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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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viel gottloses Wesen, Dieberey, gewaltsame
Einbrüche, Mord, Raub und zuweilen verderb-
licher Brandschade, auch boshaffte Bedrohun-
gen und Befehdungen, wie die traurigen Exem-
pel von einigen Jahren her am Tage liegen und
bekannt, öffters von solchen Leuten ausgeübet
werden, daß fast niemand mehr des starcken
und täglichen Anlauffs sich erwehren, noch in
seinen Wohnungen und bey den Seinigen, son-
derlich an abgelegenen Orten und auff dem
Lande davor sicher seyn kan, daher handeln die-
jenigen Landes-Fürsten überaus Christlich und
löblich, die in ihren Ländern solche Veranstal-
tung treffen, damit die Nothdürfftigen versor-
get und die gesunden Boshafftigen zu gewisser
Arbeit angehalten, das Ausgehen und Betteln
hingegen gantz und gar verbothen werde, als
wie Jhro Königl. Majest. in Pohlen und Chur-
fürstl. Durchl. zu Sachsen im Churfürsten-
thum Sachsen und andern incorporirten Lan-
den dergleichen allergnädigste Verordnungen
ergehen lassen.

§. 2. Diesemnach ist ernstlich anzubefeh-
len, daß sowohl in denen Städten als Flecken
und Dörffern sich niemand von Manns- und
Weibs-Personen, oder auch Kindern, weder
auf denen Land-Strassen und Gassen, oder
auch vor denen Thüren und in Häusern, es seyn

ein-



viel gottloſes Weſen, Dieberey, gewaltſame
Einbruͤche, Mord, Raub und zuweilen verderb-
licher Brandſchade, auch boshaffte Bedrohun-
gen und Befehdungen, wie die traurigen Exem-
pel von einigen Jahren her am Tage liegen und
bekannt, oͤffters von ſolchen Leuten ausgeuͤbet
werden, daß faſt niemand mehr des ſtarcken
und taͤglichen Anlauffs ſich erwehren, noch in
ſeinen Wohnungen und bey den Seinigen, ſon-
derlich an abgelegenen Orten und auff dem
Lande davor ſicher ſeyn kan, daher handeln die-
jenigen Landes-Fuͤrſten uͤberaus Chriſtlich und
loͤblich, die in ihren Laͤndern ſolche Veranſtal-
tung treffen, damit die Nothduͤrfftigen verſor-
get und die geſunden Boshafftigen zu gewiſſer
Arbeit angehalten, das Ausgehen und Betteln
hingegen gantz und gar verbothen werde, als
wie Jhro Koͤnigl. Majeſt. in Pohlen und Chur-
fuͤrſtl. Durchl. zu Sachſen im Churfuͤrſten-
thum Sachſen und andern incorporirten Lan-
den dergleichen allergnaͤdigſte Verordnungen
ergehen laſſen.

§. 2. Dieſemnach iſt ernſtlich anzubefeh-
len, daß ſowohl in denen Staͤdten als Flecken
und Doͤrffern ſich niemand von Manns- und
Weibs-Perſonen, oder auch Kindern, weder
auf denen Land-Straſſen und Gaſſen, oder
auch vor denen Thuͤren und in Haͤuſern, es ſeyn

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[1306/1326] viel gottloſes Weſen, Dieberey, gewaltſame Einbruͤche, Mord, Raub und zuweilen verderb- licher Brandſchade, auch boshaffte Bedrohun- gen und Befehdungen, wie die traurigen Exem- pel von einigen Jahren her am Tage liegen und bekannt, oͤffters von ſolchen Leuten ausgeuͤbet werden, daß faſt niemand mehr des ſtarcken und taͤglichen Anlauffs ſich erwehren, noch in ſeinen Wohnungen und bey den Seinigen, ſon- derlich an abgelegenen Orten und auff dem Lande davor ſicher ſeyn kan, daher handeln die- jenigen Landes-Fuͤrſten uͤberaus Chriſtlich und loͤblich, die in ihren Laͤndern ſolche Veranſtal- tung treffen, damit die Nothduͤrfftigen verſor- get und die geſunden Boshafftigen zu gewiſſer Arbeit angehalten, das Ausgehen und Betteln hingegen gantz und gar verbothen werde, als wie Jhro Koͤnigl. Majeſt. in Pohlen und Chur- fuͤrſtl. Durchl. zu Sachſen im Churfuͤrſten- thum Sachſen und andern incorporirten Lan- den dergleichen allergnaͤdigſte Verordnungen ergehen laſſen. §. 2. Dieſemnach iſt ernſtlich anzubefeh- len, daß ſowohl in denen Staͤdten als Flecken und Doͤrffern ſich niemand von Manns- und Weibs-Perſonen, oder auch Kindern, weder auf denen Land-Straſſen und Gaſſen, oder auch vor denen Thuͤren und in Haͤuſern, es ſeyn ein-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1326>, abgerufen am 23.11.2024.