daß etliche Arten des Laub-Holtzes, so keinen oder wenig Saamen haben, als die Weiden, Pappeln, etc. sonderlich die viel und groß Marck inwendig haben, durch die Aussprößlinge, die unten am Stamme oder dessen Wurtzeln aus- schlagen, leichtlich können fortgebracht werden, denn diese Schösserlinge und Aussprößlinge werden unten von dem Stamme oder von der Wurtzel behutsam abgenommen, und theils mit, theils ohne Wurtzel gewonnen, hernach versetzt und verpflantzt, aber die gar keine Wur- tzel haben, mit Grübgen fortgepflantzt, und wachsen also schnell fort, als von Saamen: Auch sind eben diese und dergleichen nebst vielen andern, als Hasel-Stauden, wilden Mispeln, ja fast alles Laub-Holtz, Castanien, Jlmen, ver- mittelst der Schnittlinge fortgepflantzt, und die- se sogenannten Schnittlinge werden von des Baumes zarten und schlancken Aestlein abge- nommenen Stecklein einer Ellen lang und mehr daraus geschnitten, im Grüblein zu Spannen tieff mit guter Erde angefüllet, der Länge nach schräge eingeleget, iedoch, daß das obere Ende 3. biß 4. Querfinger hoch oben heraus rage und herfür gehe, alsdenn wohl eingetreten, so benommt der Schnittling in der Erde Wurtzel, und schlägt oben aus, so weit er aus der Erden stehet, und ob sie gleich nicht alle bekommen, so
geschie-
daß etliche Arten des Laub-Holtzes, ſo keinen oder wenig Saamen haben, als die Weiden, Pappeln, ꝛc. ſonderlich die viel und groß Marck inwendig haben, durch die Ausſproͤßlinge, die unten am Stamme oder deſſen Wurtzeln aus- ſchlagen, leichtlich koͤnnen fortgebracht werden, denn dieſe Schoͤſſerlinge und Ausſproͤßlinge werden unten von dem Stamme oder von der Wurtzel behutſam abgenommen, und theils mit, theils ohne Wurtzel gewonnen, hernach verſetzt und verpflantzt, aber die gar keine Wur- tzel haben, mit Gruͤbgen fortgepflantzt, und wachſen alſo ſchnell fort, als von Saamen: Auch ſind eben dieſe und dergleichen nebſt vielen andern, als Haſel-Stauden, wilden Miſpeln, ja faſt alles Laub-Holtz, Caſtanien, Jlmen, ver- mittelſt der Schnittlinge fortgepflantzt, und die- ſe ſogenannten Schnittlinge werden von des Baumes zarten und ſchlancken Aeſtlein abge- nommenen Stecklein einer Ellen lang und mehr daraus geſchnitten, im Gruͤblein zu Spannen tieff mit guter Erde angefuͤllet, der Laͤnge nach ſchraͤge eingeleget, iedoch, daß das obere Ende 3. biß 4. Querfinger hoch oben heraus rage und herfuͤr gehe, alsdenn wohl eingetreten, ſo benommt der Schnittling in der Erde Wurtzel, und ſchlaͤgt oben aus, ſo weit er aus der Erden ſtehet, und ob ſie gleich nicht alle bekommen, ſo
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[1134/1154]
daß etliche Arten des Laub-Holtzes, ſo keinen
oder wenig Saamen haben, als die Weiden,
Pappeln, ꝛc. ſonderlich die viel und groß Marck
inwendig haben, durch die Ausſproͤßlinge, die
unten am Stamme oder deſſen Wurtzeln aus-
ſchlagen, leichtlich koͤnnen fortgebracht werden,
denn dieſe Schoͤſſerlinge und Ausſproͤßlinge
werden unten von dem Stamme oder von der
Wurtzel behutſam abgenommen, und theils
mit, theils ohne Wurtzel gewonnen, hernach
verſetzt und verpflantzt, aber die gar keine Wur-
tzel haben, mit Gruͤbgen fortgepflantzt, und
wachſen alſo ſchnell fort, als von Saamen:
Auch ſind eben dieſe und dergleichen nebſt vielen
andern, als Haſel-Stauden, wilden Miſpeln,
ja faſt alles Laub-Holtz, Caſtanien, Jlmen, ver-
mittelſt der Schnittlinge fortgepflantzt, und die-
ſe ſogenannten Schnittlinge werden von des
Baumes zarten und ſchlancken Aeſtlein abge-
nommenen Stecklein einer Ellen lang und mehr
daraus geſchnitten, im Gruͤblein zu Spannen
tieff mit guter Erde angefuͤllet, der Laͤnge nach
ſchraͤge eingeleget, iedoch, daß das obere Ende
3. biß 4. Querfinger hoch oben heraus rage
und herfuͤr gehe, alsdenn wohl eingetreten, ſo
benommt der Schnittling in der Erde Wurtzel,
und ſchlaͤgt oben aus, ſo weit er aus der Erden
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1154>, abgerufen am 22.11.2024.
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