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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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tention gar nicht, daß solches auf allerley Art
und Weise geschehen müste, sondern er weiset
seine Cammer-Räthe billig dahin, regieret und
gewehnet sich auch selbst in diesen Stücken,
welches seinen Nutzen oder Schaden eigentlich
betrifft, nach den heilsamen Regeln der Rechte
und der Billigkeit, und lässet lieber in ereig-
nenden Fällen und zumahl auf grosse Klagen
und Lamentationes von der Sachen vernünff-
tig und mit Zuziehung anderer Räthe reden
und handeln, auch bey dem Schlusse der mei-
sten es bewenden, als daß er durch eigenmächti-
ge Anordnung in der Cammer unerkannter
Dinge verfähret, und sein selbst Richter wäre.
Er erinnert sich auch der Gewohnheit und Sa-
tzung des Landes, daß man denen, die sich über
dergleichen Anordnungen beschweren, das un-
partheyische Recht bey den Hoff-Gerichten
oder Rath-Stuben, oder allenfalls, da der
Landes-Herr sich zu sehr darbey mit Befehli-
chen interessirt gemacht, an höhern Orten
nicht verwehren könne. Demnach hat man
billig in Einbringung der Gefälle, Behaup-
tung der Regalien, Erfüllung der getroffenen
Handlungen, Bezahlung der Schulden und
übrigens, zuförderst die Vorträge, Vergleiche,
Privilegia und Abschiede, denn die Erb-Bü-
cher und dergleichen Uhrkunden, die löblichen

Lan-



tention gar nicht, daß ſolches auf allerley Art
und Weiſe geſchehen muͤſte, ſondern er weiſet
ſeine Cammer-Raͤthe billig dahin, regieret und
gewehnet ſich auch ſelbſt in dieſen Stuͤcken,
welches ſeinen Nutzen oder Schaden eigentlich
betrifft, nach den heilſamen Regeln der Rechte
und der Billigkeit, und laͤſſet lieber in ereig-
nenden Faͤllen und zumahl auf groſſe Klagen
und Lamentationes von der Sachen vernuͤnff-
tig und mit Zuziehung anderer Raͤthe reden
und handeln, auch bey dem Schluſſe der mei-
ſten es bewenden, als daß er durch eigenmaͤchti-
ge Anordnung in der Cammer unerkannter
Dinge verfaͤhret, und ſein ſelbſt Richter waͤre.
Er erinnert ſich auch der Gewohnheit und Sa-
tzung des Landes, daß man denen, die ſich uͤber
dergleichen Anordnungen beſchweren, das un-
partheyiſche Recht bey den Hoff-Gerichten
oder Rath-Stuben, oder allenfalls, da der
Landes-Herr ſich zu ſehr darbey mit Befehli-
chen intereſſirt gemacht, an hoͤhern Orten
nicht verwehren koͤnne. Demnach hat man
billig in Einbringung der Gefaͤlle, Behaup-
tung der Regalien, Erfuͤllung der getroffenen
Handlungen, Bezahlung der Schulden und
uͤbrigens, zufoͤrderſt die Vortraͤge, Vergleiche,
Privilegia und Abſchiede, denn die Erb-Buͤ-
cher und dergleichen Uhrkunden, die loͤblichen

Lan-
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[116/0136] tention gar nicht, daß ſolches auf allerley Art und Weiſe geſchehen muͤſte, ſondern er weiſet ſeine Cammer-Raͤthe billig dahin, regieret und gewehnet ſich auch ſelbſt in dieſen Stuͤcken, welches ſeinen Nutzen oder Schaden eigentlich betrifft, nach den heilſamen Regeln der Rechte und der Billigkeit, und laͤſſet lieber in ereig- nenden Faͤllen und zumahl auf groſſe Klagen und Lamentationes von der Sachen vernuͤnff- tig und mit Zuziehung anderer Raͤthe reden und handeln, auch bey dem Schluſſe der mei- ſten es bewenden, als daß er durch eigenmaͤchti- ge Anordnung in der Cammer unerkannter Dinge verfaͤhret, und ſein ſelbſt Richter waͤre. Er erinnert ſich auch der Gewohnheit und Sa- tzung des Landes, daß man denen, die ſich uͤber dergleichen Anordnungen beſchweren, das un- partheyiſche Recht bey den Hoff-Gerichten oder Rath-Stuben, oder allenfalls, da der Landes-Herr ſich zu ſehr darbey mit Befehli- chen intereſſirt gemacht, an hoͤhern Orten nicht verwehren koͤnne. Demnach hat man billig in Einbringung der Gefaͤlle, Behaup- tung der Regalien, Erfuͤllung der getroffenen Handlungen, Bezahlung der Schulden und uͤbrigens, zufoͤrderſt die Vortraͤge, Vergleiche, Privilegia und Abſchiede, denn die Erb-Buͤ- cher und dergleichen Uhrkunden, die loͤblichen Lan-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/136>, abgerufen am 18.05.2024.