andere nicht arbeiten könten, und ferner, daß auch andere um und neben sie seyn müsten, so wäre es doch besser als der Müßiggang und das Betteln und würden sie doch leicht so viel verdie- nen, als sie zu ihrem Unterhalt brauchten und diejenigen, so die Obsicht darbey hätten, und et- wan zuweilen Handlangen müsten, dürfften auch unterdessen nicht eben müßig gehen. Auff gleiche Maaße könten auch die Blödsinnigen zur Arbeit angehalten werden, wenn man ihnen eine Arbeit gäbe, die keines Kopffbrechens oder Nachdenckens brauchte.
§. 26. Wolte man einwenden, es würde die- ses einen grossen Verlag brauchen und die Ko- sten nicht abwerffen, zudem müste man auch Ort und Stelle vor solche Leute haben, so ist zu antworten: Der Verlag wäre wohl so groß nicht; Denn wenn man die Allmosen, welche solche Leute doch geniessen oder einsammlen, dar- zu anwendete, so könte man vielleicht die Arbeit vor den Profit rechnen. Die hiebevorigen Klöster und davon noch verhandenen Gebäude oder andere leere Häuser könten gar leicht zu solchen ehrlichen Werck, Arbeit- und Versor- gungs-Häusern gemacht werden.
§. 27. Würde weiter gefragt; wo man denn Arbeit gnug hernähme vor solche Leute? so wolte ich antworten: Die Cramer und
Hand-
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andere nicht arbeiten koͤnten, und ferner, daß auch andere um und neben ſie ſeyn muͤſten, ſo waͤre es doch beſſer als der Muͤßiggang und das Betteln und wuͤrden ſie doch leicht ſo viel verdie- nen, als ſie zu ihrem Unterhalt brauchten und diejenigen, ſo die Obſicht darbey haͤtten, und et- wan zuweilen Handlangen muͤſten, duͤrfften auch unterdeſſen nicht eben muͤßig gehen. Auff gleiche Maaße koͤnten auch die Bloͤdſinnigen zur Arbeit angehalten werden, wenn man ihnen eine Arbeit gaͤbe, die keines Kopffbrechens oder Nachdenckens brauchte.
§. 26. Wolte man einwenden, es wuͤrde die- ſes einen groſſen Verlag brauchen und die Ko- ſten nicht abwerffen, zudem muͤſte man auch Ort und Stelle vor ſolche Leute haben, ſo iſt zu antworten: Der Verlag waͤre wohl ſo groß nicht; Denn wenn man die Allmoſen, welche ſolche Leute doch genieſſen oder einſammlen, dar- zu anwendete, ſo koͤnte man vielleicht die Arbeit vor den Profit rechnen. Die hiebevorigen Kloͤſter und davon noch verhandenen Gebaͤude oder andere leere Haͤuſer koͤnten gar leicht zu ſolchen ehrlichen Werck, Arbeit- und Verſor- gungs-Haͤuſern gemacht werden.
§. 27. Wuͤrde weiter gefragt; wo man denn Arbeit gnug hernaͤhme vor ſolche Leute? ſo wolte ich antworten: Die Cramer und
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andere nicht arbeiten koͤnten, und ferner, daß
auch andere um und neben ſie ſeyn muͤſten, ſo
waͤre es doch beſſer als der Muͤßiggang und das
Betteln und wuͤrden ſie doch leicht ſo viel verdie-
nen, als ſie zu ihrem Unterhalt brauchten und
diejenigen, ſo die Obſicht darbey haͤtten, und et-
wan zuweilen Handlangen muͤſten, duͤrfften
auch unterdeſſen nicht eben muͤßig gehen. Auff
gleiche Maaße koͤnten auch die Bloͤdſinnigen
zur Arbeit angehalten werden, wenn man ihnen
eine Arbeit gaͤbe, die keines Kopffbrechens oder
Nachdenckens brauchte.
§. 26. Wolte man einwenden, es wuͤrde die-
ſes einen groſſen Verlag brauchen und die Ko-
ſten nicht abwerffen, zudem muͤſte man auch
Ort und Stelle vor ſolche Leute haben, ſo iſt
zu antworten: Der Verlag waͤre wohl ſo groß
nicht; Denn wenn man die Allmoſen, welche
ſolche Leute doch genieſſen oder einſammlen, dar-
zu anwendete, ſo koͤnte man vielleicht die Arbeit
vor den Profit rechnen. Die hiebevorigen
Kloͤſter und davon noch verhandenen Gebaͤude
oder andere leere Haͤuſer koͤnten gar leicht zu
ſolchen ehrlichen Werck, Arbeit- und Verſor-
gungs-Haͤuſern gemacht werden.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1351>, abgerufen am 23.11.2024.
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