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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718.

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daß solche Methode nicht zu desapprobiren sey,
indem das Menschen-Blut auf die Art gescho-
net und die Fatalitäten des Krieges ziemlicher
Massen hierdurch abbreviret worden. Allein es ist
doch besser, den blutigsten Krieg zu führen, als die
Wohlfahrt einer gantzen Republic auf den Aus-
gang eines solchen Zweykampffs ankommen zu
lassen, da man nach einer oder andern unglückli-
chen Schlacht die Scharte dennoch wieder aus-
wetzen kan. Vid. Pufend. J. N. & G. pag. 12. 16.
Heutiges Tages sind dergleichen bey diesem Falle
ungewöhnlich, und dependiret der Friede meisten-
theils von denen zu unterschiedenen mahlen ver-
lohrnen Schlachten.

§. 3. Wenn nun die kriegenden Potentaten
Frieden schliessen, so werden in dem Friedens-In-
strument
folgende Puncte ausgemacht: Daß auf
beyden Theilen, so bisher in Krieg verwickelt ge-
wesen, ein guter beständiger, aufrichtiger und un-
verbrüchlicher Friede seyn soll, ingleichen alle nur
erdenckliche Feindseligkeiten zwischen ihnen so
wohl zu Wasser als zu Lande, in allen dero Kö-
nigreichen und Landen, Provintzen und Herr-
schafften, auch allen dero Unterthanen und Ein-
wohnern ohne Ansehen der Oerter und Personen
gäntzlich aufhören sollen.

§. 4. Alle dasjenige, so bey Gelegenheit des
Krieges ein oder dem andern Theile zu Leyde

ge-



daß ſolche Methode nicht zu desapprobiren ſey,
indem das Menſchen-Blut auf die Art geſcho-
net und die Fatalitaͤten des Krieges ziemlicher
Maſſen hierdurch abbreviret worden. Allein es iſt
doch beſſer, den blutigſten Krieg zu fuͤhren, als die
Wohlfahrt einer gantzen Republic auf den Aus-
gang eines ſolchen Zweykampffs ankommen zu
laſſen, da man nach einer oder andern ungluͤckli-
chen Schlacht die Scharte dennoch wieder aus-
wetzen kan. Vid. Pufend. J. N. & G. pag. 12. 16.
Heutiges Tages ſind dergleichen bey dieſem Falle
ungewoͤhnlich, und dependiret der Friede meiſten-
theils von denen zu unterſchiedenen mahlen ver-
lohrnen Schlachten.

§. 3. Wenn nun die kriegenden Potentaten
Frieden ſchlieſſen, ſo werden in dem Friedens-In-
ſtrument
folgende Puncte ausgemacht: Daß auf
beyden Theilen, ſo bisher in Krieg verwickelt ge-
weſen, ein guter beſtaͤndiger, aufrichtiger und un-
verbruͤchlicher Friede ſeyn ſoll, ingleichen alle nur
erdenckliche Feindſeligkeiten zwiſchen ihnen ſo
wohl zu Waſſer als zu Lande, in allen dero Koͤ-
nigreichen und Landen, Provintzen und Herr-
ſchafften, auch allen dero Unterthanen und Ein-
wohnern ohne Anſehen der Oerter und Perſonen
gaͤntzlich aufhoͤren ſollen.

§. 4. Alle dasjenige, ſo bey Gelegenheit des
Krieges ein oder dem andern Theile zu Leyde

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[1421/1441] daß ſolche Methode nicht zu desapprobiren ſey, indem das Menſchen-Blut auf die Art geſcho- net und die Fatalitaͤten des Krieges ziemlicher Maſſen hierdurch abbreviret worden. Allein es iſt doch beſſer, den blutigſten Krieg zu fuͤhren, als die Wohlfahrt einer gantzen Republic auf den Aus- gang eines ſolchen Zweykampffs ankommen zu laſſen, da man nach einer oder andern ungluͤckli- chen Schlacht die Scharte dennoch wieder aus- wetzen kan. Vid. Pufend. J. N. & G. pag. 12. 16. Heutiges Tages ſind dergleichen bey dieſem Falle ungewoͤhnlich, und dependiret der Friede meiſten- theils von denen zu unterſchiedenen mahlen ver- lohrnen Schlachten. §. 3. Wenn nun die kriegenden Potentaten Frieden ſchlieſſen, ſo werden in dem Friedens-In- ſtrument folgende Puncte ausgemacht: Daß auf beyden Theilen, ſo bisher in Krieg verwickelt ge- weſen, ein guter beſtaͤndiger, aufrichtiger und un- verbruͤchlicher Friede ſeyn ſoll, ingleichen alle nur erdenckliche Feindſeligkeiten zwiſchen ihnen ſo wohl zu Waſſer als zu Lande, in allen dero Koͤ- nigreichen und Landen, Provintzen und Herr- ſchafften, auch allen dero Unterthanen und Ein- wohnern ohne Anſehen der Oerter und Perſonen gaͤntzlich aufhoͤren ſollen. §. 4. Alle dasjenige, ſo bey Gelegenheit des Krieges ein oder dem andern Theile zu Leyde ge-

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Staats-Klugheit. Leipzig, 1718, S. 1421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_julii_1718/1441>, abgerufen am 01.06.2024.