geprediget wird, getrieben werden. Wird es gleich an einigen Orten die Mittwoch nach den Pfingst-Feyertagen ausgetruncken, so verhin- dern doch die Praeparatorien, die die Feyertage über auf den allgemeinen Schmauß gemacht werden, und die Vorstellung der so nahe bevor- stehenden Lustbarkeit die Andacht, die recht- schaffene Christen bey einer so heiligen Zeit ha- ben sollen; Jndem die Mißbräuche, da die gan- tze Gemeinde den Pfingst-Bier. Schmause bey- wohnet, nicht gar wohl von dem rechten Ge- brauch abgesondert werden können, so solten Christliche Landes-Herrn bedacht seyn, daß ent- weder das sogenannte Pfingst-Biertrincken auf den Dörffern gantz und gar abgeschafft, oder doch auf eine andere Zeit an einen Werckel-Ta- ge in der Woche, und nicht auf den Tag, der den Feyertagen gleich folgte, verleget, und denen Gemeinden scharff anbefohlen würde, dasselbe ohne alle sündliche Reden und ärgerliches Jauch- tzen oder Schreyen in stiller Vergnügung zu- sammen auszutrincken.
§. 11. Um diese Zeit herum ist auch insge- mein in den Städten gebräuchlich, daß die Bür- ger das Vogelschiessen halten, worüber die Herrn Theologi, wegen gar vieler mit darbey unterlauffenden ärgerlichen Dinge, gar offt ge- eiffert. Nun ist zwar das Vogelabschiessen ei-
ne
geprediget wird, getrieben werden. Wird es gleich an einigen Orten die Mittwoch nach den Pfingſt-Feyertagen ausgetruncken, ſo verhin- dern doch die Præparatorien, die die Feyertage uͤber auf den allgemeinen Schmauß gemacht werden, und die Vorſtellung der ſo nahe bevor- ſtehenden Luſtbarkeit die Andacht, die recht- ſchaffene Chriſten bey einer ſo heiligen Zeit ha- ben ſollen; Jndem die Mißbraͤuche, da die gan- tze Gemeinde den Pfingſt-Bier. Schmauſe bey- wohnet, nicht gar wohl von dem rechten Ge- brauch abgeſondert werden koͤnnen, ſo ſolten Chriſtliche Landes-Herrn bedacht ſeyn, daß ent- weder das ſogenannte Pfingſt-Biertrincken auf den Doͤrffern gantz und gar abgeſchafft, oder doch auf eine andere Zeit an einen Werckel-Ta- ge in der Woche, und nicht auf den Tag, der den Feyertagen gleich folgte, verleget, und denen Gemeinden ſcharff anbefohlen wuͤrde, daſſelbe ohne alle ſuͤndliche Reden und aͤꝛgerliches Jauch- tzen oder Schreyen in ſtiller Vergnuͤgung zu- ſammen auszutrincken.
§. 11. Um dieſe Zeit herum iſt auch insge- mein in den Staͤdten gebraͤuchlich, daß die Buͤr- ger das Vogelſchieſſen halten, woruͤber die Herrn Theologi, wegen gar vieler mit darbey unterlauffenden aͤrgerlichen Dinge, gar offt ge- eiffert. Nun iſt zwar das Vogelabſchieſſen ei-
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geprediget wird, getrieben werden. Wird es
gleich an einigen Orten die Mittwoch nach den
Pfingſt-Feyertagen ausgetruncken, ſo verhin-
dern doch die Præparatorien, die die Feyertage
uͤber auf den allgemeinen Schmauß gemacht
werden, und die Vorſtellung der ſo nahe bevor-
ſtehenden Luſtbarkeit die Andacht, die recht-
ſchaffene Chriſten bey einer ſo heiligen Zeit ha-
ben ſollen; Jndem die Mißbraͤuche, da die gan-
tze Gemeinde den Pfingſt-Bier. Schmauſe bey-
wohnet, nicht gar wohl von dem rechten Ge-
brauch abgeſondert werden koͤnnen, ſo ſolten
Chriſtliche Landes-Herrn bedacht ſeyn, daß ent-
weder das ſogenannte Pfingſt-Biertrincken auf
den Doͤrffern gantz und gar abgeſchafft, oder
doch auf eine andere Zeit an einen Werckel-Ta-
ge in der Woche, und nicht auf den Tag, der den
Feyertagen gleich folgte, verleget, und denen
Gemeinden ſcharff anbefohlen wuͤrde, daſſelbe
ohne alle ſuͤndliche Reden und aͤꝛgerliches Jauch-
tzen oder Schreyen in ſtiller Vergnuͤgung zu-
ſammen auszutrincken.
§. 11. Um dieſe Zeit herum iſt auch insge-
mein in den Staͤdten gebraͤuchlich, daß die Buͤr-
ger das Vogelſchieſſen halten, woruͤber die
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unterlauffenden aͤrgerlichen Dinge, gar offt ge-
eiffert. Nun iſt zwar das Vogelabſchieſſen ei-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1320>, abgerufen am 23.11.2024.
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