dirbet, indem der Safft, so dem gantzen Stamm zu Nutz kommen solte, sich alsobald bey denen Schösserlingen arrestiret, und solche fortschickt, hingegen dem obern Stamm die Nahrung ent- zieht, oder nicht in die Höhe treibet, daß solcher von oben herab verdorret, und nach und nach abstehet. So geschiehet auch grosser Scha- de, wenn solche Schößlinge oder Sprossen der- gestalt abgeschnitten und abgehauen werden, daß zugleich etwas von der Haupt-Wurtzel mit abgehet, dadurch dem Stamm die Krafft, so die Wurtzel geben soll, mit entzogen wird.
§. 15. Es sagt der Herr von Carlowitz in seiner Sylvicultura Oeconomica p. 49. Eine der vornehmsten Ursachen des Holtz-Mangels ist auch, daß man bey so grossen Abgang dessel- ben nicht bey Zeiten Sorge getragen, wie dieje- nigen Höltzer, so annoch vorhanden, durch das Pflantzen und Säen erhalten, also der Abgang ersetzet, und der Schade, so viel als möglich, re- pariret werden möchte, zumahl an solchen Or- ten, da ein grosser Theil der zeitlichen Wohl- fahrt und Fortun eines Landes an Holtz-Sachen hänget. Aber nichts destoweniger consumi- ret man das Holtz in grosser Menge, und ob gleich iedermann spühren und sehen muß, daß solches gantz und gar nicht zu entrathen, und sich doch gewisse und gute Mittel offeriren, wie am
sicher-
dirbet, indem der Safft, ſo dem gantzen Stamm zu Nutz kommen ſolte, ſich alſobald bey denen Schoͤſſerlingen arreſtiret, und ſolche fortſchickt, hingegen dem obern Stamm die Nahrung ent- zieht, oder nicht in die Hoͤhe treibet, daß ſolcher von oben herab verdorret, und nach und nach abſtehet. So geſchiehet auch groſſer Scha- de, wenn ſolche Schoͤßlinge oder Sproſſen der- geſtalt abgeſchnitten und abgehauen werden, daß zugleich etwas von der Haupt-Wurtzel mit abgehet, dadurch dem Stamm die Krafft, ſo die Wurtzel geben ſoll, mit entzogen wird.
§. 15. Es ſagt der Herr von Carlowitz in ſeiner Sylvicultura Oeconomica p. 49. Eine der vornehmſten Urſachen des Holtz-Mangels iſt auch, daß man bey ſo groſſen Abgang deſſel- ben nicht bey Zeiten Sorge getragen, wie dieje- nigen Hoͤltzer, ſo annoch vorhanden, durch das Pflantzen und Saͤen erhalten, alſo der Abgang erſetzet, und der Schade, ſo viel als moͤglich, re- pariret werden moͤchte, zumahl an ſolchen Or- ten, da ein groſſer Theil der zeitlichen Wohl- fahrt und Fortun eines Landes an Holtz-Sachen haͤnget. Aber nichts deſtoweniger conſumi- ret man das Holtz in groſſer Menge, und ob gleich iedermann ſpuͤhren und ſehen muß, daß ſolches gantz und gar nicht zu entrathen, und ſich doch gewiſſe und gute Mittel offeriren, wie am
ſicher-
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dirbet, indem der Safft, ſo dem gantzen Stamm
zu Nutz kommen ſolte, ſich alſobald bey denen
Schoͤſſerlingen arreſtiret, und ſolche fortſchickt,
hingegen dem obern Stamm die Nahrung ent-
zieht, oder nicht in die Hoͤhe treibet, daß ſolcher
von oben herab verdorret, und nach und nach
abſtehet. So geſchiehet auch groſſer Scha-
de, wenn ſolche Schoͤßlinge oder Sproſſen der-
geſtalt abgeſchnitten und abgehauen werden,
daß zugleich etwas von der Haupt-Wurtzel mit
abgehet, dadurch dem Stamm die Krafft, ſo die
Wurtzel geben ſoll, mit entzogen wird.
§. 15. Es ſagt der Herr von Carlowitz in
ſeiner Sylvicultura Oeconomica p. 49. Eine
der vornehmſten Urſachen des Holtz-Mangels
iſt auch, daß man bey ſo groſſen Abgang deſſel-
ben nicht bey Zeiten Sorge getragen, wie dieje-
nigen Hoͤltzer, ſo annoch vorhanden, durch das
Pflantzen und Saͤen erhalten, alſo der Abgang
erſetzet, und der Schade, ſo viel als moͤglich, re-
pariret werden moͤchte, zumahl an ſolchen Or-
ten, da ein groſſer Theil der zeitlichen Wohl-
fahrt und Fortun eines Landes an Holtz-Sachen
haͤnget. Aber nichts deſtoweniger conſumi-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1158>, abgerufen am 22.11.2024.
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