dens-Zeiten an Krieg, das ist, er forcificiret sei- ne Gräntz-Pässe und andern Festungen, die er im Lande hat, auf das beste, versorget sie mit Munition und Artillerie, läst seine Zeug-Häu- ser mit allen benöthigten Kriegs-Requisiten wohl versehen, neue Stücke giessen, seine regu- lirte Militz, die er im Lande hat, fleißig exerci- ren, mustert dieselbige, und erweiset also gegen seine Nachbarn, daß er immer im Defensions- Stande ist, und sein Feind, der in seine Länder einen Einfall wagen wolte, ihn niemahls un- praeparirt antreffen würde. Es ist kein Zweif- fel, daß wenn ein Feind siehet, wie ein Potenta- te in seinem Lande in gehörigen Defensions- Stande sey, er es gar wohl überleget, ehe er ei- nen Einfall in dasselbige waget.
§. 5. Ein kluger Regente fürchtet sich nicht vor seinem Feind, und hält ihn auch nicht gerin- ge; Denn die alten und neuen Historien be- zeugen, daß beydes schädlich sey. Wenn GOtt ein Schrecken unter die Trouppen schickt, daß sie sich vor dem Feind fürchten, so ist es schon fast so viel, als wenn eine Schlacht verlohren wäre, und hingegen, wenn man auch seinen Feind gar zu geringe hält, so daß man nicht mit Schwerd- tern sondern Peitschen gegen ihn streiten will, kan man bißweilen erfahren, daß ein solcher Feind einen überwinden und den Hochmuth de- müthigen könne.
§. 6.
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dens-Zeiten an Krieg, das iſt, er forcificiret ſei- ne Graͤntz-Paͤſſe und andern Feſtungen, die er im Lande hat, auf das beſte, verſorget ſie mit Munition und Artillerie, laͤſt ſeine Zeug-Haͤu- ſer mit allen benoͤthigten Kriegs-Requiſiten wohl verſehen, neue Stuͤcke gieſſen, ſeine regu- lirte Militz, die er im Lande hat, fleißig exerci- ren, muſtert dieſelbige, und erweiſet alſo gegen ſeine Nachbarn, daß er immer im Defenſions- Stande iſt, und ſein Feind, der in ſeine Laͤnder einen Einfall wagen wolte, ihn niemahls un- præparirt antreffen wuͤrde. Es iſt kein Zweif- fel, daß wenn ein Feind ſiehet, wie ein Potenta- te in ſeinem Lande in gehoͤrigen Defenſions- Stande ſey, er es gar wohl uͤberleget, ehe er ei- nen Einfall in daſſelbige waget.
§. 5. Ein kluger Regente fuͤrchtet ſich nicht vor ſeinem Feind, und haͤlt ihn auch nicht gerin- ge; Denn die alten und neuen Hiſtorien be- zeugen, daß beydes ſchaͤdlich ſey. Wenn GOtt ein Schrecken unter die Trouppen ſchickt, daß ſie ſich vor dem Feind fuͤrchten, ſo iſt es ſchon faſt ſo viel, als wenn eine Schlacht verlohren waͤre, und hingegen, wenn man auch ſeinen Feind gar zu geringe haͤlt, ſo daß man nicht mit Schwerd- tern ſondern Peitſchen gegen ihn ſtreiten will, kan man bißweilen erfahren, daß ein ſolcher Feind einen uͤberwinden und den Hochmuth de- muͤthigen koͤnne.
§. 6.
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[1393/1413]
dens-Zeiten an Krieg, das iſt, er forcificiret ſei-
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im Lande hat, auf das beſte, verſorget ſie mit
Munition und Artillerie, laͤſt ſeine Zeug-Haͤu-
ſer mit allen benoͤthigten Kriegs-Requiſiten
wohl verſehen, neue Stuͤcke gieſſen, ſeine regu-
lirte Militz, die er im Lande hat, fleißig exerci-
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ſeine Nachbarn, daß er immer im Defenſions-
Stande iſt, und ſein Feind, der in ſeine Laͤnder
einen Einfall wagen wolte, ihn niemahls un-
præparirt antreffen wuͤrde. Es iſt kein Zweif-
fel, daß wenn ein Feind ſiehet, wie ein Potenta-
te in ſeinem Lande in gehoͤrigen Defenſions-
Stande ſey, er es gar wohl uͤberleget, ehe er ei-
nen Einfall in daſſelbige waget.
§. 5. Ein kluger Regente fuͤrchtet ſich nicht
vor ſeinem Feind, und haͤlt ihn auch nicht gerin-
ge; Denn die alten und neuen Hiſtorien be-
zeugen, daß beydes ſchaͤdlich ſey. Wenn GOtt
ein Schrecken unter die Trouppen ſchickt, daß
ſie ſich vor dem Feind fuͤrchten, ſo iſt es ſchon faſt
ſo viel, als wenn eine Schlacht verlohren waͤre,
und hingegen, wenn man auch ſeinen Feind gar
zu geringe haͤlt, ſo daß man nicht mit Schwerd-
tern ſondern Peitſchen gegen ihn ſtreiten will,
kan man bißweilen erfahren, daß ein ſolcher
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1413>, abgerufen am 23.11.2024.
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