Holtz gut zu fällen sey, daß es gut bleibe, und die Würmer nicht darein kommen, wie auch von Erd-Gewächsen, wie etwan ein Garten anzule- gen, daß solcher nicht an unrechtem Orte an- geleget werden, oder sonst, ob auch der Erdbo- den von Natur dazu tüchtig ist? Denn, wenn solches nicht in Acht genommen wird, nichts recht fruchtbares daraus werden kan, ob man gleich noch so viel Unkosten darauf wenden wol- te. Vermittelst obgedachter Wissenschaff- ten und Erfahrung könte der anzustellende Bau desto glücklicher von Statten gehen, und es müs- sen auch die andern Bau-Leute und Handwer- cker desto bessern Fleiß und Vorsichtigkeit dar- bey anwenden, weil es ihrer aller Beruff wäre, daß der Bau-Meister alsdenn die Arbeit selbst verstünde.
§. 9. Es werden wenig Städte in Teutsch- land seyn, da man nicht allerhand wüste Ge- bäude antrifft, entweder wüste Kirchen, oder an- dere Oerter die ehemahls in denen papistischen Zeiten Klöster gewesen, und andere Gebäude, die nach und nach von den Witterungen ruini- ret werden, einfallen, und keinem Menschen den geringsten Nutzen schaffen. Gleichwie aber solche wüste Gebäude denen Städten zur De- formität gereichen, und ein Landes-Fürst da- hin zu sehen hat, daß alles angebauet sey. Als
müssen
Holtz gut zu faͤllen ſey, daß es gut bleibe, und die Wuͤrmer nicht darein kommen, wie auch von Erd-Gewaͤchſen, wie etwan ein Garten anzule- gen, daß ſolcher nicht an unrechtem Orte an- geleget werden, oder ſonſt, ob auch der Erdbo- den von Natur dazu tuͤchtig iſt? Denn, wenn ſolches nicht in Acht genommen wird, nichts recht fruchtbares daraus werden kan, ob man gleich noch ſo viel Unkoſten darauf wenden wol- te. Vermittelſt obgedachter Wiſſenſchaff- ten und Erfahrung koͤnte der anzuſtellende Bau deſto gluͤcklicher von Statten gehen, und es muͤſ- ſen auch die andern Bau-Leute und Handwer- cker deſto beſſern Fleiß und Vorſichtigkeit dar- bey anwenden, weil es ihrer aller Beruff waͤre, daß der Bau-Meiſter alsdenn die Arbeit ſelbſt verſtuͤnde.
§. 9. Es werden wenig Staͤdte in Teutſch- land ſeyn, da man nicht allerhand wuͤſte Ge- baͤude antrifft, entweder wuͤſte Kirchen, oder an- dere Oerter die ehemahls in denen papiſtiſchen Zeiten Kloͤſter geweſen, und andere Gebaͤude, die nach und nach von den Witterungen ruini- ret werden, einfallen, und keinem Menſchen den geringſten Nutzen ſchaffen. Gleichwie aber ſolche wuͤſte Gebaͤude denen Staͤdten zur De- formitaͤt gereichen, und ein Landes-Fuͤrſt da- hin zu ſehen hat, daß alles angebauet ſey. Als
muͤſſen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f1260"n="1240"/><fwplace="top"type="header"><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/></fw> Holtz gut zu faͤllen ſey, daß es gut bleibe, und die<lb/>
Wuͤrmer nicht darein kommen, wie auch von<lb/>
Erd-Gewaͤchſen, wie etwan ein Garten anzule-<lb/>
gen, daß ſolcher nicht an unrechtem Orte an-<lb/>
geleget werden, oder ſonſt, ob auch der Erdbo-<lb/>
den von Natur dazu tuͤchtig iſt? Denn, wenn<lb/>ſolches nicht in Acht genommen wird, nichts<lb/>
recht fruchtbares daraus werden kan, ob man<lb/>
gleich noch ſo viel Unkoſten darauf wenden wol-<lb/>
te. Vermittelſt obgedachter Wiſſenſchaff-<lb/>
ten und Erfahrung koͤnte der anzuſtellende Bau<lb/>
deſto gluͤcklicher von Statten gehen, und es muͤſ-<lb/>ſen auch die andern Bau-Leute und Handwer-<lb/>
cker deſto beſſern Fleiß und Vorſichtigkeit dar-<lb/>
bey anwenden, weil es ihrer aller Beruff waͤre,<lb/>
daß der Bau-Meiſter alsdenn die Arbeit ſelbſt<lb/>
verſtuͤnde.</p><lb/><p>§. 9. Es werden wenig Staͤdte in Teutſch-<lb/>
land ſeyn, da man nicht allerhand wuͤſte Ge-<lb/>
baͤude antrifft, entweder wuͤſte Kirchen, oder an-<lb/>
dere Oerter die ehemahls in denen papiſtiſchen<lb/>
Zeiten Kloͤſter geweſen, und andere Gebaͤude,<lb/>
die nach und nach von den Witterungen <hirendition="#aq">ruini-</hi><lb/>
ret werden, einfallen, und keinem Menſchen den<lb/>
geringſten Nutzen ſchaffen. Gleichwie aber<lb/>ſolche wuͤſte Gebaͤude denen Staͤdten zur <hirendition="#aq">De-<lb/>
formi</hi>taͤt gereichen, und ein Landes-Fuͤrſt da-<lb/>
hin zu ſehen hat, daß alles angebauet ſey. Als<lb/><fwplace="bottom"type="catch">muͤſſen</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[1240/1260]
Holtz gut zu faͤllen ſey, daß es gut bleibe, und die
Wuͤrmer nicht darein kommen, wie auch von
Erd-Gewaͤchſen, wie etwan ein Garten anzule-
gen, daß ſolcher nicht an unrechtem Orte an-
geleget werden, oder ſonſt, ob auch der Erdbo-
den von Natur dazu tuͤchtig iſt? Denn, wenn
ſolches nicht in Acht genommen wird, nichts
recht fruchtbares daraus werden kan, ob man
gleich noch ſo viel Unkoſten darauf wenden wol-
te. Vermittelſt obgedachter Wiſſenſchaff-
ten und Erfahrung koͤnte der anzuſtellende Bau
deſto gluͤcklicher von Statten gehen, und es muͤſ-
ſen auch die andern Bau-Leute und Handwer-
cker deſto beſſern Fleiß und Vorſichtigkeit dar-
bey anwenden, weil es ihrer aller Beruff waͤre,
daß der Bau-Meiſter alsdenn die Arbeit ſelbſt
verſtuͤnde.
§. 9. Es werden wenig Staͤdte in Teutſch-
land ſeyn, da man nicht allerhand wuͤſte Ge-
baͤude antrifft, entweder wuͤſte Kirchen, oder an-
dere Oerter die ehemahls in denen papiſtiſchen
Zeiten Kloͤſter geweſen, und andere Gebaͤude,
die nach und nach von den Witterungen ruini-
ret werden, einfallen, und keinem Menſchen den
geringſten Nutzen ſchaffen. Gleichwie aber
ſolche wuͤſte Gebaͤude denen Staͤdten zur De-
formitaͤt gereichen, und ein Landes-Fuͤrſt da-
hin zu ſehen hat, daß alles angebauet ſey. Als
muͤſſen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1260>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.