niß will allen und ieden Landes-Fürsten, deren Ländereyen mit Waldungen von GOtt geseg- net, ohne Zweiffel obliegen, daß sie solche Vor- sorge und Anstalt treffe, damit sie in beständigen und continuirlichen Nutzen erhalten werden, auch von ieder Gattung und der besten Art Holtzes dabey erwachse und vorhanden, inson- derheit kein unbesäeter oder unbepflantzter Platz und Raum darinnen zu finden sey.
§. 6. Nach dem langwierigen teutschen Kriege zwar, da viel Dörffer lange Jahre wü- ste gestanden, die Felder unbebauet gelegen, und währender Zeit mit Buschwercke und Gehöltze überzogen worden, ist es gar rathsam gewesen, solch Gehöltze wieder auszurotten und in Acker- bau zu verwandeln; Aber nunmehro, da die Felder schon vorlängst aufs neue gesaubert, scheinet es wider das geringe und Holtz-Land ei- ne Gewaltthätigkeit zu seyn, wenn man die Na- tur in ihren Wercken verhindern, und wider ih- ren genium derselben andern, als Holtz-Saa- men aufdringen wolte. Es wäre nützlicher, daß dasjenige Land, so zum Wiesewachs und Getreyde-Bau vorietzo gebraucht wird, besser zugerichtet, gedünget und gepflantzet würde, als wohl gemeiniglich geschicht, so würde es auch mehr Früchte tragen, und genutzet werden können. Hingegen wenn die geringern Fel-
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niß will allen und ieden Landes-Fuͤrſten, deren Laͤndereyen mit Waldungen von GOtt geſeg- net, ohne Zweiffel obliegen, daß ſie ſolche Vor- ſorge und Anſtalt treffe, damit ſie in beſtaͤndigen und continuirlichen Nutzen erhalten werden, auch von ieder Gattung und der beſten Art Holtzes dabey erwachſe und vorhanden, inſon- derheit kein unbeſaͤeter oder unbepflantzter Platz und Raum darinnen zu finden ſey.
§. 6. Nach dem langwierigen teutſchen Kriege zwar, da viel Doͤrffer lange Jahre wuͤ- ſte geſtanden, die Felder unbebauet gelegen, und waͤhrender Zeit mit Buſchwercke und Gehoͤltze uͤberzogen worden, iſt es gar rathſam geweſen, ſolch Gehoͤltze wieder auszurotten und in Acker- bau zu verwandeln; Aber nunmehro, da die Felder ſchon vorlaͤngſt aufs neue geſaubert, ſcheinet es wider das geringe und Holtz-Land ei- ne Gewaltthaͤtigkeit zu ſeyn, wenn man die Na- tur in ihren Wercken verhindern, und wider ih- ren genium derſelben andern, als Holtz-Saa- men aufdringen wolte. Es waͤre nuͤtzlicher, daß dasjenige Land, ſo zum Wieſewachs und Getreyde-Bau vorietzo gebraucht wird, beſſer zugerichtet, geduͤnget und gepflantzet wuͤrde, als wohl gemeiniglich geſchicht, ſo wuͤrde es auch mehr Fruͤchte tragen, und genutzet werden koͤnnen. Hingegen wenn die geringern Fel-
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niß will allen und ieden Landes-Fuͤrſten, deren
Laͤndereyen mit Waldungen von GOtt geſeg-
net, ohne Zweiffel obliegen, daß ſie ſolche Vor-
ſorge und Anſtalt treffe, damit ſie in beſtaͤndigen
und continuirlichen Nutzen erhalten werden,
auch von ieder Gattung und der beſten Art
Holtzes dabey erwachſe und vorhanden, inſon-
derheit kein unbeſaͤeter oder unbepflantzter Platz
und Raum darinnen zu finden ſey.
§. 6. Nach dem langwierigen teutſchen
Kriege zwar, da viel Doͤrffer lange Jahre wuͤ-
ſte geſtanden, die Felder unbebauet gelegen, und
waͤhrender Zeit mit Buſchwercke und Gehoͤltze
uͤberzogen worden, iſt es gar rathſam geweſen,
ſolch Gehoͤltze wieder auszurotten und in Acker-
bau zu verwandeln; Aber nunmehro, da die
Felder ſchon vorlaͤngſt aufs neue geſaubert,
ſcheinet es wider das geringe und Holtz-Land ei-
ne Gewaltthaͤtigkeit zu ſeyn, wenn man die Na-
tur in ihren Wercken verhindern, und wider ih-
ren genium derſelben andern, als Holtz-Saa-
men aufdringen wolte. Es waͤre nuͤtzlicher,
daß dasjenige Land, ſo zum Wieſewachs und
Getreyde-Bau vorietzo gebraucht wird, beſſer
zugerichtet, geduͤnget und gepflantzet wuͤrde,
als wohl gemeiniglich geſchicht, ſo wuͤrde es
auch mehr Fruͤchte tragen, und genutzet werden
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1149>, abgerufen am 22.11.2024.
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