§. 3. Denn vors erste so hat die Cammer Arbeit und Werck genug, wenn sie nur ihr Amt recht versehen will, damit sie die Intraden des Landes-Fürstens richtig einbringe, und wiederum die Ausgaben dergestalt menagire, auf daß nichts unnütze oder vergebens verschleu- dert, oder wo es nöthig, und das Interesse ei- nes Landes-Fürstens erfodert, nicht etwan durch unzeitige Kargheit, Sparsamkeit oder Verweilung Mangel gefunden, und dadurch dem Fürsten sowohl an Reputation, als auch sonst Schaden und Verlust verursacht werde, daß also denen Cammeralisten keine Zeit übrig ist, alle Sachen ex fundamento zu examiniren, wodurch etwan mit der Zeit oder auch ietzo ein neuer Nutzen zu hoffen oder zu machen. Da- hero geschiehet es, daß, wenn dergleichen Sa- chen fürgebracht werden, Jahr und Tag hin- läufft, ehe es einmahl zu einem Referat gebracht wird, und bleiben auf diese Weise manche gute Desseins stecken, aus keiner andern Ursache, als daß man keine Zeit, darüber zu tractiren, bey der Cammer nehmen kan. II. So lauf- fen die Materien, wodurch Nutzen zu schaffen, und durch welche die Einkünffte eines Fürsten zu verbessern, in so vielerley Professiones hin- ein, daß diejenigen, welche sich damit bemühen sollen, absonderliche Ingenia, so sich bloß und
allein
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§. 3. Denn vors erſte ſo hat die Cammer Arbeit und Werck genug, wenn ſie nur ihr Amt recht verſehen will, damit ſie die Intraden des Landes-Fuͤrſtens richtig einbringe, und wiederum die Ausgaben dergeſtalt menagire, auf daß nichts unnuͤtze oder vergebens veꝛſchleu- dert, oder wo es noͤthig, und das Intereſſe ei- nes Landes-Fuͤrſtens erfodert, nicht etwan durch unzeitige Kargheit, Sparſamkeit oder Verweilung Mangel gefunden, und dadurch dem Fuͤrſten ſowohl an Reputation, als auch ſonſt Schaden und Verluſt verurſacht werde, daß alſo denen Cam̃eraliſten keine Zeit uͤbrig iſt, alle Sachen ex fundamento zu examiniren, wodurch etwan mit der Zeit oder auch ietzo ein neuer Nutzen zu hoffen oder zu machen. Da- hero geſchiehet es, daß, wenn dergleichen Sa- chen fuͤrgebracht werden, Jahr und Tag hin- laͤufft, ehe es einmahl zu einem Referat gebracht wird, und bleiben auf dieſe Weiſe manche gute Deſſeins ſtecken, aus keiner andern Urſache, als daß man keine Zeit, daruͤber zu tractiren, bey der Cammer nehmen kan. II. So lauf- fen die Materien, wodurch Nutzen zu ſchaffen, und durch welche die Einkuͤnffte eines Fuͤrſten zu verbeſſern, in ſo vielerley Profeſſiones hin- ein, daß diejenigen, welche ſich damit bemuͤhen ſollen, abſonderliche Ingenia, ſo ſich bloß und
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§. 3. Denn vors erſte ſo hat die Cammer
Arbeit und Werck genug, wenn ſie nur ihr
Amt recht verſehen will, damit ſie die Intraden
des Landes-Fuͤrſtens richtig einbringe, und
wiederum die Ausgaben dergeſtalt menagire,
auf daß nichts unnuͤtze oder vergebens veꝛſchleu-
dert, oder wo es noͤthig, und das Intereſſe ei-
nes Landes-Fuͤrſtens erfodert, nicht etwan
durch unzeitige Kargheit, Sparſamkeit oder
Verweilung Mangel gefunden, und dadurch
dem Fuͤrſten ſowohl an Reputation, als auch
ſonſt Schaden und Verluſt verurſacht werde,
daß alſo denen Cam̃eraliſten keine Zeit uͤbrig iſt,
alle Sachen ex fundamento zu examiniren,
wodurch etwan mit der Zeit oder auch ietzo ein
neuer Nutzen zu hoffen oder zu machen. Da-
hero geſchiehet es, daß, wenn dergleichen Sa-
chen fuͤrgebracht werden, Jahr und Tag hin-
laͤufft, ehe es einmahl zu einem Referat gebracht
wird, und bleiben auf dieſe Weiſe manche gute
Deſſeins ſtecken, aus keiner andern Urſache,
als daß man keine Zeit, daruͤber zu tractiren,
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fen die Materien, wodurch Nutzen zu ſchaffen,
und durch welche die Einkuͤnffte eines Fuͤrſten
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/117>, abgerufen am 24.11.2024.
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