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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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horsam und Respect zu erzeigen. Jedoch ist bey
dieser Obligation die Person des Landes-Herrn
allezeit ausgenommen.

§. 10. Es erstreckt sich auch dieser Gehorsam
auf alles dasjenige, worinnen sich Unterthanen
durch ein vorher gegangenes Pactum ihre Frey-
heit in einem und dem andern vorbehalten, als
daß sie in ihren Gerechtigkeiten und Privilegien
von dem Landes-Herrn nicht gestöhret werden
sollen. Z. E. wenn bisweilen die Städte mit ge-
waffneter Hand eingenommen werden, wird den
Capitulationen einverleibet, daß die Rechte der
Bürger nicht verringert noch geschmälert wer-
den sollen. Wenn nun der Fürst ihnen ihre Rech-
te entziehet, so handelt er freylich wider seine Zu-
sage, aber die Beschaffenheit der Unterthanen
verursacht, daß sie auch in diesem Fall ihm nicht
resistiren können, indem die Resistenz mit der Un-
terthänigkeit im geringsten nicht bestehen kan.
Hat aber der dritte Mann die Guarantie eines
solchen Pacti über sich genommen, so kan ein sol-
cher zwar dem Völcker-Recht nach diese Unter-
thanen beschützen, die Unterthanen aber können
wider den Landes-Fürsten nichts vornehmen, in-
dem ihnen niemahls Scheine des Rechten er-
mangeln würden, um ihre Facta zu beschönigen.

§. 11. Ferner sind die Unterthanen auch ver-
bunden, alles zu leiden, was ihnen vor Leid und

Un-



horſam und Reſpect zu erzeigen. Jedoch iſt bey
dieſer Obligation die Perſon des Landes-Herrn
allezeit ausgenommen.

§. 10. Es erſtreckt ſich auch dieſer Gehorſam
auf alles dasjenige, worinnen ſich Unterthanen
durch ein vorher gegangenes Pactum ihre Frey-
heit in einem und dem andern vorbehalten, als
daß ſie in ihren Gerechtigkeiten und Privilegien
von dem Landes-Herrn nicht geſtoͤhret werden
ſollen. Z. E. wenn bisweilen die Staͤdte mit ge-
waffneter Hand eingenommen werden, wird den
Capitulationen einverleibet, daß die Rechte der
Buͤrger nicht verringert noch geſchmaͤlert wer-
den ſollen. Wenn nun der Fuͤrſt ihnen ihre Rech-
te entziehet, ſo handelt er freylich wider ſeine Zu-
ſage, aber die Beſchaffenheit der Unterthanen
verurſacht, daß ſie auch in dieſem Fall ihm nicht
reſiſtiren koͤnnen, indem die Reſiſtenz mit der Un-
terthaͤnigkeit im geringſten nicht beſtehen kan.
Hat aber der dritte Mann die Guarantie eines
ſolchen Pacti uͤber ſich genommen, ſo kan ein ſol-
cher zwar dem Voͤlcker-Recht nach dieſe Unter-
thanen beſchuͤtzen, die Unterthanen aber koͤnnen
wider den Landes-Fuͤrſten nichts vornehmen, in-
dem ihnen niemahls Scheine des Rechten er-
mangeln wuͤrden, um ihre Facta zu beſchoͤnigen.

§. 11. Ferner ſind die Unterthanen auch ver-
bunden, alles zu leiden, was ihnen vor Leid und

Un-
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[1371/1391] horſam und Reſpect zu erzeigen. Jedoch iſt bey dieſer Obligation die Perſon des Landes-Herrn allezeit ausgenommen. §. 10. Es erſtreckt ſich auch dieſer Gehorſam auf alles dasjenige, worinnen ſich Unterthanen durch ein vorher gegangenes Pactum ihre Frey- heit in einem und dem andern vorbehalten, als daß ſie in ihren Gerechtigkeiten und Privilegien von dem Landes-Herrn nicht geſtoͤhret werden ſollen. Z. E. wenn bisweilen die Staͤdte mit ge- waffneter Hand eingenommen werden, wird den Capitulationen einverleibet, daß die Rechte der Buͤrger nicht verringert noch geſchmaͤlert wer- den ſollen. Wenn nun der Fuͤrſt ihnen ihre Rech- te entziehet, ſo handelt er freylich wider ſeine Zu- ſage, aber die Beſchaffenheit der Unterthanen verurſacht, daß ſie auch in dieſem Fall ihm nicht reſiſtiren koͤnnen, indem die Reſiſtenz mit der Un- terthaͤnigkeit im geringſten nicht beſtehen kan. Hat aber der dritte Mann die Guarantie eines ſolchen Pacti uͤber ſich genommen, ſo kan ein ſol- cher zwar dem Voͤlcker-Recht nach dieſe Unter- thanen beſchuͤtzen, die Unterthanen aber koͤnnen wider den Landes-Fuͤrſten nichts vornehmen, in- dem ihnen niemahls Scheine des Rechten er- mangeln wuͤrden, um ihre Facta zu beſchoͤnigen. §. 11. Ferner ſind die Unterthanen auch ver- bunden, alles zu leiden, was ihnen vor Leid und Un-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1391>, abgerufen am 23.11.2024.