hung derer ad pias causas gewidmeten Güter oder Gelder die Herrschafftlichen Revenuen zu verbessern trachten und doch manches, so sie mit guten Gewissen haben könten, negligiren, da- durch denn nothwendig der Fluch in die Einnah- me kommen, und eines mit dem andern (weil kein Seegen da ist) in Abnahme gerathen muß, wie die Erfahrung bezeugt; (2.) Bey der Abgabe vor allen Dingen beobachtet werde, daß Tag-Löhner und Handwercks-Leute ohne Aufschub bezahlet, und zu milden Sachen auch milde und nicht kärglich gegeben werde. Denn wie beydes von GOtt ernstlich befohlen, und das letztere grosse Verheissungen hat, so wird GOtt, wenn er diese Rubric mit reichen Maaß in der Ausgabe siehet, gantz gewiß den Seegen drauf erfolgen lassen. (3.) Alles aber ist ver- geblich, und kan das Cammer-Wesen nimmer- mehr zu Stande kommen, wenn ein Herr nicht un-interessirte, treue und fleißige Bedienten hat, die des Landes Gelegenheit wohl wissen oder doch so viel Geschicklichkeit haben, daß siesich dessen bald erkundigen können. Diese Be- dienten nun müssen der Herrschafft zu gewissen Tagen und so offt es die Noth erfodert, von dem Zustand des Cammer-Wesens und vorfal- lenden Sachen Bericht abstatten, ihre Aufsä- tze praesentiren und Resolution auf Suppli-
quen
G 5
hung derer ad pias cauſas gewidmeten Guͤter oder Gelder die Herrſchafftlichen Revenuen zu verbeſſern trachten und doch manches, ſo ſie mit guten Gewiſſen haben koͤnten, negligiren, da- durch denn nothwendig der Fluch in die Einnah- me kommen, und eines mit dem andern (weil kein Seegen da iſt) in Abnahme gerathen muß, wie die Erfahrung bezeugt; (2.) Bey der Abgabe vor allen Dingen beobachtet werde, daß Tag-Loͤhner und Handwercks-Leute ohne Aufſchub bezahlet, und zu milden Sachen auch milde und nicht kaͤrglich gegeben werde. Denn wie beydes von GOtt eꝛnſtlich befohlen, und das letztere groſſe Verheiſſungen hat, ſo wird GOtt, wenn er dieſe Rubric mit reichen Maaß in der Ausgabe ſiehet, gantz gewiß den Seegen drauf erfolgen laſſen. (3.) Alles aber iſt ver- geblich, und kan das Cammer-Weſen nimmer- mehr zu Stande kommen, wenn ein Herr nicht un-intereſſirte, treue uñ fleißige Bedienten hat, die des Landes Gelegenheit wohl wiſſen oder doch ſo viel Geſchicklichkeit haben, daß ſieſich deſſen bald erkundigen koͤnnen. Dieſe Be- dienten nun muͤſſen der Herrſchafft zu gewiſſen Tagen und ſo offt es die Noth erfodert, von dem Zuſtand des Cammer-Weſens und vorfal- lenden Sachen Bericht abſtatten, ihre Aufſaͤ- tze præſentiren und Reſolution auf Suppli-
quen
G 5
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0125"n="105"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> hung derer <hirendition="#aq">ad pias cauſas</hi> gewidmeten Guͤter<lb/>
oder Gelder die Herrſchafftlichen <hirendition="#aq">Revenu</hi>en zu<lb/>
verbeſſern trachten und doch manches, ſo ſie mit<lb/>
guten Gewiſſen haben koͤnten, <hirendition="#aq">negligi</hi>ren, da-<lb/>
durch denn nothwendig der Fluch in die Einnah-<lb/>
me kommen, und eines mit dem andern (weil<lb/>
kein Seegen da iſt) in Abnahme gerathen<lb/>
muß, wie die Erfahrung bezeugt; (2.) Bey der<lb/>
Abgabe vor allen Dingen beobachtet werde,<lb/>
daß Tag-Loͤhner und Handwercks-Leute ohne<lb/>
Aufſchub bezahlet, und zu milden Sachen auch<lb/>
milde und nicht kaͤrglich gegeben werde. Denn<lb/>
wie beydes von GOtt eꝛnſtlich befohlen, und das<lb/>
letztere groſſe Verheiſſungen hat, ſo wird<lb/>
GOtt, wenn er dieſe <hirendition="#aq">Rubric</hi> mit reichen Maaß<lb/>
in der Ausgabe ſiehet, gantz gewiß den Seegen<lb/>
drauf erfolgen laſſen. (3.) Alles aber iſt ver-<lb/>
geblich, und kan das Cammer-Weſen nimmer-<lb/>
mehr zu Stande kommen, wenn ein Herr nicht<lb/>
un-<hirendition="#aq">intereſſi</hi>rte, treue uñ fleißige Bedienten hat,<lb/>
die des Landes Gelegenheit wohl wiſſen oder<lb/>
doch ſo viel Geſchicklichkeit haben, daß ſieſich<lb/>
deſſen bald erkundigen koͤnnen. Dieſe Be-<lb/>
dienten nun muͤſſen der Herrſchafft zu gewiſſen<lb/>
Tagen und ſo offt es die Noth erfodert, von<lb/>
dem Zuſtand des Cammer-Weſens und vorfal-<lb/>
lenden Sachen Bericht abſtatten, ihre Aufſaͤ-<lb/>
tze <hirendition="#aq">præſenti</hi>ren und <hirendition="#aq">Reſolution</hi> auf <hirendition="#aq">Suppli-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig">G 5</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">qu</hi>en</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[105/0125]
hung derer ad pias cauſas gewidmeten Guͤter
oder Gelder die Herrſchafftlichen Revenuen zu
verbeſſern trachten und doch manches, ſo ſie mit
guten Gewiſſen haben koͤnten, negligiren, da-
durch denn nothwendig der Fluch in die Einnah-
me kommen, und eines mit dem andern (weil
kein Seegen da iſt) in Abnahme gerathen
muß, wie die Erfahrung bezeugt; (2.) Bey der
Abgabe vor allen Dingen beobachtet werde,
daß Tag-Loͤhner und Handwercks-Leute ohne
Aufſchub bezahlet, und zu milden Sachen auch
milde und nicht kaͤrglich gegeben werde. Denn
wie beydes von GOtt eꝛnſtlich befohlen, und das
letztere groſſe Verheiſſungen hat, ſo wird
GOtt, wenn er dieſe Rubric mit reichen Maaß
in der Ausgabe ſiehet, gantz gewiß den Seegen
drauf erfolgen laſſen. (3.) Alles aber iſt ver-
geblich, und kan das Cammer-Weſen nimmer-
mehr zu Stande kommen, wenn ein Herr nicht
un-intereſſirte, treue uñ fleißige Bedienten hat,
die des Landes Gelegenheit wohl wiſſen oder
doch ſo viel Geſchicklichkeit haben, daß ſieſich
deſſen bald erkundigen koͤnnen. Dieſe Be-
dienten nun muͤſſen der Herrſchafft zu gewiſſen
Tagen und ſo offt es die Noth erfodert, von
dem Zuſtand des Cammer-Weſens und vorfal-
lenden Sachen Bericht abſtatten, ihre Aufſaͤ-
tze præſentiren und Reſolution auf Suppli-
quen
G 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/125>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.