Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

Bild:
<< vorherige Seite



tion aus den Renth-Cammern sofort auszahlen
lassen.

§. 5. Die Zeugnisse und Pässe der Abge-
brannten, welche allenthalben, wo sie vorgezeiget
werden, genau zu examiniren sind, müssen nicht
länger denn auf ein Jahr, welches iederzeit mit
hinein zu rücken ist, ertheilet werden, und die-
jenigen, welche sich derselben auf eine längere
Zeit bedienen möchten, sind in Verhafft zu neh-
men, und mit der Straffe des Zuchthauses zu be-
legen. Es wäre denn, daß sie in continenti gnug-
sam erhebliche Verhinderungen und Ursachen
beyzubringen hätten, warum sie bey verflossener
Frist sich nicht sofort wieder zurück begeben kön-
ten. Worauff iedes Orts Obrigkeit, und daß
diese Leute über einen, oder an mittlern Orten
über zwey, und in grossen Städten über drey
Tage sich nicht aufhalten, worzu ihnen gewisse
Zeddel zu geben, Acht zu haben, und sie darneben
ernstlich zu ermahnen hat, damit in Abhohlung
und Ertheilung der Zeugnisse kein Mißbrauch
und Unterschleiff vorgehen möge.

§. 6. Wie nach dem Sprüchwort von den
Pfarrern insgemein mehr an Kindern und Bü-
chern denn Gütern hinterlassen wird; also ist es
um so viel nöthiger und billiger, daß die armen
hinterbliebenen Wittwen und Waysen derer,
welche vor unsere Seelen treulich mit gesorget,

auch



tion aus den Renth-Cammern ſofort auszahlen
laſſen.

§. 5. Die Zeugniſſe und Paͤſſe der Abge-
brannten, welche allenthalben, wo ſie vorgezeiget
werden, genau zu examiniren ſind, muͤſſen nicht
laͤnger denn auf ein Jahr, welches iederzeit mit
hinein zu ruͤcken iſt, ertheilet werden, und die-
jenigen, welche ſich derſelben auf eine laͤngere
Zeit bedienen moͤchten, ſind in Verhafft zu neh-
men, und mit der Straffe des Zuchthauſes zu be-
legen. Es waͤre denn, daß ſie in continenti gnug-
ſam erhebliche Verhinderungen und Urſachen
beyzubringen haͤtten, warum ſie bey verfloſſener
Friſt ſich nicht ſofort wieder zuruͤck begeben koͤn-
ten. Worauff iedes Orts Obrigkeit, und daß
dieſe Leute uͤber einen, oder an mittlern Orten
uͤber zwey, und in groſſen Staͤdten uͤber drey
Tage ſich nicht aufhalten, worzu ihnen gewiſſe
Zeddel zu geben, Acht zu haben, und ſie darneben
ernſtlich zu ermahnen hat, damit in Abhohlung
und Ertheilung der Zeugniſſe kein Mißbrauch
und Unterſchleiff vorgehen moͤge.

§. 6. Wie nach dem Spruͤchwort von den
Pfarrern insgemein mehr an Kindern und Buͤ-
chern denn Guͤtern hinterlaſſen wird; alſo iſt es
um ſo viel noͤthiger und billiger, daß die armen
hinterbliebenen Wittwen und Wayſen derer,
welche vor unſere Seelen treulich mit geſorget,

auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f1329" n="1309"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw><hi rendition="#aq">tion</hi> aus den Renth-Cammern &#x017F;ofort auszahlen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>§. 5. Die Zeugni&#x017F;&#x017F;e und Pa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Abge-<lb/>
brannten, welche allenthalben, wo &#x017F;ie vorgezeiget<lb/>
werden, genau zu <hi rendition="#aq">examini</hi>ren &#x017F;ind, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nicht<lb/>
la&#x0364;nger denn auf ein Jahr, welches iederzeit mit<lb/>
hinein zu ru&#x0364;cken i&#x017F;t, ertheilet werden, und die-<lb/>
jenigen, welche &#x017F;ich der&#x017F;elben auf eine la&#x0364;ngere<lb/>
Zeit bedienen mo&#x0364;chten, &#x017F;ind in Verhafft zu neh-<lb/>
men, und mit der Straffe des Zuchthau&#x017F;es zu be-<lb/>
legen. Es wa&#x0364;re denn, daß &#x017F;ie <hi rendition="#aq">in continenti</hi> gnug-<lb/>
&#x017F;am erhebliche Verhinderungen und Ur&#x017F;achen<lb/>
beyzubringen ha&#x0364;tten, warum &#x017F;ie bey verflo&#x017F;&#x017F;ener<lb/>
Fri&#x017F;t &#x017F;ich nicht &#x017F;ofort wieder zuru&#x0364;ck begeben ko&#x0364;n-<lb/>
ten. Worauff iedes Orts Obrigkeit, und daß<lb/>
die&#x017F;e Leute u&#x0364;ber einen, oder an mittlern Orten<lb/>
u&#x0364;ber zwey, und in gro&#x017F;&#x017F;en Sta&#x0364;dten u&#x0364;ber drey<lb/>
Tage &#x017F;ich nicht aufhalten, worzu ihnen gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Zeddel zu geben, Acht zu haben, und &#x017F;ie darneben<lb/>
ern&#x017F;tlich zu ermahnen hat, damit in Abhohlung<lb/>
und Ertheilung der Zeugni&#x017F;&#x017F;e kein Mißbrauch<lb/>
und Unter&#x017F;chleiff vorgehen mo&#x0364;ge.</p><lb/>
        <p>§. 6. Wie nach dem Spru&#x0364;chwort von den<lb/>
Pfarrern insgemein mehr an Kindern und Bu&#x0364;-<lb/>
chern denn Gu&#x0364;tern hinterla&#x017F;&#x017F;en wird; al&#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
um &#x017F;o viel no&#x0364;thiger und billiger, daß die armen<lb/>
hinterbliebenen Wittwen und Way&#x017F;en derer,<lb/>
welche vor un&#x017F;ere Seelen treulich mit ge&#x017F;orget,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1309/1329] tion aus den Renth-Cammern ſofort auszahlen laſſen. §. 5. Die Zeugniſſe und Paͤſſe der Abge- brannten, welche allenthalben, wo ſie vorgezeiget werden, genau zu examiniren ſind, muͤſſen nicht laͤnger denn auf ein Jahr, welches iederzeit mit hinein zu ruͤcken iſt, ertheilet werden, und die- jenigen, welche ſich derſelben auf eine laͤngere Zeit bedienen moͤchten, ſind in Verhafft zu neh- men, und mit der Straffe des Zuchthauſes zu be- legen. Es waͤre denn, daß ſie in continenti gnug- ſam erhebliche Verhinderungen und Urſachen beyzubringen haͤtten, warum ſie bey verfloſſener Friſt ſich nicht ſofort wieder zuruͤck begeben koͤn- ten. Worauff iedes Orts Obrigkeit, und daß dieſe Leute uͤber einen, oder an mittlern Orten uͤber zwey, und in groſſen Staͤdten uͤber drey Tage ſich nicht aufhalten, worzu ihnen gewiſſe Zeddel zu geben, Acht zu haben, und ſie darneben ernſtlich zu ermahnen hat, damit in Abhohlung und Ertheilung der Zeugniſſe kein Mißbrauch und Unterſchleiff vorgehen moͤge. §. 6. Wie nach dem Spruͤchwort von den Pfarrern insgemein mehr an Kindern und Buͤ- chern denn Guͤtern hinterlaſſen wird; alſo iſt es um ſo viel noͤthiger und billiger, daß die armen hinterbliebenen Wittwen und Wayſen derer, welche vor unſere Seelen treulich mit geſorget, auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1329
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1329>, abgerufen am 16.06.2024.