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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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allein auf solche Dinge appliciren, seyn müssen,
denn wenn einer, welcher sonst zu thun hat, in
einer gewissen Cameral. Sache sein Bedencken
stellen soll, die etwan außer seiner Sphaere ist,
da wird er verdrossen und der Sachen seind.
Manchmahl werden auch gewisse Dinge als
impracticable Sachen verworffen, sie seyn
sonst so gut sie nur immer wollen, wenn sich der
andere nicht drauf geleget und keine Connois-
sance
darvon hat, wie ich denn selbst einmahl
von einem gewissen Cameralisten gehöret, daß
sein Lebtage an keinen Project-Macher etwas
gutes wäre. Allein seine Capacität war so
beschaffen, daß er nicht geschickt war, anderer
Leute Projecta zu untersuchen, und lieber den
alten Schlendrian nachgehen, als sich den
Kopff mit neuen Vorschlägen sehr zubrechen
wolte. III. So werden zu Einrichtung der-
gleichen Vorschläge allezeit Mittel und Geld
erfodert. Wann dann die Cammer ieder-
zeit von allen Orten her um Geld pflegt geplagt
zu werden, und solche Bezahlungen zu thun
höchst nothwendig und nützlich scheinen, so kan
die Cammer niemahls resolviren, etwas nütz-
liches anzufangen; Dieweil sie zu neuen Aus-
gaben, welche in ihren eignen Willen stehen,
für diesesmahl aus Mangelung übrigen Gel-
des nichts resolviren kan, sondern muß es ver-

sparet



allein auf ſolche Dinge appliciren, ſeyn muͤſſen,
denn wenn einer, welcher ſonſt zu thun hat, in
einer gewiſſen Cameral. Sache ſein Bedencken
ſtellen ſoll, die etwan außer ſeiner Sphære iſt,
da wird er verdroſſen und der Sachen ſeind.
Manchmahl werden auch gewiſſe Dinge als
impracticable Sachen verworffen, ſie ſeyn
ſonſt ſo gut ſie nur immer wollen, wenn ſich der
andere nicht drauf geleget und keine Connoiſ-
ſance
darvon hat, wie ich denn ſelbſt einmahl
von einem gewiſſen Cameraliſten gehoͤret, daß
ſein Lebtage an keinen Project-Macher etwas
gutes waͤre. Allein ſeine Capacitaͤt war ſo
beſchaffen, daß er nicht geſchickt war, anderer
Leute Projecta zu unterſuchen, und lieber den
alten Schlendrian nachgehen, als ſich den
Kopff mit neuen Vorſchlaͤgen ſehr zubrechen
wolte. III. So werden zu Einrichtung der-
gleichen Vorſchlaͤge allezeit Mittel und Geld
erfodert. Wann dann die Cammer ieder-
zeit von allen Orten her um Geld pflegt geplagt
zu werden, und ſolche Bezahlungen zu thun
hoͤchſt nothwendig und nuͤtzlich ſcheinen, ſo kan
die Cammer niemahls reſolviren, etwas nuͤtz-
liches anzufangen; Dieweil ſie zu neuen Aus-
gaben, welche in ihren eignen Willen ſtehen,
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des nichts reſolviren kan, ſondern muß es ver-

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[98/0118] allein auf ſolche Dinge appliciren, ſeyn muͤſſen, denn wenn einer, welcher ſonſt zu thun hat, in einer gewiſſen Cameral. Sache ſein Bedencken ſtellen ſoll, die etwan außer ſeiner Sphære iſt, da wird er verdroſſen und der Sachen ſeind. Manchmahl werden auch gewiſſe Dinge als impracticable Sachen verworffen, ſie ſeyn ſonſt ſo gut ſie nur immer wollen, wenn ſich der andere nicht drauf geleget und keine Connoiſ- ſance darvon hat, wie ich denn ſelbſt einmahl von einem gewiſſen Cameraliſten gehoͤret, daß ſein Lebtage an keinen Project-Macher etwas gutes waͤre. Allein ſeine Capacitaͤt war ſo beſchaffen, daß er nicht geſchickt war, anderer Leute Projecta zu unterſuchen, und lieber den alten Schlendrian nachgehen, als ſich den Kopff mit neuen Vorſchlaͤgen ſehr zubrechen wolte. III. So werden zu Einrichtung der- gleichen Vorſchlaͤge allezeit Mittel und Geld erfodert. Wann dann die Cammer ieder- zeit von allen Orten her um Geld pflegt geplagt zu werden, und ſolche Bezahlungen zu thun hoͤchſt nothwendig und nuͤtzlich ſcheinen, ſo kan die Cammer niemahls reſolviren, etwas nuͤtz- liches anzufangen; Dieweil ſie zu neuen Aus- gaben, welche in ihren eignen Willen ſtehen, fuͤr dieſesmahl aus Mangelung uͤbrigen Gel- des nichts reſolviren kan, ſondern muß es ver- ſparet

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/118>, abgerufen am 21.11.2024.