Allmosen nachlauffen müssen, finden sie bey einer rechten Allmosen-Anordnung entweder an dem Ort ihres Auffenthalts, oder doch in der Nähe ihr ordentliches Wochen-Allmosen, geniessen solches in Ruhe, und reissen bey weitem nicht so viel an Kleidern und Schuhen ab. 5) Was sonsten die gottlosen Bettler durch ihre falschen Briefe und Vorstellungen denen Gottes-Kästen, Bürgern und Landmann abgestohlen und abgelogen, blei- bet im Lande und wird an würdige Arme gewen- det. 6) Von den Landstreichern und Ziegeunern, welche unter dem Schein des Bettelns die Land- Leute unzehlige mahl bestohlen, auch wohl mit Brand bedrohet, wo nicht gar heimgefucht wor- den, diese solchergestalt sicher gestellet. 7) Die- sen und andern Müßiggängern, welche Paulus beschreibet, daß sie nicht arbeiten, sondern Für- witz treiben, wird gelehret, daß sie nach gedachten Apostels Lehre mit stillem Wesen arbeiten, und ihr eigen Brod essen, auch etwas gutes mit ihren Händen schaffen. 8) Die Bettel-Kinder, so ausser den Schulen ohn alle Zucht und Gottesfurcht in dem wilden Bettel-Leben, als wie ein Unkraut und wilde Rancken aufwachsen, werden von dem Bettel-Stab entwehnet, und etwas gutes zu lernen angewiesen. 9) Geist- und weltliche Per- sonen werden durch das beschwerliche Anlauffen so vieler Bettler von ihren Verrichtungen nicht
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Allmoſen nachlauffen muͤſſen, finden ſie bey einer rechten Allmoſen-Anordnung entweder an dem Ort ihres Auffenthalts, oder doch in der Naͤhe ihr ordentliches Wochen-Allmoſen, genieſſen ſolches in Ruhe, und reiſſen bey weitem nicht ſo viel an Kleidern und Schuhen ab. 5) Was ſonſten die gottloſen Bettler durch ihre falſchen Briefe und Vorſtellungen denen Gottes-Kaͤſten, Buͤrgern und Landmann abgeſtohlen und abgelogen, blei- bet im Lande und wird an wuͤrdige Arme gewen- det. 6) Von den Landſtreichern und Ziegeunern, welche unter dem Schein des Bettelns die Land- Leute unzehlige mahl beſtohlen, auch wohl mit Brand bedrohet, wo nicht gar heimgefucht wor- den, dieſe ſolchergeſtalt ſicher geſtellet. 7) Die- ſen und andern Muͤßiggaͤngern, welche Paulus beſchreibet, daß ſie nicht arbeiten, ſondern Fuͤr- witz treiben, wird gelehret, daß ſie nach gedachten Apoſtels Lehre mit ſtillem Weſen arbeiten, und ihr eigen Brod eſſen, auch etwas gutes mit ihren Haͤnden ſchaffen. 8) Die Bettel-Kinder, ſo auſſer den Schulen ohn alle Zucht und Gottesfurcht in dem wilden Bettel-Leben, als wie ein Unkraut und wilde Rancken aufwachſen, werden von dem Bettel-Stab entwehnet, und etwas gutes zu lernen angewieſen. 9) Geiſt- und weltliche Per- ſonen werden durch das beſchwerliche Anlauffen ſo vieler Bettler von ihren Verrichtungen nicht
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Allmoſen nachlauffen muͤſſen, finden ſie bey einer
rechten Allmoſen-Anordnung entweder an dem
Ort ihres Auffenthalts, oder doch in der Naͤhe ihr
ordentliches Wochen-Allmoſen, genieſſen ſolches
in Ruhe, und reiſſen bey weitem nicht ſo viel an
Kleidern und Schuhen ab. 5) Was ſonſten die
gottloſen Bettler durch ihre falſchen Briefe und
Vorſtellungen denen Gottes-Kaͤſten, Buͤrgern
und Landmann abgeſtohlen und abgelogen, blei-
bet im Lande und wird an wuͤrdige Arme gewen-
det. 6) Von den Landſtreichern und Ziegeunern,
welche unter dem Schein des Bettelns die Land-
Leute unzehlige mahl beſtohlen, auch wohl mit
Brand bedrohet, wo nicht gar heimgefucht wor-
den, dieſe ſolchergeſtalt ſicher geſtellet. 7) Die-
ſen und andern Muͤßiggaͤngern, welche Paulus
beſchreibet, daß ſie nicht arbeiten, ſondern Fuͤr-
witz treiben, wird gelehret, daß ſie nach gedachten
Apoſtels Lehre mit ſtillem Weſen arbeiten, und
ihr eigen Brod eſſen, auch etwas gutes mit ihren
Haͤnden ſchaffen. 8) Die Bettel-Kinder, ſo auſſer
den Schulen ohn alle Zucht und Gottesfurcht in
dem wilden Bettel-Leben, als wie ein Unkraut
und wilde Rancken aufwachſen, werden von dem
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1372>, abgerufen am 23.11.2024.
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