dre zu geben pflegen. Denn in andern Wäl- dern stehet bald ein grosser, bald ein kleiner Baum, ein ausgewachsener, und denn ein un- ausgewachsener, und geschicht grosser Schade im Abtreiben; Jn jenem aber, als in dem ge- säeten Holtze, sind die Stämme fast einander alle gleich, denn sie haben gleiches Alter.
§. 8. Jnsgemein tragen die wilden Bäu- me viel Saamen, und nachdem ein solcher klein oder groß ist wird er auch das Maaß füllen, wie denn eine Eiche oder Buche etliche Scheffel an Früchten und Saamen bringet, wenn sol- che bey guten Jahrgängen gerathen; Hinge- gen, von grösten Saam-Bircken, Erlen, Fich- ten, Kiefern, Tannen und dergleichen Bäumen kaum eine Metze oder Hand voll zu sammlen ist, aber der Körner sind an der Zahl viel mehr, als bey jener. Hat der allmächtige GOtt uns nun alle Vortheile zum Baumsäen gegeben, so scheinet es uns auch vorträglicher zu seyn, als wenn mans der Natur allein überläst, welches nachfolgendes Argument noch mehr bestärcken wird. Denn der Augenschein giebt zum öff- tern, wie die Tangel-Bäume, als Tannen, Fichten, Kiefern, wie auch die Lind-Bäume, nemlich Ahren, Eichen, Buchen, Aschen, Lin- den, Erlen und Bircken in guten Jahren so voll Saamen hängen, daß nur von eines Baumes
Saa-
dre zu geben pflegen. Denn in andern Waͤl- dern ſtehet bald ein groſſer, bald ein kleiner Baum, ein ausgewachſener, und denn ein un- ausgewachſener, und geſchicht groſſer Schade im Abtreiben; Jn jenem aber, als in dem ge- ſaͤeten Holtze, ſind die Staͤmme faſt einander alle gleich, denn ſie haben gleiches Alter.
§. 8. Jnsgemein tragen die wilden Baͤu- me viel Saamen, und nachdem ein ſolcher klein oder groß iſt wird er auch das Maaß fuͤllen, wie denn eine Eiche oder Buche etliche Scheffel an Fruͤchten und Saamen bringet, wenn ſol- che bey guten Jahrgaͤngen gerathen; Hinge- gen, von groͤſten Saam-Bircken, Erlen, Fich- ten, Kiefern, Tannen und dergleichen Baͤumen kaum eine Metze oder Hand voll zu ſammlen iſt, aber der Koͤrner ſind an der Zahl viel mehr, als bey jener. Hat der allmaͤchtige GOtt uns nun alle Vortheile zum Baumſaͤen gegeben, ſo ſcheinet es uns auch vortraͤglicher zu ſeyn, als wenn mans der Natur allein uͤberlaͤſt, welches nachfolgendes Argument noch mehr beſtaͤrcken wird. Denn der Augenſchein giebt zum oͤff- tern, wie die Tangel-Baͤume, als Tannen, Fichten, Kiefern, wie auch die Lind-Baͤume, nemlich Ahren, Eichen, Buchen, Aſchen, Lin- den, Erlen und Bircken in guten Jahren ſo voll Saamen haͤngen, daß nur von eines Baumes
Saa-
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dre zu geben pflegen. Denn in andern Waͤl-
dern ſtehet bald ein groſſer, bald ein kleiner
Baum, ein ausgewachſener, und denn ein un-
ausgewachſener, und geſchicht groſſer Schade
im Abtreiben; Jn jenem aber, als in dem ge-
ſaͤeten Holtze, ſind die Staͤmme faſt einander
alle gleich, denn ſie haben gleiches Alter.
§. 8. Jnsgemein tragen die wilden Baͤu-
me viel Saamen, und nachdem ein ſolcher klein
oder groß iſt wird er auch das Maaß fuͤllen, wie
denn eine Eiche oder Buche etliche Scheffel
an Fruͤchten und Saamen bringet, wenn ſol-
che bey guten Jahrgaͤngen gerathen; Hinge-
gen, von groͤſten Saam-Bircken, Erlen, Fich-
ten, Kiefern, Tannen und dergleichen Baͤumen
kaum eine Metze oder Hand voll zu ſammlen iſt,
aber der Koͤrner ſind an der Zahl viel mehr, als
bey jener. Hat der allmaͤchtige GOtt uns
nun alle Vortheile zum Baumſaͤen gegeben, ſo
ſcheinet es uns auch vortraͤglicher zu ſeyn, als
wenn mans der Natur allein uͤberlaͤſt, welches
nachfolgendes Argument noch mehr beſtaͤrcken
wird. Denn der Augenſchein giebt zum oͤff-
tern, wie die Tangel-Baͤume, als Tannen,
Fichten, Kiefern, wie auch die Lind-Baͤume,
nemlich Ahren, Eichen, Buchen, Aſchen, Lin-
den, Erlen und Bircken in guten Jahren ſo voll
Saamen haͤngen, daß nur von eines Baumes
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1151>, abgerufen am 23.11.2024.
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