ben wollen; so wird immer einer dem andern wegen Ungleichheit der Humeure hinderlich seyn, worzu der eine Lust hat, wird der andre misrathen, einer wird eine Schlacht wagen wollen, der andre aber solches nicht vor rath- sam befinden, es wird einer stets den andern be- neiden auf ihn jalous seyn und sich die Ehre al- lein zu schreiben wollen, bey einer glücklichen Action; hingegen wo etwas übel abgelauffen, ein ieder den Kopff wollen aus der Schlinge ziehen, die Schuld auff den andern wältzen und wird ein Landes-Herr hernach nicht wissen, von wem er die Verantwortung fordern soll. Die Wahrheit dieses Satzes wird aus vielen Historien bestärcket. Wolte man einwenden, daß gleichwohl der Heldenmüthige Printz Eu- genius und tapffere Hertzog von Marlborough zusammen in Flandern und Teuschland grosse Dinge gethan; So dienet zur Antwort, daß diese zwey Herren nicht eine eintzige Armee, sondern iedweder eine besondere commandi- ret, auch ihren großmüthigen Ehr-Begierden ein Gnügen zu schaffen, gnugsame und ein ied- weder besondere Materie gehabt, belagerte der eine eine Haupt-Festung, so hielte immittelst der andere den gleichfalls sehr mächtigen Feind ab, kam es zum Treffen, so wolte ein iedweder mit seinen Nationen in der Action selbst es
dem
ben wollen; ſo wird immer einer dem andern wegen Ungleichheit der Humeure hinderlich ſeyn, worzu der eine Luſt hat, wird der andre misrathen, einer wird eine Schlacht wagen wollen, der andre aber ſolches nicht vor rath- ſam befinden, es wird einer ſtets den andern be- neiden auf ihn jalous ſeyn und ſich die Ehre al- lein zu ſchreiben wollen, bey einer gluͤcklichen Action; hingegen wo etwas uͤbel abgelauffen, ein ieder den Kopff wollen aus der Schlinge ziehen, die Schuld auff den andern waͤltzen und wird ein Landes-Herr hernach nicht wiſſen, von wem er die Verantwortung fordern ſoll. Die Wahrheit dieſes Satzes wird aus vielen Hiſtorien beſtaͤrcket. Wolte man einwenden, daß gleichwohl der Heldenmuͤthige Printz Eu- genius und tapffere Hertzog von Marlborough zuſammen in Flandern und Teuſchland groſſe Dinge gethan; So dienet zur Antwort, daß dieſe zwey Herren nicht eine eintzige Armee, ſondern iedweder eine beſondere commandi- ret, auch ihren großmuͤthigen Ehr-Begierden ein Gnuͤgen zu ſchaffen, gnugſame und ein ied- weder beſondere Materie gehabt, belagerte der eine eine Haupt-Feſtung, ſo hielte immittelſt der andere den gleichfalls ſehr maͤchtigen Feind ab, kam es zum Treffen, ſo wolte ein iedweder mit ſeinen Nationen in der Action ſelbſt es
dem
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[1403/1423]
ben wollen; ſo wird immer einer dem andern
wegen Ungleichheit der Humeure hinderlich
ſeyn, worzu der eine Luſt hat, wird der andre
misrathen, einer wird eine Schlacht wagen
wollen, der andre aber ſolches nicht vor rath-
ſam befinden, es wird einer ſtets den andern be-
neiden auf ihn jalous ſeyn und ſich die Ehre al-
lein zu ſchreiben wollen, bey einer gluͤcklichen
Action; hingegen wo etwas uͤbel abgelauffen,
ein ieder den Kopff wollen aus der Schlinge
ziehen, die Schuld auff den andern waͤltzen
und wird ein Landes-Herr hernach nicht wiſſen,
von wem er die Verantwortung fordern ſoll.
Die Wahrheit dieſes Satzes wird aus vielen
Hiſtorien beſtaͤrcket. Wolte man einwenden,
daß gleichwohl der Heldenmuͤthige Printz Eu-
genius und tapffere Hertzog von Marlborough
zuſammen in Flandern und Teuſchland groſſe
Dinge gethan; So dienet zur Antwort, daß
dieſe zwey Herren nicht eine eintzige Armee,
ſondern iedweder eine beſondere commandi-
ret, auch ihren großmuͤthigen Ehr-Begierden
ein Gnuͤgen zu ſchaffen, gnugſame und ein ied-
weder beſondere Materie gehabt, belagerte der
eine eine Haupt-Feſtung, ſo hielte immittelſt
der andere den gleichfalls ſehr maͤchtigen Feind
ab, kam es zum Treffen, ſo wolte ein iedweder
mit ſeinen Nationen in der Action ſelbſt es
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1423>, abgerufen am 23.11.2024.
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