der zum Holtzwachs gezogen, und diejenige Düngung, so in diese fast vergeblich gesteckt wird, zu den guten Feldern gebraucht, und da- durch solche verbessert, auch allenfalls nach ad- venant die Wiesen gedünget würden, so könte am Getreide für Menschen, und Futter vors Vieh, nicht leichtlich Mangel vorfallen. Gleich- wie nun bißhero eine grosse inclination bey ie- dermann gewesen, die Höltzer auszurotten, und Felder und Gräserey daraus zu machen, also solte bey ietzigen Mangel des Holtzes iedermann einen Muth fassen, und sich des Säens und Pflantzens bestmöglichst befleißigen und anneh- men, auch sicherlich persuadiren, daß der Holtz- Bau dem Acker-Bau in vielen gleich zu aestimi- ren, und zu befördern sey.
§. 7. Es ist zu glauben, daß nichts anmu- thigers zu sehen, als ein solcher Wald, der von gesäeten Saamen gezeuget. Denn die Bäu- me sind meist von einer Höhe, Gleiche, Dicke, und oben her in Wipffeln so gleich, als wenn sie mit der Scheere verschnitten. Auch ist solches nicht minder nutzbar, denn, weil die Bäume in einer gleichen Grösse, so geben sie auch gleiche Nutzung. Keiner hindert den andern an Wachsthum, oder verdemmet den andern gar, weswegen dergleichen Gehöltze sehr viel Schra- ge- oder Klaffter-Holtz, und viel mehr als an-
dre
der zum Holtzwachs gezogen, und diejenige Duͤngung, ſo in dieſe faſt vergeblich geſteckt wird, zu den guten Feldern gebraucht, und da- durch ſolche verbeſſert, auch allenfalls nach ad- venant die Wieſen geduͤnget wuͤrden, ſo koͤnte am Getreide fuͤr Menſchen, und Futter vors Vieh, nicht leichtlich Mangel vorfallen. Gleich- wie nun bißhero eine groſſe inclination bey ie- dermann geweſen, die Hoͤltzer auszurotten, und Felder und Graͤſerey daraus zu machen, alſo ſolte bey ietzigen Mangel des Holtzes iedermann einen Muth faſſen, und ſich des Saͤens und Pflantzens beſtmoͤglichſt befleißigen und anneh- men, auch ſicherlich perſuadiren, daß der Holtz- Bau dem Acker-Bau in vielen gleich zu æſtimi- ren, und zu befoͤrdern ſey.
§. 7. Es iſt zu glauben, daß nichts anmu- thigers zu ſehen, als ein ſolcher Wald, der von geſaͤeten Saamen gezeuget. Denn die Baͤu- me ſind meiſt von einer Hoͤhe, Gleiche, Dicke, und oben her in Wipffeln ſo gleich, als wenn ſie mit der Scheere verſchnitten. Auch iſt ſolches nicht minder nutzbar, denn, weil die Baͤume in einer gleichen Groͤſſe, ſo geben ſie auch gleiche Nutzung. Keiner hindert den andern an Wachsthum, oder verdemmet den andern gar, weswegen dergleichen Gehoͤltze ſehr viel Schra- ge- oder Klaffter-Holtz, und viel mehr als an-
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der zum Holtzwachs gezogen, und diejenige
Duͤngung, ſo in dieſe faſt vergeblich geſteckt
wird, zu den guten Feldern gebraucht, und da-
durch ſolche verbeſſert, auch allenfalls nach ad-
venant die Wieſen geduͤnget wuͤrden, ſo koͤnte
am Getreide fuͤr Menſchen, und Futter vors
Vieh, nicht leichtlich Mangel vorfallen. Gleich-
wie nun bißhero eine groſſe inclination bey ie-
dermann geweſen, die Hoͤltzer auszurotten, und
Felder und Graͤſerey daraus zu machen, alſo
ſolte bey ietzigen Mangel des Holtzes iedermann
einen Muth faſſen, und ſich des Saͤens und
Pflantzens beſtmoͤglichſt befleißigen und anneh-
men, auch ſicherlich perſuadiren, daß der Holtz-
Bau dem Acker-Bau in vielen gleich zu æſtimi-
ren, und zu befoͤrdern ſey.
§. 7. Es iſt zu glauben, daß nichts anmu-
thigers zu ſehen, als ein ſolcher Wald, der von
geſaͤeten Saamen gezeuget. Denn die Baͤu-
me ſind meiſt von einer Hoͤhe, Gleiche, Dicke,
und oben her in Wipffeln ſo gleich, als wenn ſie
mit der Scheere verſchnitten. Auch iſt ſolches
nicht minder nutzbar, denn, weil die Baͤume in
einer gleichen Groͤſſe, ſo geben ſie auch gleiche
Nutzung. Keiner hindert den andern an
Wachsthum, oder verdemmet den andern gar,
weswegen dergleichen Gehoͤltze ſehr viel Schra-
ge- oder Klaffter-Holtz, und viel mehr als an-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1150>, abgerufen am 22.11.2024.
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