>en verrichten mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, nur um deßwillen, weil die Lehr-Jahre Lei-<lb/>
de-Jahre wa&#x0364;ren, und es denen Mei&#x017F;tern in ih-<lb/>
rer Lehre auch nicht be&#x017F;&#x017F;er gegangen wa&#x0364;re.<lb/>
Hieher geho&#x0364;ret auch der Ge&#x017F;ellen o&#x0364;ffters ange-<lb/>
ma&#x017F;te unvernu&#x0364;nfftige Mit-Herr&#x017F;chafft u&#x0364;ber die<lb/>
Lehr-Jungen.</p><lb/>
        <p>§. 14. Die Unko&#x017F;ten des Aufding- und Lehr-<lb/>
Geldes, auch was mehr darbey aufgehet, &#x017F;ind &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chwer, daß ein armer, und wenn er zu einer<lb/>
Profeßion noch &#x017F;o ge&#x017F;chickt wa&#x0364;re, &#x017F;olche nicht<lb/>
auffbringen kan. Ferner tauget auch die Ge-<lb/>
wohnheit nicht viel, daß die Lehr-Zeit bey allen<lb/>
Mei&#x017F;tern und allen Knaben auf gewi&#x017F;&#x017F;e Jahre<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be&#x017F;timmt</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1060/1080] ler, Chartenmacher, Klopfffechter, Gluͤcksbuͤd- ner, Riemenſtecher, u. ſ. w. welche in wohlbe- ſtellten Republiquen mit allem Recht verboten, und nicht geduldet werden. Es waͤre zu wuͤnd- ſchen, daß an denjenigen Orten, wo ſolche lieder- liche metiers verboten, fein ſcharff druͤber ge- halten wuͤrde, und andere Oerter ſich dieſen conformiren moͤchten. §. 13. Es iſt eine ſchaͤndliche Gewohnheit, daß die Lehr-Jungen bey ſo vielen Handwer- ckern nicht ſo fort zum Handwerck angefuͤhret, ſondern eine lange Zeit gleichſam vor Hauß- Luͤmmel gehalten werden, welche die Kinder warten, die Hauß-Arbeiten und oͤffters aller- hand unſaubere Expeditionen verrichten muͤſ- ſen, nur um deßwillen, weil die Lehr-Jahre Lei- de-Jahre waͤren, und es denen Meiſtern in ih- rer Lehre auch nicht beſſer gegangen waͤre. Hieher gehoͤret auch der Geſellen oͤffters ange- maſte unvernuͤnfftige Mit-Herrſchafft uͤber die Lehr-Jungen. §. 14. Die Unkoſten des Aufding- und Lehr- Geldes, auch was mehr darbey aufgehet, ſind ſo ſchwer, daß ein armer, und wenn er zu einer Profeßion noch ſo geſchickt waͤre, ſolche nicht auffbringen kan. Ferner tauget auch die Ge- wohnheit nicht viel, daß die Lehr-Zeit bey allen Meiſtern und allen Knaben auf gewiſſe Jahre beſtimmt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1080
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1060. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1080>, abgerufen am 16.07.2024.